Ærzte
Steiermark
|| 06|2013
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Foto: Böckel
Sich Zeit für seine Sammel-
leidenschaft zu nehmen, war
zwar nicht immer einfach,
die Familie steht aber voll
hinter ihm. So spannt er auch
seine drei Töchter gerne ein:
„Die Talente von meinen drei
Töchtern sind gottseidank
so weit gestreut, dass jede
etwas zu meinen Projekten
beitragen kann.“ So ist eine
mittlerweile Medizinerin
und vertritt ihren Vater in
der Praxis, wenn er für das
Museum unterwegs ist, eine
Tochter ist Jogalehrerin, eine
Journalistin.
Sammelleidenschaft
„Billig war meine Sammellei-
denschaft nie“, gibt der sym-
pathische Landarzt offenmütig
zu, aber „ich habe dafür nie
ein Auto ‚zerlegt‘ oder ein
teures Auto gehabt.“ Ende ist
bei der Sammlung keines in
Sicht: „Da geht immer etwas
weiter.“ Dabei sammelt er oft
„altes Zeug, das jahrelang ir-
gendwo herumlag und für die
meisten nichts mehr wert ist.“
Wie den Spucknapf, den seine
Frau um drei Euro auf dem
Flohmarkt für die Hygieneaus-
stellung erstanden hat. Sein
Lieblingsstück ist übrigens
eine 150 Jahre alte Dreschma-
schine mit Holzzahnrad, die
ihm der Pfarrer von Veitsch
überlassen hat. „Das ist ein
sehr seltenes Gerät, es war
eigentlich Zufall, dass ich
es bekommen habe“, erzählt
Böckel stolz. Aber auch auf sei-
ne 25 „Troadwinden“-Modelle
(Getreideputzmühlen) ist er
stolz, denn „wenn man die
nebeneinander aufstellt, macht
das auch optisch was her.“
Mit den Themen, die in sei-
nen Ausstellungen und Vor-
trägen behandelt werden, be-
schäftigt sich Böckel immer
bis ins Detail, weil „ich kein
billiges Bauernmuseum will,
sondern etwas hochwertiges,
und da muss man sich schon
auskennen.“ So beschäftigte
er sich in einem Vortrag auch
mit heiteren Grabinschriften.
„Mit dem Thema Tod bin ich
oft konfrontiert – ich betreue
zwei Pflegeheime und halte
öfters Leichenreden. Bei mei-
nen Radtouren durch das
Südburgenland habe ich mir
dann Friedhöfe angesehen
und da habe ich begonnen,
mich mit dem Tod zu befas-
sen. So war das Sterben frü-
her viel präsenter als heute,
die Leute gingen daher auch
lockerer, heiterer, damit um“,
erzählt er.
Unterwegs
Unterwegs ist und war Böckel
immer gerne – ob mit dem
Fahrrad oder mit seiner Mu-
sik. „Von 1991 bis 2001 bin
ich mit meiner Musikkapel-
le durch Süd-Ost-Österreich
gezogen. Da waren wir mit
einem alten „Ziehkarren“ aus
meiner Sammlung unterwegs
und haben dort und da aufge-
spielt. Da gab es keine wirk-
liche Hygiene, und geschlafen
haben wir auf der Wiese oder
im Feld. Rückblickend war
ich nie in meinem Leben so
gesund wie in dieser Zeit“, er-
zählt der passionierte Akkor-
deon- und Streirische-Spieler.
Für die nächsten Jahre hat sich
Rüdiger Böckel auch noch viel
vorgenommen. „Wenn alles
klappt, wird meine Tochter
nächstes Jahr meine Praxis
übernehmen und ich werde
in Pension gehen,“ erklärt
er. „Unruhestand“ könnte
man sagen, denn dann wird
zunächst einmal das Museum
aktualisiert und dann die
Fremdsprachenkenntnisse
aufpoliert. So hat Böckel auf
seinen Touren Slowenisch,
Kroatisch und Ungarisch ge-
lernt. Auch würde er ger-
ne wieder mit seinen Mu-
sikanten auf Reisen gehen,
aber: „Man kann ja nicht alles
zusammenreißen im Leben…“
Ich möchte Geschichte
lebensnah vermitteln
und zeigen, was die
Leute in ihren Denk-
und Verhaltensformen
geprägt hat und was bis
heute nachwirkt.
serie
Arzt im besonderen Dienst