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Ærzte
Steiermark
 || 06|2013
Foto: MedUni Graz/Universitätsklinik für Chirurgie
TransPlantationsmedizin
Die Vorteile der „Piggy Back“
Methode bestehen im Vermei-
den eines Bypasses (Komple-
mentaktivierung, Gerinnungs-
störung) und der Aufrechter-
haltung des venösen Abflusses
aus der unteren Körperhälfte.
Dies vermeidet Stauung von
Nieren (Funktionserhalt) und
Darm (geringes Risiko für
postoperativen Ileus).
Immunsuppression
Da immunologische Reakti-
onen besonders in der Früh-
phase nach der Transplantati-
on auftreten, wird zu Beginn
eine Induktionstherapie mit
Antilymphozytenpräparaten
und einem Kortisontaper
durchgeführt. Die Erhaltuns-
therapie wird langsam ein-
geschlichen und besteht aus
einer Kombination von 2-3
immunsuppressiven Medika-
menten, welche patientenin-
dividuell verabreicht werden.
Kortison wird bei Patien-
tInnen nach Lebertransplan-
tation zwischen dem ersten
und dritten Monat nach der
Transplantation abgesetzt.
Nachsorge
Die Nachsorge der Patient­
Innen nach der Lebertrans-
plantation wird an unserer
Abteilung durchgeführt. In
der ersten Zeit nach LTX
werden kurzfristige Kontrol-
len durchgeführt. Bei stabiler
Leberfunktion und stabilen
Immunsuppressionsspiegeln
wird die Zeit zwischen den am-
bulanten Terminen länger. Ziel
der Nachsorge ist die Überwa-
chung der Leberfunktion, der
Ausschluss von Rezidiven der
Grunderkrankung sowie ein
Screening von möglichen Tu-
moren undKomplikationen der
Langzeitimmunsuppression.
Komplikationen
Der Reperfusionsschaden und
die Folgen kalter und warmer
Ischämie können bei jedem/r
Patienten/in nach LTX beo-
bachtet werden. Unmittelbar
postoperativ ist ein Leberfer-
mentanstieg zu beobachten,
welcher sich in den ersten
Tagen nach der Transplanta-
tion zurückbilden sollte. Trifft
dies nicht zu, spricht man von
einemprimären Graftversagen.
Gallengangskomplikationen
treten nach Lebertransplanta-
tion in einer Häufigkeit von 7
bis 38 Prozent auf. Erkennbar
an Ikterus, Hyperbilirubinä-
mie, fehlendem Abfall von
Cholestaseparametern, Fieber,
Leukozytose, auffälligem ab-
dominellen Drainagen-Sekret
bzw. Biliombildung. Die ERCP
bietet die Möglichkeit für Dia-
gnose und gegebenenfalls The-
rapie (Dilatation, Stent). Wenn
die ERCP nicht erfolgreich
ist, muss eine Relaparotomie
mit Neuanlage der Gallen-
gangsanastomose oder die
Anlage einer biliodigestiven
Anastomose erfolgen (meist
Choledochojejunostomie).
Die Arteria hepatica Throm-
bose kommt in ca. 0,5 bis 2
Prozent vor. Bei frühzeitiger
Diagnosestellung kann eine
Thrombektomie mit Rekon-
struktion der arteriellen Ver-
sorgung erfolgreich sein. In
schweren Fällen ist eine Re-
transplantation unumgänglich.
Die Pfortaderthrombose tritt
eher selten auf. Klinische Zei-
chen umfassen plötzlichen
Transaminasenanstieg, Funk-
tionseinschränkung der Le-
ber, Aszites, Enzephalopathie,
Nierenversagen und gastroin-
testinale Blutungen. Falls eine
frühe Thrombektomie nicht
erfolgreich ist, Indikation zur
Retransplantation.
Eine Abstoßung findet mit
einer Inzidenz von 20-40 Pro-
zent statt. Differentialdiagnos-
tisch zu erwägen bei Fieber,
Rückgang der Galleproduktion
bzw. Veränderung der Galle-
Farbe, Transaminasen- und
Cholestaseparameteranstieg,
Schwellung des Transplantates,
Erhöhung des Gefäßwider-
standes, Funktionsabfall. Ver-
fizierung durch Leberbiopsie.
Arteria-hepatica-Anastomose im Hintergrund und Ductus choledochus (vorne)
Um möglichst vielen PatientInnen die Möglichkeit zu bie-
ten, sich dieser Therapieform zu unterziehen, kann nach
telefonischer Vereinbarung unter 0316 385 14094 jederzeit
ein Informationsgespräch mit dem/r Patienten/in verein-
bart werden. Wir stehen zuweisenden Kolleg­Innen gerne
für Auskunft zur Verfügung und sind auch bereit, Fortbil-
dungsveranstaltungen zu organisieren.
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Lebertransplantation seit 1989 etabliert.
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Bis heute wurden 245 Lebern erfolgreich transplantiert.
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Die PatientInnen werden gemeinsam mit der Klinischen
Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der
Universitätsklinik für Innere Medizin betreut.
Facts aus demTransplantations­
zentrum Graz:
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