

Ærzte
Steiermark
|| 07_08|2015
43
news
Fotos: APA-Fotoservice/Preiss, BMG
Jugendsprache – schwere Sprache
Kampagnen gegen falsche Arzneien
AKUT
Vernunft
Erwin Rasinger ist einer der
nicht allzu vielen Ärztinnen
und Ärzte im Parlament. Seit
vielen Jahren sitzt der nieder-
gelassene Wiener Allgemein-
mediziner bereits im Natio-
nalrat. Und nimmt sich auch
dann kein Blatt vor den Mund,
wenn es gegen die Parteilinie
geht.
Zuletzt wandte er sich offen
gegen das Mystery Shopping
durch von der Kasse bezahl-
te „Spitzel-Patienten“ in den
Arztpraxen. „Das Vertrauens-
verhältnis muss gewahrt wer-
den“, sagt Rasinger und merkt
auch an, dass es bereits genug
Kontrollen gäbe.
Aber nicht nur beim Mystery
Shopping hat Rasinger Beden-
ken: Er wendet sich auch heftig
gegen das in Vorbereitung
stehende „Primary Health
Care“-(PHC-)Gesetz, das in
Vorbereitung ist. Er wolle den
Beruf des Hausarztes wieder
attraktiv machen, statt ihn
durch teure Zentren zu er-
setzen. Ärzte per Gesetz zur
Zusammenarbeit zwingen zu
wollen, sei auch eine gro-
be Unterstellung, „weil Ärzte
selbstverständlich mit anderen
zusammenarbeiten.“
Rasinger kämpferisch: „Man
sollte nicht dauernd neue
Begriffe wie Primary Health
Care oder Sonstiges erfinden,
sondern sich endlich einmal
zusammensetzen und hier
mutige Schritte setzen, damit
unser Versorgungssystem im
ländlichen Bereich mit den
Landärzten, die eine Haus-
apotheke betreiben, auch in
Zukunft erhalten bleibt.“
Man darf gespannt sein, ob
die Stimme der Vernunft im
Nationalrat auch gehört wird.
Zitat
„Alle elektronischen Dienste für Leistungserbringer und Patienten werden
nur dann zu einem Erfolgskonzept, wenn der Nutzen vorhanden ist und
erfahren werden kann.“
EHEALTH.COM, Magazin für Health-IT, vernetzte Medizintechnik und Telemedizin 04/15
Mit einer durch und
durch jugendgerechten
Kampagne sollen Tee-
nies vom Rauchen
abgehalten werden.
Eventuell hat das ver-
antwortliche Gesund-
heitsministerium die
Jugendsprache aber
falsch verstanden.
Jugendliche zwischen zehn
und 14 Jahren davon abhalten,
die erste Zigarette zu rau-
chen: ein besseres Ziel kann
eine Werbekampagne kaum
haben. Um die Zielgruppe zu
erreichen, wurde die Kam-
pagne in der „Jugendsprache“
abgefasst: „Leb dein Leben.
Ohne Rauch. YOLO!“ lautet
der Slogan. Wobei YOLO für
„You Only Live Once“ steht.
Zwei parallele Kampa-
gnen sollen aufklären
und aufrütteln.
Rezeptfreie Medikamente
darf man in Österreich seit
Kurzem bekanntlich auch im
Internet kaufen. Für Apo-
theken ist das keine einfache
Situation, sind doch rezept-
pflichtige Arzneien nach An-
gaben der Interessenvertre-
tungen ein mehr als mageres
Geschäft.
Gegen gefälschte Medika-
mente geht die Apotheker-
kammer dafür gleich mit zwei
Kampagnen vor. Die eine
“Checker” (Kenner) der Ju-
gendsprache befürchten al-
lerdings, dass hier ein “Dad-
ster” (gewollt cooler Papa),
ein „Modeopfer“ (jemand,
der blind jedem Modetrend
folgt) oder gar ein „Allround-
Laie“ (Versager) irgendetwas
falsch verstanden hat: Den
mit YOLO meinen Jugendli-
che, dass man – weil man nur
einmal lebt, ruhig etwas ris-
ist eher solide gehalten und
appelliert mit dem Slogan
„Auf der sicheren Seite“ an die
Vernunft der Kundinnen und
Kunden.
kieren darf. Und Jugendwort
des Jahres war YOLO schon
– allerdings anno 2012.
„Wenn das Gesundheitsminis
terium nicht die YOLO-Ju-
gendlichen von 2012 anspre-
chen möchte, die mittlerweile
vermutlich alle Teenager-El-
tern sind oder wegen Ko-
kainhandels in einem thai-
ländischen Gefängnis sitzen,
sollte es YOLO aus der Kam-
pagne streichen“, schreibt das
jugendaffine Magazin „Vice“.
Das hat das Ministerium
nicht getan. Vermutlich hofft
es, dass die Jugendlichen die
gute Absicht verstehen. Zu
wünschen wäre es den Ver-
antwortlichen.
yolo.atEher witzig-spritzig ist die
zweite, parallel laufende
Kampagne „Fakes don’t care.
But we do“ lautet die Bot-
schaft. Sie soll in drastischen,
bewegten Comic-Bildern ver-
mitteln, dass gefälschte Prä-
parate zwar kaum erwünschte,
aber sehr wohl unerwünschte
Wirkungen haben können.
Das Problem ist ernst: In
den letzten Jahren wurden
laut Presseaussendung mehr
als 4.000 Verdachtsproben
analysiert, 95 Prozent der
getesteten Produkte seien ge-
fälscht oder illegal gewesen.
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