ÆRZTE
Steiermark
|| 10|2015
41
GESUNDHEITSPOLITIK
Foto: Creativ Collection
Möglichkeit haben, frei zwi-
schen Kassen zu wählen – wie
etwa in der Bundesrepublik
Deutschland gegeben.
Matusiewicz sieht in Österrei-
ch generell eine wettbewerbs-
kritische Sicht zum Wettbe-
werb vorherrschen. Gerne
werde hierzulande dem rei-
nen Kostendenken mit Argu-
menten wie der "gewachsenen
föderalen Struktur" des Spi-
talswesens und den "Eigen-
heiten der Länder" ein Riegel
vorgeschoben. Das mindere
den Vorteil, im Vergleich der
Gesundheitssysteme weit vor-
ne zu liegen wiederum bzw.
mache ihn zunichte.
Zwar sei eine Studie für Ef-
fizienzpotentiale in der So-
zialversicherung von der
Politik in Auftrag gegeben
worden, funktionieren könne
der Wettbewerb in Öster-
reich laut dem angesehenen
Gesundheitsökonomen aber
nur, wenn es einen Finanz-
ausgleich als Kern des Kon-
zeptes gäbe. Nicht gerade als
Kostendämpfer fungiere die
Pluralität von 22 Kassen, die
Wirtschaftskreise ohnehin
gerne auf drei fusionieren
würden. Oft erscheine der
Wettbewerb im Gesundheits-
wesen den Beteiligten als zu
kompliziert, sodass der Wille
zum Wettbewerb fast schon
für die Sache selbst gewertet
werden müsse.
Dass auch in Deutschland die
optimale Lösung noch nicht
gefunden worden sei, zeigt
der Umstand, dass die er-
hofften Umwälzungen noch
nicht im erwünschten Aus-
maß Platz gegriffen haben.
Zu stark seien die Gefah-
renquellen für einen Freien
Markt im Gesundheitswesen
verankert: Das Knappheits-
problem und das Marktver-
sagen rechtfertigen noch im-
mer Steuerungskorrekturen
durch den Staat.
Es werde zwar dort und da an
den Stellschrauben gedreht,
der Effekt sei aber erst in
Ein ideales System kommt auch
deswegen nicht zustande, weil
jede Kultur die ihr gemäßen
Systeme ausbildet.
zehn Jahren – in der heutigen
schnelllebigen Zeit also prak-
tisch in ungewisser Zukunft
– feststellbar.
Jede Kultur
bildet ihr System aus
Bei den Versicherten diffe-
renziert Matusiewicz zwei
Gruppen: Bei den über 50
Millionen Gesunden in
Deutschland herrsche eine
Beitragspräferenz: Sie wol-
len wenig zahlen und sie
brauchen auch nur wenig
Leistung.
Die chronisch Kranken hin-
gegen pflegten eine Produkt-
präferenz, sie brauchen eine
hohe Leistung. Ein ideales
System kommt auch des-
wegen nicht zustande, weil
jede Kultur die ihr gemäßen
Systeme ausbilde.
15.
FORTBILDUNGSMONAT
FÜR ÄRZTINNEN UND ÄRZTE IN AUSBILDUNG
PROGRAMM
NOVEMBER 2015
NOVEMBER 2015
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