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Ærzte
Steiermark
|| 06|2013
politik
Eine Steirerin bzw. ein Stei-
rer muss für eine zehnstün-
dige Ergotherapie nahezu den
doppelten Selbstbehalt einer
Oberösterreicherin bzw. eines
Oberösterreichers bei der Ge-
bietskrankenkasse in Kauf
nehmen.
Die Zuschüsse für eine psycho-
therapeutische Behandlung
von 21,80 Euro wurden seit
1992 praktisch nicht erhöht.
In vielen Bezirken fehlt der
Zugang zur psychologischen
Diagnostik.
Die Aufwandsentwicklung
der Institute für bildgebende
Diagnostik ist von 2010 bis
2013 auf 0,5 Prozent pro Jahr
begrenzt.
Runder Tisch
mit Ecken
und Kanten
Ein Runder Tisch
der steirischen Gesundheits-
professionen zeigt Mängel im öffentlichen Ge-
sundheitswesen jenseits der politischen Sonn-
tagsreden auf. Gemeinsames Ziel sind Verbesse-
rungen im Sinne der Patientinnen und Patienten.
Die Krankentransport-Orga-
nisationen sind aufgrund der
geringen Tarife auf die Straße
gegangen und haben teils die
Verträge gekündigt.
Orthoptische Behandlungen
müssen zu hundert Prozent
von den PatientInnen getragen
werden. Das gilt auch für eine
Ernährungstherapie durch Di-
ätologinnen und Diätologen.
Das sind sechs Beispiele für
signifikante Mängel aus dem
Bereich der nichtärztlichen
medizinischen Versorgung.
Thematisiert wurden sie
bei den zwei bisher durch-
geführten „Runden Tischen“
der steirischen Gesundheits-
professionen, an denen sich
insgesamt rund ein Dutzend
Organisationen und Interes-
sensvertretungen beteiligt
haben.
Es gibt also eine scharfe Dis-
krepanz zwischen der Realität
der Gesundheitsversorgung
und den Behauptungen aus der
Politik und den Krankenkas-
sen, dass den Patientinnen und
Patienten alle Leistungen zur
Verfügungen stünden, obwohl
die steirische GKK heuer mit
einemÜberschuss von rund 63
Millionen Euro rechnet.
Der Obmann der Niederge-
lassenen Ärzte, Vizepräsident
Jörg Garzarolli, der diesen
Runden Tisch gemeinsam mit
Ärztekammerpräsident Her-
wig Lindner initiiert hat: „Wir
dürfen nicht aufhören, die
Finger auf die Wunden des
Systems zu legen, das sind
wir unseren Patientinnen und
Patienten schuldig.“
Ziel des Runden Tisches ist
genau das: Ein realistisches
Gesamtbild der Gesundheits-
versorgung, der Mängel und
der Chancen soll gezeichnet
werden. Es geht durchaus
nicht nur darum, „mehr“ zu
wollen. Es geht auch darum,
durch gezielten Mitteleinsatz
die Gesundheitsversorgung
so zu verbessern, dass hohe
Folgekosten vermieden wer-
den können – was dem ein-
zelnen Menschen ebenso hilft
wie dem gesamten Gesund-
heitssystem.
Fortsetzung folgt.