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34

Ærzte

Steiermark

 || 05|2016

medizin

schließlich jene mit irrever-

siblen, nicht progredienten

Erkrankungen, die zumeist

zum frühzeitigen Tod führen.

Wobei einige der Betroffenen

viele Jahre, möglicherweise

auch mehrere Jahrzehnte mit

ihrer Krankheit leben.

Einzigartig

öffentlich finanziert

Gerade der langfristige Pfle-

geaufwand und häufig wie-

derkehrende gesundheitliche

Krisensituationen stellen

Eltern vor eine große He-

rausforderung. Eine, die sie

seit nunmehr fast eineinhalb

Jahren nicht mehr alleine

meistern müssen. Mit Jah-

reswechsel 2014/15 starteten

die steirischen Kinderpallia-

tivteams ihre Arbeit, vorerst

finanziert bis Ende 2016. Ko-

ordinator Johann Baumgart-

ner sieht auch zuversichtlich

in die Zukunft: „Wir haben

vom Land Steiermark positive

Signale erhalten und ich bin

sicher, dass wir das Kinder-

palliativteam weiterführen

werden können.“

Dass die Steiermark die Pallia-

tivbetreuung von Kindern zur

Gänze aus öffentlicher Hand

bestreitet (über den Gesund-

heitsfonds), ist österreichweit

einzigartig. In jenen Bundes-

ländern, in denen ein mobiles

pädiatrisches Palliativangebot

besteht – MOMO in Wien,

HOKI in Vorarlberg oder Pa-

pageno in Salzburg –, wird

dieses stets privat finanziert;

die öffentliche Hand gewährt

U. jungmeier-scholz

Beatmungsgerät, PEG-Sonde,

Spezialverband – Hilfsmit-

tel wie diese gehören zum

Alltag unheilbar erkrankter

Kinder und Jugendlicher so-

wie ihrer Familien ebenso

wie Sandkübel, Hundepuzzle

und Jugendkrimi. Um sie

bestmöglich unterstützen zu

können, wurde Ende 2014 das

Mobile Kinderteam-Palliativ-

betreuung ins Leben gerufen.

„Wir arbeiten interdiszipli-

när und versuchen, sämtliche

Bedürfnisse der betroffenen

Kinder sowie ihrer Eltern und

Geschwister abzudecken“, er-

klärt Anna Trinkl, ärztliche

Leiterin des Teams in Leoben.

Zwei Stützpunkte hat das stei-

rische Kinderpalliativteam:

Graz und Leoben, womit eine

flächendeckende Versorgung

gewährleistet ist.

Beide Teams sind mit Ärzt­

Innen und Pf legepersonen,

jeweils mit einer Diplomso-

zialarbeiterin, Psychologin,

Seelsorgerin, Hospizkoordi-

natorin sowie ehrenamtlichen

Ho s pi zmit a r b e it e rI nnen

besetzt. Alle verfügen über

spezielle Qualifikationen in

Pädiatrischer Palliative Care.

Nebst einer großen Portion

Empathie und der Fähigkeit

zur professionellen Distanz.

Jahrelang gemeinsam

Palliativteam klingt nach

Krebserkrankung und bal-

digem Tod – wie es bei Er-

wachsenen zumeist der Fall

ist. Bei Kindern und Jugend-

lichen sieht die Situation

grundlegend anders aus: „Nur

15 bis 20 Prozent kommen aus

dem Bereich der Onkologie;

die überwiegende Mehrzahl

der Patienten befindet sich

nicht in der Lebensendphase“,

erklärt Petra Sovinz, Häma-

to-Onkologin und Ärztin im

Grazer Kinderpalliativteam.

Palliativ betreute Kinder lei-

den eher unter lebensver-

kürzenden Stoffwechselstö-

rungen, neuropädiatrischen

Erkrankungen, genetischen

Defekten oder perinatalen

Schädigungen, aber auch kar-

diologischen oder pulmono-

logischen Indikationen. In

Graz gibt es Zuweisungen

aus dem gesamten Kinder-

zentrum – also auch von der

Kinderchirurgie.

In den IMPaCCT-Standards

pädiatrischer Palliativver-

sorgung wird zwischen vier

Zielgruppen unterschieden:

Kinder mit einer lebensbe-

drohlichen Erkrankung, für

die eine kurative Therapie

verfügbar ist, die aber auch

versagen kann. Zweitens jene

mit Erkrankungen, bei denen

ein frühzeitiger Tod unver-

meidlich ist, intensive Thera-

pie aber deutlich lebensver-

längernd wirkt, beispielsweise

Mukoviszidose. Zudem junge

Menschen mit progredienten

Erkrankungen ohne kurative

Therapiemöglichkeit – wie

Muskeldystrophien – und

PEG-Sonde und Sandkübel:

Kinder palliativ begleiten

Das Mobile Kinderpalliativteam

begleitet unheilbar kranke

Kinder und deren Familien auf ihrem oft viele Jahre langen

Weg, organisiert Hilfe, schult Eltern ein und hört auch einmal

einfach nur zu.

Foto: Fotolia

Palliativ betreute Kinder: Nur 15 bis 20 Prozent kommen aus dem

Bereich der Onkologie.