Ærzte
Steiermark
 || 05|2013
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Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
Foto: Schiffer
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Nicht der Erfolg einer the-
rapeutischen Intervention,
sondern der Einsatz wird
belohnt.
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Mittel- und langfristige In-
vestitionen werden nicht
angereizt.
Regional ist, laut These der
OptiMedis AG, eine neue
Grundlegung der Versorgung
notwendig. Benötigt wird ein
präventives und therapeu-
tisches, sektor- und indikati-
onsübergreifendes, evidence-
based Management in einer
optimalen Arzt-Patienten-
Interaktion.
Regionale Ebene
Pimperl verwies darauf, dass
Krankenkassen und Politik
heute zu leicht „exklusiv den-
ken“: Selektion der Leistungs-
erbringer, Ausschaltung von
Krankenhäusern und Ärzten
aus der Versorgung seien all-
gegenwärtig. Regionale Ver-
sorgung muss aber „inklusiv
denken“, die Einbeziehung
möglichst aller vorhandenen
Leistungspartner in eine Op-
timierung der Versorgung
ist zu fordern. Von hoher
Bedeutung dabei ist, dass
der Patient als „Co-Produ-
zent“ Subjekt bleiben muss.
„Eine soziale wie wettbewerb-
liche Gesundheitswirtschaft
heißt in diesem Sinne die
Rückführung der Organisa-
tionsverantwortung auf die
regionale Ebene, bei gleich-
zeitiger überregionaler und
nationaler Evaluation und
Aufsicht“, erklärte Pimperl
und weiter: „Ein neuer An-
lauf für die Veränderung der
Vergütungssystematik hin zu
einer Vergütung, die an den
Erfolg bei der Generierung
von Gesundheit gebunden ist,
ist zwingend erforderlich.“
Gesundes Kinzigtal
Das Modell „Gesundes Kin-
zigtal“ versucht, all diese
Ideen umzusetzen. Das Kin-
zigtal liegt im deutschen
Bundesland Baden-Württem-
berg. Seit 2006 wird gemein-
sam mit den Projektpartnern
AOK Baden-Württemberg
und LKK sowie der Gesundes
Kinzigtal GmbH für etwa
31.000 Versicherte der beiden
Krankenkassen ein umfang-
reiches Gesundheitsprojekt
angeboten. Hierfür konnten
rund 58 Prozent der Ärzt­
Innen in der Region als Part-
ner gewonnen werden. Für
sie wurde ein Modell ba-
sierend auf der klassischen
Vergütung und gezielter
Zusatzvergütung erarbeitet.
Die dahinterstehende Idee
lautet, dass Qualität, Ethik
und Wirtschaftlichkeit sich
zusammen erbringen lassen.
Genauer: Die gezielte Inve-
stition in die Gesundheit und
bessere Krankheitsbehand-
lung führt zu einer Qualitäts-
verbesserung, die ihrerseits
wiederum zu einem besseren
Das Projekt zeigt, dass Reformen
von unten viel mehr bringen, als von
oben verordnete Reißbrettkonzepte.“
Vizepräsident Jörg Garzarolli
wirtschaftlichen Ergebnis für
die Krankenkassen führt.
Ziel des Projektes ist eine
optimierte qualitätsgesicher-
te Gesundheitsversorgung
durch verschiedene Elemente
wie etwa Primärprävention
und Versorgungsprogramme.
„Das heißt Arbeit in Projekt-
gruppen, am Schreibtisch, in
der Praxis, in Klausuren, in
der Bevölkerung“, erklärte
der Vertreter der OptiMe-
dis AG, Pimperl. Im Rah-
men des Projektes werden
pro Jahr über 4.000 Stun-
den zusätzlicher ärztlicher
Einsatz geleistet, eine große
Herausforderung angesichts
der begrenzten Zeitmöglich-
keiten der Ärztinnen und
Ärzte. Aber: Dieser Einsatz
wird durch ein mehrstufiges
System auch entsprechend
vergütet. So gibt es neben
der regulären Vergütung
eine Add-On Einzelleistungs-
vergütung (für medizinisch
und ökonomisch sinnvolle
Leistungen wie Gesundheits-
Check-Ups, Fallkonferenzen,
Betreuungsentgelte für Ver-
sicherte in speziellen Krank-
heitsmanagementprogram-
men …) und eine erfolgsori-
entierte Vergütung (bei Errei-
chung bestimmter Zielwerte
für qualitäts- und effizienzbe-
zogene Kennzahlen).
Dem Anspruch der Aufrecht-
erhaltung einer guten, wohn-
ortnahen ärztlichen Versor-
gung im ländlichen Raum
entsprechend werden durch
ein umfassendes Förderpro-
gramm im Rahmen des Pro-
jektes auch Anreize für jun-
ge Ärztinnen und Ärzte in
Weiterbildung und darüber
hinaus zur Verfügung gestellt.
Der Erfolg der Initiative zeigt
sich in einer kürzlich vor-
genommenen Evaluierung:
Das Gesundheitsergebnis zeigt
eine um 1,4 Jahre verlän-
gerte Lebenserwartung von
ProgrammteilnehmerInnen
im Vergleich zu Nicht-Teil-
nehmerInnen. In punkto
Wirtschaftlichkeit kommen
TeilnehmerInnen in der Ko-
stenentwicklung gegenüber
Nicht-TeilnehmerInnen den
Krankenkassen im Schnitt um
151 Euro „günstiger“.
Der Obmann der Niederge-
lassenen Ärzte, Jörg Garza-
rolli, zog eine positive Bilanz
aus der Präsentation: „Das
‚Gesunde Kinzigtal‘ ist ein
beispielhaftes Projekt. Wir
können davon wertvolle
Anregungen in das österrei-
chische Gesundheitssystem
übernehmen. Das Projekt
zeigt auch, dass Reformen
von unten viel mehr bringen,
als von oben verordnete Reiß-
brettkonzepte.“
Weitere Informationen: www.
gesundes-kinzigtal.de
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