22
ÆRZTE
Steiermark
|| 03|2017
IMPFAKTION
Jedes einzelne Kind zählt
Gerade bei Masern spielt aber
nicht nur die „große Menge“
der Population eine Rolle,
sondern durchaus auch der
„einzelne kleine Krankheits-
fall“. Die gefürchtete Ma-
sernkomplikation SSPE hat
eine Inzidenz von 7–11 To-
desfällen pro 100.000 – was
einem Durchschnitt von
0,009 Prozent entspricht. Bei
einer Grundgesamtheit von
rd. 90.000 steirischen Pflicht-
schulkindern bzw. Jugend-
lichen zwischen 6 und 14 pro
Jahr (9 Geburtenjahrgänge
zu je rd. 10.000) und unter
Die Aktion richtet sich pri-
mär an Oberstufenschüler
Innen und soll zum Abbau
von Impflücken beitragen und
wird daher von der Ärztekam-
mer für Steiermark befürwor-
tet und unterstützt. Auch
Lehrkräfte und Unterstufen-
schülerInnen können kosten-
los daran teilnehmen. Die
Schulärztinnen und -ärzte
können auf freiwilliger Basis
die Impfungen durchführen.
Ihr Impfhonorar sowie die
Kosten für den Impfstoff wer-
den vom Land Steiermark
getragen. Informationen zur
Organisation und Durchfüh-
rung erhalten die teilneh-
menden Schulen über den
Landesschulrat. Fragen zur
Administration beantwortet
auch die Wissenschaftliche
Akademie für Vorsorgemedi-
zin
(margit.pufitsch-weber@
vorsorgemedizin.st).
Besserer Herdenschutz
Grundsätzlich steht die Stei-
ermark bei jenen Impfungen,
die im Gratisimpfprogramm
angeboten werden, hinsicht-
lich der Durchimpfungsra-
ten ganz gut da. So sind bei
den Kleinkindern etwa bei
der 6-fach-Impfung im Stei-
ermarkschnitt 86,44 Prozent
komplett geimpft. MMR war
und ist aber eine Impfung,
die deutlich geringere Inan-
spruchnahmen aufweist, weil
diese Impfung einerseits tra-
ditionell auf mehr (elterliche)
Skepsis stößt und anderer-
seits nach wie vor Irrglau-
ben wie „Ich habe die Masern
selbst gut überstanden, sie sind
nicht gefährlich“ oder „Ma-
sern durchzumachen fördert
die Gesundheit von Kindern“
der Annahme, dass sich ohne
Impfung 85 % von ihnen mit
Masern anstecken würden,
ergeben sich potentiell 76.500
masernkranke Kinder/Ju-
gendliche. Wenn davon auch
nur 0,009 Prozent an SSPE
erkranken, was statistisch zu
erwarten wäre, ist mit 6,87
potentiell an SSPE erkrankten
und letztlich daran verster-
benden Kindern bzw. Jugend-
lichen im Pflichtschulalter zu
rechnen – 6 bis 7 Tragödien,
die durch Impfung vermeid-
bar sind.
Wirtschaftsfaktor
Epidemie
Auch wenn man nicht vom
denkbar schlimmsten Fall
ausgeht, sind die Auswir-
kungen von Masern den-
noch gravierend – nicht nur
menschlich, sondern auch
wirtschaftlich. Wiederum
ausgehend von der Annahme,
dass – ungeimpft – 76.500
6–14-Jährige Masern bekom-
kursieren. Gleichzeitig steigt
der epidemiologische Druck
– siehe die durchaus ernsten
Ausbrüche in Deutschland und
auch der deutliche Anstieg
von Maserninfektionen in den
ersten beiden Monaten des
heurigen Jahres in Österreich.
Zum Stand vom 31.12.2016
liegt die Durchimpfungsra-
te bei der 1. MMR-Impfung
bei den 6–15-Jährigen in der
Steiermark bei 85 %. Bei der
2. MMR-Impfung beträgt die
Quote derzeit 77 % – beide
Werte weit entfernt von den für
die Herdenimmunität notwen-
digen 95 Prozent.
MMR-Impfaktion für Oberstufe
In der Europäischen
Impfwoche vom 24. bis zum 28. April 2017 führt das Land Steiermark gemein-
sam mit dem Landesschulrat, der Ärztekammer und der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorge-
medizin eine MMR-Impfkomplettierung in den AHS und BMHS in der Steiermark durch.
Europäische Impfwoche: 24.-28. April 2017
Fotolia
Masern sind sehr ansteckend.
Ohne Impfung stecken sich 95 von
100 Menschen an, wenn 1 Masernkranker
auch nur in ihre Nähe kommt.
Masern sind gefährlich.
Bei 10 von 100 Masern-Fällen ist mit schweren
Folgeerkrankungen zu rechnen. Behinderungen können
vorkommen. Schlimmstenfalls kosten Masern das Leben.
Masern sind eine Kinderkrankheit.
Wer nicht geimpft ist, kann sie bekommen. Und verbreitet
sie weiter: Kids und Lehrer, Babys und Eltern – einfach alle.
Schutz vor Masern gibt es in den Gesundheitsämtern der Be-
zirkshauptmannschaften und bei niedergelassenen Haus- und
KinderfachärztInnen. Aber nur, wenn man sich impfen lässt. Damit
schützen Sie sich – und alle Menschen in Ihrer Umgebung!
Mehr dazu unter:
www.vorsorgemedizin.stAuch wenn man nicht
vom denkbar schlimmsten
Fall ausgeht, sind die
Auswirkungen von
Masern extrem – nicht
nur menschlich, sondern
auch wirtschaftlich.