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Ærzte
Steiermark
|| 03|2013
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
Fotos: Ärztekammer Steiermark/Schiffer, beigestellt,
Martin Novak
Aus 542 mach 285. Das Pro-
jekt „Gemeindefusion“ der
steirischen Landesregierung
sorgt zwar auch für Unmut
in den betroffenen Gemein-
den, insgesamt überwiegt aber
die Zustimmung. Was jedoch
ganz gewiss nicht bedacht
wurde: Durch Gemeindezu-
sammenlegungen steigt die
Zahl der von Schließung be-
drohten ärztlichen Hausapo-
theken erheblich.
Grund dafür ist das Bun-
desapothekengesetz, das dafür
gesorgt hat, dass die Zahl der
ärztlichen Hausapotheken in
der Steiermark von 2003 bis
2012 um rund 20 Prozent ge-
sunken ist. Von den nunmehr
167 Hausapotheken (Stand
Herbst 2012) werden fast 60
nach der Übergabe der be-
troffenen Praxen nicht weiter
bestehen oder sind zumindest
ernsthaft in Gefahr.
Zwei Regelungen bedrohen
die Hausapotheken. In Ge-
meinden, in denen es öffent-
liche Apotheken gibt, können
die derzeitigen Praxisinhaber
ihre Apotheken zwar noch
weiterführen. Bei Übergabe
werden diese Hausapotheken
aber der Vergangenheit ange-
hören. Und: Gemeinden mit
zwei oder mehr allgemein-
medizinischen Kassenpraxen
sind potenzielle Standorte für
weitere öffentliche Apotheken.
Von den rund 20 Hausapothe-
Durch die Gemeindereform
steigt die Gefahr
der Schließung ärztlicher Hausapotheken. Die
Ärztekammer verlangt Schutzmaßnahmen.
Fusionsopfer
Hausapotheken
ken, deren Schließung imZuge
der Nachfolge zu erwarten ist,
sind rund ein Drittel Fusions-
opfer. Wo nach den Plänen der
Regierung aus drei, vier oder
fünf Gemeinden eine wird, lie-
gen Hausapotheke(n) und öf-
fentliche Apotheke ganz plötz-
lich innerhalb der Grenzen
einer Gemeinde – ohne, dass
sich die Standorte oder die
Distanzen für die betroffene
Bevölkerung verändern. Dazu
kommen die Fälle, wo meh-
rere Gemeinden mit Haus
apotheken sich vereinigen und
damit potenzielle Opfer für
die Verdrängung durch eine
öffentliche Apotheke werden.
Diese unerwünschte Wirkung
der Gemeindereform hat die
Ärztekammer bereits im Vor-
jahr aufgezeigt, angesichts der
konkreten Ankündigungen,
welche Gemeinden mit 1. Jän-
ner 2015 fusioniert werden
sollen, lässt sich aber nun eine
Landkarte des Hausapothe-
kensterbens zeichnen.
Die Ärztekammer mit Ku-
rienobmann Vizepräsident
Jörg Garzarolli und den Haus-
apothekenreferenten Andreas
Kirisitz sowie Co-Referent
Reinhard Bleich warnen nun
eindringlich vor den schäd-
lichen Folgen der Reform:
„Durch Gemeindefusionen
werden die Wege für die be-
troffene Bevölkerung nicht kür-
zer. Gerade in auch von der
Verkehrsinfrastruktur benach-
teiligten Gebieten werden den
Menschen so für viele kaum
bewältigbare Wege zu ein-
fachen Medikamenten zuge-
mutet. Öffentliche Apotheken
in dünn besiedelten Gebieten
können zudem ihre Verpflich-
tung zu Nacht-, Wochenend-
und Feiertagsdiensten nur
eingeschränkt wahrnehmen,
indem sie sich mit oft weit
entfernten Apotheken in Nach-
bargemeinden turnusmäßig
abwechseln. Auch das führt
dazu, dass die Versorgung
immer wohnortferner wird“,
heißt es in einem Schreiben
an Landeshauptmann Franz
Voves und seinen Stellvertre-
ter Hermann Schützenhöfer.
In dem Schreiben wird auch
darauf hingewiesen, dass
Hausapotheken intelligente
Strukturmaßnahmen für
dünn besiedelte Gebiete dar-
stellen:
„In Deutschland behilft
man sich mit hohen Direkt-
Garzarolli, Kirisitz, Bleich: „Durch Gemeindefusionen
werden Wege für die betroffene Bevölkerung nicht kürzer.“