Ærzte
Steiermark
 || 07/08|2013
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titel
Karriere machen zu wollen
folgt an letzter Stelle.
Nicht bis 65
Alarmierend sind die Werte,
wenn gefragt wird, ob man
unter diesen Bedingungen bis
zum 65. Lebensjahr durchhal-
ten wird. Nur zwölf Prozent
halten das für sehr wahrschein-
lich. Wenn es im Gegenzug
28 Prozent für sehr unwahr-
scheinlich halten und 36 Pro-
zent für eher unwahrscheinlich,
dann gilt für die Personalabtei-
lungen der Krankenhausträger
wohl Alarmstufe Rot. Dass
wie mangelnde Unterstützung
durch die Kollegen.
Gerade die schwerwiegenden
Faktoren (Verwaltung, Zeit-
druck) werden in der Stei-
ermark im Vergleich zum
Österreichschnitt als noch
gravierendere Probleme wahr-
genommen.
Positive Faktoren
Immerhin zwei Drittel der ös-
terreichischen Ärztinnen und
Ärzte sind mit dem Ansehen
des eigenen Krankenhauses
sehr oder zufrieden. In der
Steiermark sind es sogar etwas
mehr. Und: In der Steiermark
verbessern sich die Werte
gegenüber den Befragungen
2003, 2006 und 2010, während
sie im gesamtösterreichischen
Ergebnis eher gleichbleibend
sind.
Mit Art und Inhalt der eigenen
Tätigkeit sind zwei Drittel
zufrieden, ebenso mit der
beruflichen Tätigkeit insge-
samt. Nur mehr etwas mehr
als die Hälfte (53 Prozent)
bei Ärztinnen und Ärzten in
Ausbildung zumAllgemeinme-
diziner und zum Facharzt die
Ergebnisse noch weit schlechter
sind (37 bzw. 38 Prozent sehr
unwahrscheinlich), macht die
Lage bereits dramatisch. In
der Steiermark ist die Situation
mit 22 bis 23 Prozent „sehr
unwahrscheinlich“ zwar etwas
besser als imBundesschnitt, für
sich alleine betrachtet aber den-
noch hoch problematisch. Hier
wirdwohl dieHauptursache für
den zu erwartenden Ärzteman-
gel in den nächsten Jahren und
Jahrzehnten zu suchen sein.
bewertet die Weiterbildungs-
möglichkeiten als (sehr) zu-
friedenstellend. Ähnlich sieht
es beim Dienstplan aus. Nur
44 Prozent sind mit dem Ein-
kommen sehr oder zufrieden,
in der Steiermark sind das um
neun Prozentpunkte mehr –
der Prozentanteil der „sehr
Zufriedenen“ liegt aber jeweils
im einstelligen Bereich.
Eine Zufriedenheit von weni-
ger als 50 Prozent erreichen
Ausbildung, Führungsstil,
Aufstiegs- und Entwicklungs-
möglichkeiten oder die Maß-
nahmen zur Frauenförderung.
Ganz hinten liegen Vereinbar-
keit von Beruf und Familie
(für 32 Prozent sehr oder zu-
friedenstellend) und das Zeit-
budget für Ausbildung, das in
Österreich ein Viertel und in
der Steiermark sogar nur ein
Fünftel der Befragten für sehr
oder zufriedenstellend hält.
Geld allein macht nicht glück-
lich, das bestätigt die Befra-
gung ganz klar. Im Ranking
der für die Arbeitszufrie-
denheit wichtigen Faktoren
ist die Freude an der Arbeit
vorrangig, es folgen weitere
„weiche Faktoren“ (für andere
Menschen und die Gesell-
schaft da sein, persönliche
Erfahrungsmöglichkeiten).
Die materielle Absicherung
kommt erst danach (liegt aber
verständlicherweise mit mehr
als 80 Prozent dennoch hoch).
Veränderung:
Das System
verändert sich langsamer als
die Menschen. Jahrzehntelang
hat Selbstausbeutung zum
Selbstverständnis im Arzt-
beruf gehört. Aber jetzt ist
Schluss. Das liegt daran, dass
die Intensität massiv gestiegen
ist. Oft arbeitet man im Nacht-
dienst genauso viel, wie in der
regulären Arbeitszeit.
Gleichzeitig wollen Ärzte kei-
ne Menschen aus Eisen mehr
sein. Ausgewogene Lebens-
qualität einzufordern, ist auch
ein Teil der Professionalität.
Ärztemangel:
Der Ärzteman-
gel ist zwar politisch uner-
wünscht und wird so lange
wie möglich ignoriert, aber
Menschen und auch die Medi-
en nehmen ihn bereits als sehr
real wahr. Da muss die Politik
von ihrer Ignoranz abgehen.
Frauen:
Mehr Frauen im Be-
ruf helfen uns. Es ist zwar ein
patriarchalisches Bild, aber
Frauen tun sich leichter, das
Recht auf Familienleben ein-
zufordern. Das nützt auch
den Männern, die das Gleiche
wollen.
Drei Fragen an Ärztekammer-
präsident Herwig Lindner
Im Ranking der für die
Arbeitszufriedenheit wichtigen Faktoren
ist die Freude an der Arbeit vorrangig.
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