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Ærzte
Steiermark
|| 06|2013
Foto: Freisinger
Er betreibt eine Landarztpraxis,
sammelt alte bäuerliche Geräte und Traktoren, organisiert Ausstel-
lungen und hält Vorträge – Dr. Rüdiger Böckel ist aus dem öffentlichen Leben in seiner Heimat Kammern
im Liesingtal nicht mehr wegzudenken.
Gerhild Wentner
Alte landwirtschaftliche Ge-
räte sind seine Leidenschaft,
seit 1988 sammelt und restau-
riert er sie auch. Wurde der
Landarzt Rüdiger Böckel dabei
zunächst noch als „der Doktor
mit seinem alten Graffl“ (Zeug)
belächelt, zählt dieses „Graffl“
mittlerweile zum festen Be-
standteil der steirischen Mu-
seumslandschaft. Als Obmann
des Museumsvereins bestückt
Böckel, der neben seiner Tä-
tigkeit als Allgemeinmediziner
noch Geschichte studiert hat,
seit 2009 den Museumshof
Kammern mit immer neuen
Sonderausstellungen. So gab
es bereits Schauen zu Themen
wie Kaffee, Tierfallen und ak-
tuell zur Hygiene. Aber auch
für Museen in ganz Österreich
stellt er Exponate zur Verfü-
gung – u.a. für die niederöster-
reichische Landesausstellung.
Geschichte erzählen
Böckels Leidenschaft für bäu-
erliche Gerätschaften kommt
aus seiner eigenen Abstam-
mung von einer kleinen Land-
wirtschaft, wobei sein Va-
ter dem „noblen Bürgertum“
angehörte und Stabsarzt in
Hessen war. Nach dessen Tod,
Böckel war gerade drei Jahre
alt, zog seine Mutter mit
ihm und seiner Schwester
nach Fohnsdorf, wo er auch
aufwuchs. Sein Studium ab-
solvierte er in Graz, „ganz
schnell, weil ich ja kein Geld
hatte“, mit Hilfe eines Kre-
dits des deutschen Staates,
„ich war durch meine Geburt
deutscher Staatsbürger“. Nach
dem Turnus trat er seine erste
Stelle als Landarzt in Mautern
an und „erkämpfte“ sich fünf
Jahre später die erste Planstel-
le in Kammern im Liesingtal.
Seit 2009 engagiert er sich
nun im Museumsverein
Kammern. Der Grund ist
schnell erklärt: „Ich möchte
Geschichte lebensnah ver-
mitteln und zeigen, was die
Leute in ihren Denk- und
Verhaltensformen geprägt
hat und was bis heute nach-
wirkt. Auch möchte ich in der
heutigen schnelllebigen Zeit
die Ruhe vermitteln, die ein
Museum ausstrahlt.“ Dabei
kommt in seinem Leben sel-
ten Ruhe auf: Er organisiert
Ausstellungen und Feste, re-
cherchiert für Vorträge und
organisiert Ausfahrten mit
seinem Traktorclub, bei de-
nen „gleich einmal eineinhalb
Dutzend Oldtimer-Traktoren
unterwegs sind.“
Diagnose: „Museumsreif“
serie
Arzt im besonderen Dienst