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ÆRZTE

Steiermark

 || 03|2017

SERIE

Arzt im besonderen Dienst

Training um halb zehn Uhr

abends zu motivieren und

dafür aus Gleisdorf nach Graz

zu fahren. Aber: „Eiszeiten

sind eben schwer zu bekom-

men …“ Auszeiten auch, im

Leben des vielbeschäftigten

Arztes, der zum sommer-

lichen Ausgleichssport gern

aufs Rennrad oder Moun-

tainbike steigt. Solange er am

Grazer Universitätsklinikum

beschäftigt war – bis Jahres-

ende zeichnete er dort als

Oberarzt für die Anästhesie

im Bereich Gynäkologie und

Geburtshilfe verantwortlich

–, ist er mit Ausnahme stren-

ger Wintermonate stets zur

Arbeit geradelt. Nun sucht

er noch nach einer idealen

Strecke, um die Stadt bis zu

den Barmherzigen Brüdern

in der Marschallgasse mit

dem Rennrad durchqueren zu

können.

Nur für Bewusstlose

Am Eis fühlt sich Gemes

primär als Spieler, nicht als

Mediziner. „Wir brauchen

nicht oft einen Arzt. In ei-

ner Hobbyliga läuft Eisho-

ckey deutlich sanfter ab als

bei den Profis – schließlich

wollen alle am nächsten Tag

wieder arbeiten gehen.“ Stress,

U. JUNGMEIER-SCHOLZ

Am Eis ist Geza Gemes ein

Spätberufener: Erst mit 25

Jahren hat er den Eishockey-

Sport für sich entdeckt. Als

frisch bestellter Primar zählt

er mit 37 hingegen zu den

Jüngeren dieser Karrierestu-

fe. Sein Weg zum Arztberuf

war für ihn ab der Oberstufe

klar: Nach dem Bubentraum,

Feuerwehrmann zu werden

und den „Nachwehen“ eines

Schuljahres in den USA, in

dem er sich als künftiger

Börsenmakler gesehen hat,

visierte er mit 14 Jahren ein

Medizinstudium an. „Ein Be-

kannter meiner Eltern, ein

Unfallchirurg, hat mich ein-

mal zur Arbeit mitgenom-

men.“ Unfallchirurgie als

erste Begegnung mit dem

Arztberuf – kein Einstieg für

zart Besaitete. Aber Gemes

betont: „Ich habe mich immer

besonders für die Notfallme-

dizin interessiert, da ist man

so unmittelbar an den Le-

bensfunktionen dran.“ Also

inskribierte er 1998 in seiner

Heimatstadt Graz Medizin,

zunächst noch in Kombina-

tion mit Biochemie, die er

dann aber bald wieder aufgab.

Die nächsten Stationen – bei

der Rettung im Mediziner-

corps, Notarztprüfung, Fach-

arztausbildung zum Anäs-

thesisten – haben einander

dann fast logisch bedingt.

Familiäre Vorbilder für den

Arztberuf gab es keine: Beide

Eltern waren Lehrer. „Unsere

Familie deckt Latein, Turnen,

Schiedsrichter und Zweimi-

nuten-Strafe gibt es aller-

dings auch bei den Grazer

„Phantoms“, für die Gemes

als Stürmer im Einsatz ist.

Um die kleineren Blessuren

der Teammitglieder, die Zer-

rungen und Verstauchungen,

kümmert sich ein Spieler, der

im Alltag als Physiotherapeut

arbeitet. „Ich fühle mich erst

dann zuständig, wenn der

Kollege oder die Kollegin

– denn auch die gibt es bei

uns in der Mannschaft – be-

wusstlos ist oder eine wirklich

gefährliche Situation eintritt“,

sagt Gemes. Nur einmal ist

er „als Zuschauer aufs Eis

gegangen“, als sich ein Spie-

ler eine Gehirnerschütterung

zugezogen hat.

Die erste Hälfte der Win-

tersaison 2016/17 ist für die

Phantoms scheinbar katastro-

phal gelaufen: Null Siege und

eine Tordifferenz von minus

44. „Wir sind in den vergan-

genen Jahren jede Saison um

eine Gruppe aufgestiegen und

derzeit einfach zu hoch ein-

gestuft“, kommentiert Gemes

die Ergebnisse gelassen. Nie-

derlagen im Sport steckt er

locker weg.

„Relativ erfolgsverwöhnt“

Und im Beruf? „Da bin ich

relativ erfolgsverwöhnt …“,

erzählt er fast ein bisschen

verschämt. Studium in zwölf

Semestern, danach Assistenz-

arzt an der Uniklinik für

Anästhesiologie und Inten-

sivmedizin, zwei Jahre For-

Französisch und Philosophie

ab.“ Keine Naturwissenschaf-

ten also; die Begeisterung für

den Sport hat Geza Gemes

allerdings geerbt.

Vom Berg aufs Eis

Zu Puck, Stock und Ban-

de gebracht haben ihn seine

Freunde. Geza Gemes war

immer schon sportlich und

in seiner jungen Erwachse-

nenzeit ein passionierter Al-

pinist. Als er jedoch bei einer

Klettertour im Gesäuse in

einen schweren Unfall ver-

wickelt war, den er mit viel

Glück – physisch – unverletzt

überlebt hat, war die Freude

am Bergsteigen vorerst zu

Ende. „Damals hat mich jener

Hubschrauber vom Berg ge-

holt, auf dem ich heute selbst

fliege.“

Es war die Endphase seines

Studiums und auch beruf-

lich eine Zeit des Umbruchs.

Über einen Schulfreund fand

er Anschluss an die Hobby-

liga NHL Graz, in der rund

60 Mannschaften vertreten

sind. Seither gehört der Sonn-

tagabend von September bis

April fix dem Eishockey, selbst

wenn es gerade im Winter

schwierig ist, sich für ein

Geza Gemes, Anästhesist

und Primar im Krankenhaus der

Barmherzigen Brüder Graz, powert sich beim Eishockey so

richtig aus, um danach tiefe Entspannung zu finden.

Wenn der Primar sich

eine Eiszeit nimmt

„Ich finde nach wie vor, Arzt ist ein

unheimlich toller Beruf.“

Geza Gemes