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20

Ærzte

Steiermark

 || 07_08|2015

Seuchenplan: 2014

im Zeichen von Ebola

Der Flughund auf dem Teller

eines zweijährigen Kindes aus

Guinea könnte der Auslö-

ser des aktuellen Ebola-Aus-

bruchs gewesen sein. Restlos

klären lassen wird es sich

wohl nie.

Entdeckt wurde der Erre-

ger dieses viralen hämorrha­

gischen Fiebers, das über

Körperflüssigkeiten auch vom

Tier auf den Menschen über-

tragen werden kann, erstmals

1976 in der heutigen Demo-

kratischen Republik Kongo.

Seitdem wurden mehr als 20

Ebola-Ausbrüche verzeichnet,

die meisten davon in Zen-

tralafrika und lokal begrenzt.

Bis zum Ende 2013 wurde in

ganz Europa nur ein einziger

importierter Ebola-Fall be-

kannt, und so registrierten die

europäischen Gesundheits-

behörden den neuerlichen

Ausbruch anfangs noch mit

relativer Gelassenheit. Erst

nach einigen Monaten stell-

te sich heraus, dass Anzahl

und Ausbreitung des Virus

diesmal alles bisher Erlebte

übersteigen: Mehr als 20.000

Infizierte und über 9.000 Tote

waren Anfang 2015 die trau-

rige Zwischenbilanz der Epi-

demie. Und diesmal machte

die Krankheit auch vor den

USA und Europa nicht Halt.

Teamwork funktioniert

In Folge dessen erklärte die

WHO den derzeitigen Ebola-

Ausbruch am 8. August 2014

zum Internationalen Gesund-

heitsnotfall (Public Health

Emergency of International

Concern PHEIC). Alle Länder

wurden aufgefordert, sich auf

die Behandlung möglicher

Ebola-Fälle vorzubereiten.

Zwar existiert in Österreich

seit Herbst 2014 eine Ebola

Task Force, die die Kräfte

aller beteiligten Ministerien

bündelt, konkrete Entschei-

dungen werden jedoch auf

Landesebene getroffen. Und

so rüstete sich die Steiermark

durch Adaptierung ihres lan-

deseigenen Seuchenplans für

den Notfall: Landessanitäts-

direktor, Amtsärztin, KAGes,

HochInfektionsTransport-

Team, die Desinfektionsan-

stalt des Magistrates Graz

und das LKH Graz Süd West

bereiteten sich gewissenhaft

vor und tauschten ihre Exper-

tise aus.

„Wenngleich über das Fehlen

einer Hochsicherheitsisolier-

station in Österreich nicht

hinweggesehen werden kann,

konnte das Land Steiermark

im Bereich des spezifischen

Infektionsschutzes auf das

geballte Wissen seiner Ex-

perten und auf den bereits

vorausschauend erstellten

Ablaufplan im Umgang mit

hämorrhagischem Fieber zu-

rückgreifen“, betont Landes-

sanitätsdirektor Hofrat Dr.

Odo Feenstra im aktuellen

Jahresbericht des Seuchen-

plans. Die KAGes wiederum

legte in einem eigenen Leit-

faden die Vorgangsweise für

die Erstversorgung eines Ver-

dachtsfalles fest: Jeder Stand-

ort muss für die Erstversor-

gung eines Verdachtsfalles

gerüstet sein, die Blutprobe

soll gleich am Ort der Erst­

übernahme des Patienten

oder der Patientin erfolgen.

Zur weiteren Versorgung

wurde die Infektionsabtei-

lung im LKH Graz Süd West

ausgewählt – allerdings nur

bis zur Verifizierung einer

Ebola-Diagnose.

Keine Isolierstation

Bestät ig t sich nämlich

der Verdacht einer Ebola-

Infektion, ist nicht nur die

Steiermark, sondern ganz

Österreich höchst man-

gelhaft gerüstet: Bundes-

weit existiert keine einzige

Hochsicherheitsisolierstation,

die einen betroffenen Men-

schen aufnehmen und behan-

deln könnte.

Der ärztliche Direktor des

LKH Graz Süd West, Primari-

us Dr. Heribert Walch, erklär-

te im Jahresbericht des Seu-

chenplans, dass eine Adaption

der vorhandenen Räumlich-

keiten an die vorgeschrie-

benen Standards „nicht mög-

lich“ sei. Beispielsweise fehlt

nicht nur eine entsprechende

Schleuse, sondern auch das

Im vergangenen Jahr

rüstete sich das steirische Gesund-

heitswesen für mögliche Ebola-Verdachtsfälle. Das Engagement

aller Beteiligten war vorbildlich. Problematisch bleibt jedoch die

Tatsache, dass in ganz Österreich keine Hochsicherheitsisolier-

station für die Behandlung von Erkrankten zur Verfügung steht.

Masern rasant auf dem Vormarsch

Erschreckend entwickeln sich die steirischen Masern-Fälle

in der Steiermark: Während in den Jahren 2013 und 2014

jeweils acht Erkrankungen gemeldet wurden, stieg die An-

zahl heuer schon im ersten Halbjahr auf 31. Damit wurden

allein in der ersten Jahreshälfte fast so viele Fälle verzeich-

net wie im Masernjahr 2009 (steiermarkweit 32 gemeldete

Erkrankungen).

Drei der im Vorjahr Erkrankten waren nur einmal geimpft

gewesen. Immer wieder sind auch Angehörige des Gesund-

heitspersonals betroffen: So wurde 2014 eine Apothekerin

aus der Obersteiermark infiziert und musste aufgrund ei-

ner Encephalitis stationär aufgenommen werden. Nach wie

vor gilt die dringende Empfehlung für Health-Care-Wor-

ker, die Gratis-MMR-Impfung in Anspruch zu nehmen,

die in der Steiermark für Personen aller Altersgruppen

kostenfrei erhältlich ist.

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