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Ærzte
Steiermark
 || 06|2013
Kongress
Foto: Berufsverband Deutscher Internisten e.V., BDI
"Wir müssen uns
kräftig einbringen"
Dr. Wolfgang Wesiack,
Präsident des Berufsverbandes
deutscher Internisten, sieht das Arzt-Patienten-Verhältnis
in Gefahr. Wir bringen einen Auszug aus seiner Festrede
anlässlich des 119. Internistenkongresses in Wiesbaden.
Wolfgang Wesiack
Polit i ker scheuen sich,
schmerzhafte Wahrheiten zu
äußern, wie zum Beispiel die
einfache Tatsache, dass der
nachweisbare medizinische
Fortschritt, unser State-of-the-
art-Wissen jährlich um etwa
fünf bis acht Prozent wächst,
die dafür notwendige Kosten-
steigerung seit vielen Jahren
aber bei etwa zwei bis drei
Prozent gehalten wird. Oder
die Tatsache, dass bei der GOÄ
in 17 Jahren nicht einmal ein
Inflationsausgleich, geschwei-
ge denn die längst überfällige
Gebührenanpassung erfolgt ist.
Worin besteht für uns Ärzte
das Wesen einer guten me-
dizinischen Versorgung der
Bevölkerung? Dass wir unser
gesichertes Wissen unseren
Kranken entsprechend des
morbiditätsgesicherten Be-
darfs zur Verfügung stellen
können. Die Freiheit des ärzt-
lichen Berufes ist dabei die
Grundvoraussetzung. Mit ihr
müssen wir aber auch verant-
wortungsbewusst umgehen.
Unter Generalverdacht
Es ist schon auffällig, wie wir
Ärzte in den letzten Jahren
zunehmend beschimpft und
diffamiert werden. Von der
Politik, den Krankenkassen,
und natürlich von den Medi-
en. Da werden Skandale hoch-
gespült, die keine sind. Wir
sind alle nur noch korrupt,
geldgierig und bereichern uns
auf Kosten unseres solidarisch
finanzierten Gesundheitssy-
stems, also der Allgemeinheit.
Wir stehen inzwischen unter
einem permanenten General-
verdacht, sind nur noch in der
Defensive und müssen uns
für alles rechtfertigen. Dieses
Vorgehen, meine Damen und
Herren, hat Methode: Wir,
die Ärzteschaft, sollen für alle
Missstände des Systems ver-
antwortlich gemacht werden.
Damit wollen die Herren aus
Politik und Krankenkassen
doch nur von ihrem eigenen
Versagen und von ihrer eige-
nen Verantwortung ablenken!
Und die Patienten sind hoch-
gradig irritiert! Wem sollen
sie noch glauben? Es ist zwar
immer wieder eindrucksvoll,
und auch beruhigend, wieviel
Vertrauen uns die Patienten
entgegen bringen und welch
hohe Wertschätzung unsere
Arbeit in der Bevölkerung
genießt. Es darf aber an dieser
Stelle auch nicht verschwiegen
werden, dass Patienten Ver-
trauen verlieren und wir Ärzte
in Klinik und Praxis durch
diese durchweg haltlosen At-
tacken dauerhaft demotiviert
werden. Die nachlassende At-
traktivität unseres Berufes und
der sichtbare Ärztemangel sind
deutliche Zeichen an derWand.
Freiberufler im System
In diesem Umfeld kommt
die ärztliche Freiberuf lich-
keit immer mehr unter die
Räder, auch wenn sie in ihrer
Bedeutung höchstrichterlich
unterstrichen wurde. Der un-
abhängige freiberufliche Arzt
lässt sich in diesem politischen
Umfeld offensichtlich nicht
so steuern, wie Politik und
Kostenträger sich dies wün-
schen. Ein weisungsgebun-
Die Ärzteschaft, soll für alle Missstände des
Systems verantwortlich gemacht werden. Damit
wollen die Herren aus Politik und Krankenkassen
doch nur von ihrem eigenen Versagen und von
ihrer eigenen Verantwortung ablenken!
Dr. Wolfgang Wesiack
dener angestellter Mediziner
passt besser in dieses System.
Es ist zu befürchten, dass un-
ter solchen Bedingungen das
Wichtigste, ein ungestörtes
Arzt-Patienten-Verhältnis, ir-
reversibel beschädigt wird und
damit das entscheidende Stück
Menschlichkeit verloren geht.
Am 22. September wird in
Deutschland ein neuer Bun-
destag gewählt. Die Gesund-
heitspolitik, so fürchte ich,
wird im kommenden Wahl-
kampf kaum eine Rolle spie-
len. Stillhalten lautet die De-
vise. Deshalb müssen wir uns
im Vorfeld kräftig einbringen.
Der BDI, der Berufsverband
Deutscher Internisten als po-
litischer Arm der Inneren
Medizin, wird mit allen po-
litisch relevanten Parteien
Gespräche führen und unsere
gemeinsamen Vorstellungen
deutlich einbringen.
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