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ÆRZTE

Steiermark

 || 03|2017

ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE

T N N

Ä

Fotos: Fotolia

Für junge Ärztinnen und

Ärzte, die ihre Ausbildung

seit 2015 begonnen haben, ist

es fast unvorstellbar. Aber es

war tatsächlich so: Regelmä-

ßige Wochenarbeitszeiten von

80 Stunden und mehr waren

früher normal. Genauso nor-

mal wie viele, viele Nacht-

und Wochenenddienste – die

noch dazu nach dem Dienst

nicht zu Ende waren, weil

dann nämlich der nächste

Arbeitstag folgte. Von Heim-

gehen keine Rede …

Für Turnusärztinnen und

-ärzte gab es früher ei-

nen (gar nicht so) lustigen

„Spitznamen“: Sie waren die

„Spritzentschackl‘n“, die mit

ihren Wägelchen durch die

Gänge fuhren, um den Pati-

entinnen und Patienten routi-

niert Spritzen zu verabreichen

oder Infusionen anzuhängen.

Darin waren sie danach sehr

gut ausgebildet. Aber Visi-

ten, Fallbesprechungen … das

ging auch ohne Turnusärz-

tinnen und -ärzte.

Mit dem neuen Kranken-

anstaltenarbeitszeitgesetz,

das die Steiermark als erstes

Bundesland in eine Neurege-

lung gießen konnte, ist alles

anders. Ohne Opt-out be-

trägt die durchschnittliche

Wochenhöchstarbeitszeit 48

Stunden, mit Opt-out sind es

noch 60 Stunden, ab 1. Jänner

2018 nur mehr 55 Stunden

und ab 1. Juli 2021 gelten 48

Stunden für alle. Und Heim-

gehen nach 25 Stunden Jour-

naldienst ist die Regel.

Das „Turnusärzteprofil“ war

viele Jahre nur ein Wunsch-

konzert – so viele Jahre, dass

viele schon glaubten, es würde

niemals Wirklichkeit werden.

Und dann wurde es Wirklich-

keit. Damit ist Ausbildung ein

verbrieftes Recht geworden,

und zwar eine Ausbildung,

die diesen Namen verdient.

Junge Ärztinnen und Ärzte

sind damit keine Systemer-

halter mehr, sondern werden

zu Stützen des Systems aus-

gebildet.

Zeit, Ausbildung, Geld, … Leben

Zwei Jahre nach

Einführung des neuen Dienst- und Besoldungsrechts in den steirischen

Landeskrankenhäusern gibt es erste Auswirkungen: Die Liste der jungen Kolleginnen und

Kollegen, die auf einen Ausbildungsplatz hoffen, füllt sich wieder. Zeit, um einen Vergleich

zwischen jetzt und früher zu ziehen.

Grado

21. – 27.5.2017

26. Ärztetage

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18.04.16 12:21

n Ver-

handlungen mit der KAGes

stand man dort vor der Aufga-

be, dass einerseits die

ienst-

rechte der Häuser weitest-

gehend an das Ergebnis der

KAGes angeglichen, gleich-

zeitig aber die individuellen

Eigenheiten der einzelnen

Häuser so gut wie möglich

gewahrt werden sollten.

Dies war ebenso das Ziel und

die klare Forderung der Ärz-

tekammer für Steiermark

wie auch der ärztlichen Be-

legschaft: Die Arbeitsbedin-

täler sollte einerseits attrak-

tiv gestaltet werden, anderer-

seits sollten Anreize für neue

MitarbeiterInnen geschaffen

werden.

Mit diesem Ziel wurden in

den letzten beiden Monaten

des Jahres 2014 nahezu gleich-

zeitig Verhandlungen mit den

Barmherzigen Brüdern Mar-

schallgasse und Eggenberg,

dem Johannes-von-Gott Pfle-

gezentrum Kai bach, dem

Krankenhaus der Elisabethi-

nen Graz, dem Marienkran-

kenhaus Vorau und der Dia-

konissen-Klinik Schladming

aufgenommen und geführt.

Neben den Verhandlungen

in den genannten Häusern

stand die Kurie Angestellte

Ärzte unter anderem den Ärz-

tInnen des Neurologischen

Therapiezentrums Kapfen-

berg, des Klinikums Bad

Gleichenberg, der AMEOS

Klinik Bad Aussee sowie der

Privatklinik Ragnitz für die

dortigen Verhandlungen un-

terstützend zur Seite.

Mehrere Abschlüsse

Wie bereits bei der KAGes

war die Ausgangsforderung

der Ärztekammer für Stei-

ermark in den Ordensspitä-

lern, dass die Gehälter an-

gehoben werden sollten und

der Mehrleistungsbereich

(Journaldienste) keinesfalls

geschmälert werden dürfe.

en Gehältern unab

Verbesserungen der

bedingungen für la

dienstete ÄrztInnen,

spielsweise die Einf

eines Karrieremode

der Möglichkeit eines

tionsoberarztes bzw.

geschäftsführenden

arztes, Prüfungsurlau

Fortbildungsbudget für

Innen in Ausbildung un

Anhebung der Entloh

für Rufbereitschaften

für angestellte ÄrztInn

nicht KAGes-Spitälern

nommen werden. Ein

terer Kernpunkt der Ver

lungen war die Kompens

der durch die Verkürzun

Journaldienste auf 25 Stu

anfallenden Minusstunde

der Normalarbeitszeit.

bei der KAGes sollten

auch in den anderen Spitäl

der Steiermark durch die

1. Jänner 2015 in Kraft

tenden KA-AZG Novelle

ne negativen Folgen für an

stellte ÄrztInnen ergeben.

Mittlerweile konnten berei

Verhandlungen mit mehrere

Spitälern abgeschlossen we

den bzw. befinden sich me

rere der genannten Spitäle

kurz vor dem Abschluss eine

Vereinbarung zur Regelun

der dienstrechtlichen Rah

menbedingungen in ihrem

Haus. Generell kann bereits

jetzt gesagt werden, dass die

Ergebnisse in den einzelnen

benchmark

Steiermark

Als erstes Bundes-

land hat die Stei-

ermark ein neues

Dienst- und Be-

soldungsrecht zustande gebracht.

Es war eine schwere Geburt, aber

zum Glück keine Sectio caesarea.

Seither ist die KAGes-Lösung ös-

terreichweit Benchmark. Teils will

man besser sein, meist nicht (viel)

schlechter, teils wäre man zufrieden,

wenn überhaupt etwas ginge. Wir

geben den Takt vor. Das gilt auch

innersteirisch: Man bemüht sich

um Lösungen, darum im Wettbe-

werb der Arbeitgeber vorne zu sein.

Damit gibt es in Österreich endlich

Employer Branding. Zeit war‘s.

Martin Wehrschütz

Kurienobmann

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Ærzte

Steiermark

 || 02|2015

Foto: Furgler

Aus AERZTE Steiermark, 02/2015