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Ærzte

Steiermark

 || 12|2016

29

Flugverbot nach

Brustkorrektur

Gerade erst musste in

Deutschland vor Gericht ge-

klärt werden, ob eine Frau

mit Silikonimplantat in der

Brust Polizistin werden kann

(sie kann in diesem Fall). Aber

darf sie auch unbeschwert

Fluggast sein?

„Zu den häufigsten Mythen in

der Plastischen Chirurgie zählt,

dass Frauen nach Brustkorrek-

turen mit Implantaten nicht

mehr fliegen dürfen, weil die

Implantate platzen können“,

erzählt Fachgruppenobmann

Helmut Hoflehner. Und er kon-

tert mit einem Rechenbeispiel:

Der in der Tat reduzierte Ka-

binendruck in 10.000 Metern

Höhe (0,7 bis 0,8 statt üblicher-

weise 1 bar) entspricht dem

bei einer Bergtour in 2.000 bis

3.000 Metern Seehöhe. Nicht

zu vergleichen mit den extre-

men Testbedingungen, denen

die Implantate standhalten

müssen, wie fünffache Über-

dehnung der Hülle oder zwei

Tonnen Flächendruck und

mehr. „Logisch nachdenken“,

empfiehlt Hoflehner, um das

Schauermärchen vom beim

Fliegen platzenden Implantat

als solches zu entlarven.

Routinemäßiges

Schädelröntgen

Die Notwendigkeit eines rou-

tinemäßigen Schädelröntgens,

wenn man sich den Kopf ein

bisschen stärker angeschlagen

hat, zählt Fachgruppenob-

mann Peter Schmidt zu den

am häufigsten verbreiteten

Mythen im Bereich der Ra-

diologie. Am Schädelröntgen

könne man da nichts Rele-

vantes sehen, auch keine klei-

nen Fissuren. „Im Falle eines

Schädelbruchs befindet sich

der Patient ohnehin in tiefer

Bewusstlosigkeit, die nicht zu

übersehen ist.“

Lebensgefährlicher

Mythos

Ein lebensgefährlicher Medi-

zinmythos ist im Bereich der

Psychiatrie weit verbreitet, be-

richtet Fachgruppenobmann

Rudolf Hirsch: Es handelt

sich um den Irrglauben, dass

Menschen, die über einen ge-

planten Suizid sprechen, ihn

letztlich nicht ausführen.

Die beharrliche Weitergabe

dieser „Volksweisheit“ führt

dazu, dass immer wieder ent-

sprechende Hinweise nicht

ernst genommen werden, ob-

wohl sie Leben retten hät-

ten können. „Retrospektive

Untersuchungen zeigen, dass

Suizide fast nie aus heiterem

Himmel verübt werden, so

gut wie immer haben die Be-

troffenen ihr Vorhaben zuvor

angekündigt“, erklärt Hirsch.

bereich

Hans Jürgen Dornbusch: Viel Trin-

ken kann Zähne schädigen.

Helmut Hoflehner: Implantate

platzen nicht im Flieger.

„Hartnäckig hält

sich das alte Dogma,

Antibiotika seien bis

zum Packungsende zu

nehmen.“

Hans Jürgen Dornbusch

„Im Falle eines

Schädelbruchs befindet

sich der Patient

ohnehin in tiefer

Bewusstlosigkeit, die

nicht zu übersehen ist.“

Peter Schmidt

Bei Kindern

wächst sich

alles aus?

Dieser

Mythos hält

sich hart-

näckig.