Ærzte
Steiermark
|| 05|2013
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Angestellte Ärztinnen und Ärzte
Foto: Schiffer
von sechs oder neun Mona-
ten fixer und ausfinanzierter
Bestandteil sein wird, und
zweitens der Turnus in der
jetzigen Form nicht mehr exi-
stieren wird. Das Ziel ist, die
Ausbildungsinhalte qualitativ
und quantitativ an internati-
onale Standards anzupassen.
Nach dem Studium wird ein
sog. „common trunk“ absol-
viert, bestehend aus einem
chirurgischen Teil (3 Monate)
und einem internistischen Teil
(6 Monate) mit Schwerpunkt
Notfallmedizin. In dieser Zeit
sollen sogenannte Basiskom-
petenzen vermittelt werden,
somit ersetzt der „common
trunk“ den bisherigen Turnus!
Danach soll die Entscheidung
entweder für eine Facharz-
tausbildung oder Allgemein-
mediziner-Ausbildung „Tur-
nus NEU“ fallen, diese jedoch
nicht mehr Voraussetzung
für eine Facharztausbildung
sein. Die Ausbildung zum
AM wird danach 33 Monate
in Krankenanstalten dauern,
plus sechs bis neun Monate in
der Lehrpraxis.
Wesentlich dabei ist die neue
Fächerverteilung:
y
3 Monate Chirurgie (bereits
„common trunk“ )
y
15 Monate Innere Medizin (6
bereits im „common trunk“.
Bei den neun Monaten in der
speziellen Ausbildung sind
auch Geriatrie, Pulmono-
logie, Palliativmedizin und
Onkologie dazu zu zählen)
y
3 Monate Neurologie
y
3 Monate Psychiatrie und
psychotherapeutische Me-
dizin
y
3 Monate Orthopädie oder
Unfallchirurgie
y
3 Monate Kinder- und Ju-
gendheilkunde
y
3 Monate Gynäkologie und
Geburtshilfe
y
9 Monate freie Wahlfächer
(wobei aus drei der folgenden
Fachgebiete jeweils 3 Monate
auszuwählen sind: Hals,- Na-
sen- und Ohrenkrankheiten,
Haut- und Geschlechts-
krankheiten, Augenheilkun-
de und Optometrie, Urologie,
Unfallchirurgie, Orthopädie
und orthopädische Chirur-
gie oder Anästhesie und
Intensivmedizin. Unfallchi-
rurgie bzw. Orthopädie und
orthopädische Chirurgie
können im Rahmen der
Wahlpf lichtfächer jedoch
nur gewählt werden, sofern
sie nicht bereits im Rahmen
der Basiskompetenzen absol-
viert wurden)
y
6 – 9 Monate Lehr(gruppen)
praxis
Natürlich sind o.g. Inhalte
nicht in Stein gemeißelt, doch
in etwa soll das Konzept so
umgesetzt werden. Die neun
Monate in Form von freien
Wahlfächern werden das Sy-
stem zusätzlich flexibilisieren
und zum Einen individuelle
Interessen besser berücksich-
tigen, zum Anderen aber die
bisherigen „Flaschenhälse“
Dermatologie und HNO ent-
schärfen.
Insgesamt werden deutlich
weniger Kolleginnen und
Kollegen diese Ausbildung
absolvieren als den bisherigen
Turnus, und somit bietet sich
endlich die Möglichkeit, dem
Hamsterrad der Spitalserhal-
tung mit Hilfe von Ärztinnen
und Ärzten in Ausbildung
zu entkommen. Pflegetätig-
Langsam infiziert das
„Turnusärztemangelfieber“ auch die
Steiermark, und Spitalsträger beginnen
nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Dr. David Windisch
Obmann der Sektion Turnusärzte
Ärztekammer für Steiermark
Quellen:
1
Ärztinnen und Ärzte: Bedarf und Ausbildungsstellen 2010 bis 2030; Wien, im Juni 2012
Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Kooperation mit der
Österreichischen Ärztekammer
2
LKH Bregenz – Inserat Österreichische Ärztezeitung, März 2013
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OTS0041 2013-03-29 10:27 291027 MÄR 13 NEF0001 0368 - Ärztekammer für Kärnten
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Ausbildungskommission; Reform der Ärzteausbildung; Bericht über den Zeitraum; März – Dezember 2011
keiten und delegierbare Tätig-
keiten müssen durch die Pfle-
ge durchgeführt werden und
die Dauer der Ausbildung
soll genutzt werden, um für
die nachfolgenden Anforde-
rungen in der hausärztlichen
Praxis fit zu sein.
Für mich wesentlich scheint
auch ein Lehrstuhl für Allge-
meinmedizin an unseren Uni-
versitäten, umdas Fach AM als
solches zusätzlich aufzuwerten.
Der Beruf der Landärztin und
des Landarztes muss wieder
attraktiver und erstrebens-
werter werden, denn nur in
dieser Form ist eine sinnvolle
und auch kostengünstige Pati-
entInnenversorgung möglich.
Natürlich bedarf es hierzu
einer Reihe weiterer zweck-
mäßiger Reformen im nieder-
gelassen Bereich.
Im Rahmen einer möglichen
Umsetzung dieser Reform
sollte auch über den Ter-
minus „Turnus“ als solchen
nachgedacht werden. Besser
scheint mir, die Ausbildung
zum Arzt/zur Ärztin für
Allgemeinmedizin nicht als
„Turnus“ zu bezeichnen, um
letztlich diesen negativ behaf-
teten Begriff im Sinne eines
Klotzes am Bein loszuwer-
den. Grundsätzlich sollte im
Zuge dieser Reform auch das
„Turnusärztetätigkeitsprofil“
der ÖÄK in geeigneter Form
eine gesetzliche Verankerung
finden. Der Abhängigkeit von
Lippenbekenntnissen hin-
sichtlich der Delegation von
nicht-ärztlichen Tätigkeiten
an qualifiziertes Personal kann
mit einer solchen Grundlage
entgegengewirkt werden.
Ich persönlich blicke hoff-
nungsvoll und zuversichtlich
in die Zukunft und scheue
mich nicht, diesen Riesen-
brocken der Ärzteausbildung
in Angriff zu nehmen. Seit
50 Jahren besteht das Sy-
stem, und es ist an der Zeit
es niederzureißen und neu
aufzubauen, um unseren „Job“
lebenswerter zu machen.