40
Ærzte
Steiermark
|| 10|2013
forSchung SteiermarK
Fotos: creativ collection, MedUni Graz
media baSed medicine
Neurotizismus hindert Männer an der Fortpflanzung
Männer, die sich in Persönlichkeitstests als eher launisch
und emotional beschreiben, haben im Durchschnitt an-
scheinend weniger Kinder. Das berichten Forscher des
Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse
(IIASA) in Laxenburg bei Wien. Auch Frauen, bei denen
die Dimension „Gewissenhaftigkeit“ stärker ausgeprägt
war, hatten weniger Kinder.
Quelle:
rotizismus-hindert-Maenner-an-der-Fortpflanzung
Täglich bekommen Patient-
Innen von den Medien neue
„Sensationen“ aus der Welt
der Medizin aufgetischt:
Wissenschaftlerinnen der Meduni
Graz erforschen die Erhaltung von Knorpelzellen.
Arthrose-Schutzmechanismus
Die medikamentöse Thera-
pie der Arthrose ist derzeit
noch recht unspezifisch und
besteht in erster Linie aus der
Verabreichung von schmerz-
lindernden und entzündungs-
hemmenden Arzneimitteln.
Voraussetzung für die Ent-
wicklung neuer Medikamente,
die ganz gezielt in die an der
Arthrose beteiligten Prozesse
eingreifen und die Knorpel-
zerstörung stoppen können, ist
eine genaue Kenntnis der Vor-
gänge, die demKrankheitsbild
zugrunde liegen. Ein zentrales
Element sind dabei chronische
Reizungen, die im Gelenk zur
Freisetzung verschiedenster
knorpelschädigender Entzün-
dungsfaktoren führen. Der be-
kannteste dieser Botenstoffe
ist Interleukin-1, IL-1. Dieser
und andere entzündungsför-
dernde Botenstoffe lösen in
den Knorpelzellen eine Reihe
von Vorgängen aus, die unter
anderem die Ausschüttung
von Stickstoffmonoxid (NO)
zur Folge haben. NO ist ein
wichtiger körpereigener Bo-
tenstoff, der vor allem für sei-
ne gefäßerweiternde Wirkung
bekannt ist. Im Gelenk ist ein
Übermaß an NO aber von
Nachteil, da Sauerstoffradikale
zunehmen und langfristig das
Knorpelgewebe schädigen.
Internistische Rheumatolog-
Innen und OrthopädInnen der
MedUni Graz gingen der Frage
nach, wie das Lipidmolekül S1P
diese Regelkreisläufe beein-
flusst. S1P ist ein Hormon, das
an vielen physiologischen Vor-
gängen beteiligt ist und auch
in der Gelenksflüssigkeit von
gesunden Gelenken zu finden
ist. Interessant ist die Substanz
deshalb, weil sie in entzünde-
ten oder chronisch gereizten
Gelenken vermehrt gebildet
wird und bestimmte Vorgänge
innerhalb der Knorpelzellen
beeinflussen kann. Als Unter-
suchungsmaterial diente Knor-
pelgewebe von PatientInnen,
die wegen fortgeschrittener
Arthrose des Kniegelenks
eine Gelenksprothese erhielten.
„Wir hatten die Möglichkeit,
Knorpelzellen aus gesunden
und erkrankten Arealen des-
selben Gelenks zu vergleichen“,
berichtet Dr. Martin Strad-
ner, Klinische Abteilung für
Rheumatologie und Immu-
nologie. „Ein überraschender
Nebenaspekt war, dass sich
Knorpelzellen aus erkranktem
Knorpel auch in der Zellkultur
deutlich von gesundem Knor-
pel unterschieden.“
In der im „Arthritis & Rheu-
matism“ veröffentlichten Stu-
die konnten einige für das
Verständnis der Arthrose-
Entstehung grundlegende
Fragen geklärt werden. Das
wichtigste Ergebnis: S1P ist
in der Lage, dem Teufelskreis
der knorpelschädigenden
Entzündungsfaktoren entge-
genzuwirken und die durch
Interleukin-1 induzierte Bil-
dung von knorpelabbauen-
den Stoffen zu hemmen. „Wir
konnten zeigen, dass S1P die
Aktivierung eines kritischen
IL-1-Signalweges verhindert“,
so Stradner. Allerdings rea-
gierten die kultivierten Knor-
pelzellen unterschiedlich auf
den Zusatz von S1P. Verant-
wortlich dafür waren verschie-
dene S1P-Rezeptor-Subtypen.
„Menschliche Knorpelzellen
können vier verschiedene Ty-
pen von S1P-Rezeptoren be-
sitzen. Am wichtigsten sind
Typ-1 und Typ-2“, so Stradner.
„Typ-2-Rezeptoren verhindern
das Ausstoßen von knorpel-
schädigendem NO, Typ-1-Re-
zeptoren tun das nicht. Wie
stark Knorpelzellen auf S1P
reagieren, hängt also davon ab,
ob sie mehr Typ-1- oder Typ
2-Rezeptoren haben.“
Interessant sind diese Ergeb-
nisse auch deshalb, weil es mit
Fingolimod bereits einen S1P-
Aktivator gibt, der klinisch
zum Einsatz kommt. Das Me-
dikament wirkt immunsup-
pressiv und ist für die Multiple
Sklerose zugelassen.
frisch publiziert
y
Myeloperoxidase-Derived Oxidants Induce Blood-Brain
Barrier Dysfunction
In Vitro and In Vivo.
PLoS One von
Ullen, A; Singewald, E; Konya, V; Fauler, G; Reicher, H;
Nusshold, C; Hammer, A; Kratky, D; Heinemann, A; Hol-
zer, P; Malle, E; Sattler, W
y
Fentanyl for the treatment of tumor-related breakthrough
pain
von Bornemann-Cimenti, H; Wejbora, M; Szilagyi,
IS; Sandner-Kiesling, A
Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
Univ. Prof. Dr.
Winfried Gra-
ninger, Leiter
der klinischen
Abteilung für
Rheumatologie