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Ærzte
Steiermark
|| 07_08|2015
Foto:
news
Krankenhäuser in der
Todesspirale
Fünf Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin sowie fünf Fachärztinnen und -ärzte er-
hielten im Mai ihre Diplome: Dr. Marie-Therese DOLEJSCHI, Dr. Michaela ERTLER, Dr.
Samra JASAREVIC, Dr. Katharina SIMON, Dr. Thomas WEILAND, Dr. Georg EHRLICH
(FA für Urologie), Dr. Tina IDRIS (FÄ für Frauenheilkunde und Geburtshilfe), Dr. Bettina
KRANZELBINDER (FÄ für Haut- und Geschlechtskrankheiten), Dr. Christian PIZZERA
(FA für Chirurgie), Dr. Siegfried SAUSENG (FA für Chirurgie)
Diplomüberreichung
Es klingt wie Ironie: Die Zahl
der alten Patientinnen und
Patienten steigt rasant, die ge-
riatrischen Angebote werden
aber weniger.
Beim Arbeitstreffen des Ver-
eins „Qualitätssicherung in
der Geriatrie und Geron-
tologie“ (QIGG) in Klagen-
furt nahm sich der Gastrefe-
rent, Professor Ralf-Joachim
Schulz, Inhaber des Lehr-
stuhls für Geriatrie und past
president der Deutschen Ge-
sellschaft für Geriatrie, kein
Blatt vor den Mund: „Der de-
mografische Wandel setzt sich
langsam in den Köpfen um.
Aber das Problem ist, dass wir
den Benefit einer Geriatrie nie
in harten Zahlen dargestellt
haben“, übte Schulz durchaus
Selbstkritik.
Was er aus Deutschland be-
richtete, dürfte auch Österrei-
chern bekannt vorkommen:
Qualitätsstandards werden
erhöht, die Finanzierung wird
aber reduziert. Und wer nicht
mithalten kann, bekommt
nicht mehr, um besser werden
zu können, sondern weniger –
mit dem Effekt, dass er noch
schlechter wird. Durch die
Kombination aus Unterfinan-
zierung und der Forderung
nach höherer Qualität würde
die Medizin „sich selbst stran-
gulieren“, kritisierte Schulz
und sprach wörtlich von einer
„Todesspirale“.
Wobei betreuungsintensive
Fächer, wie eben die Geriatrie
oder die Psychiatrie, derzeit
noch verschont würden, die
ersten Opfer seien die „klas-
sischen Fächer“, wo der Anteil
ambulanter Leistungen im-
mer größer werde. Aber mit
der Betonung auf „noch“.
Die Schließung von Spi-
talsstrukturen ist auch in
Deutschland ein heißes po-
litisches Eisen: „Einerseits
betonen Gesundheitspolitiker
seit Jahren, in Deutschland
gebe es zu viele Kranken-
häuser und Krankenhaus-
betten. Andererseits geben
sich Landespolitiker äußerst
zurückhaltend, wenn es da-
rum geht, über die Kranken-
hausplanung einzelne Häu-
ser zu schließen. Denn sie
wissen: Für die Bevölkerung
ist ein wohnortnahes Kran-
kenhaus ein hohes Gut. Und
nicht selten quittieren Bürger
Beim jüngsten Treffen
des Vereins Qualitätssicherung in der Geriatrie und
Gerontologie (QIGG) zeichnete der deutsche Geriater Ralf-Joachim Schulz
ein düsteres Bild – der Geriatrie und der stationären Versorgung überhaupt.
„Im Krankenhaus hat die
Ökonomie heute zu oft
ein höheres Gewicht als
die Diagnostik und die
Therapie.“