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Ærzte
Steiermark
 || 07/08|2013
Foto: Schiffer
Kämpfen
an vielen
Fronten
2006 lösten sich
die Zahnärztinnen und Zahnärzte mit Leiden­
schaft, aber auch unter Schmerzen, aus der ärztlichen Berufs­
vertretung, um sich in der Zahnärztekammer selbst zu vertreten.
Ein Gespräch mit dem Präsidenten der steirischen Zahnärzte­
kammer, Dr. Reinhard Fürtinger.
MARTIN NOVAK
AERZTE Steiermark:
Sieben
Jahre Zahnärztekammer – wel-
che Erwartungen haben sich er-
füllt, was ist noch ausständig?
Fürtinger:
Erfüllt hat sich al-
les. Ich war damals schon einer
derjenigen, die sich sehr stark
dafür eingesetzt haben, die da-
von überzeugt waren, dass es
richtig ist, die Zahnärzte und
die Ärzte zu trennen. Das war
ja nicht ganz einfach, weil es
auch in unserer Berufsgruppe
andere Ideologien gegeben hat.
Diejenigen, die in der Ärzte-
kammer bleiben wollten, sind
aber mittlerweile auch schon
geläutert. Es gibt heute in der
Zahnärzteschaft und der Ver-
tretung der Zahnärzteschaft
ganz eindeutig die Meinung,
dass es richtig gewesen ist, uns
zu trennen.
Einer der Gründe war, dass ein
eigenes Studium, und damit
mehr oder weniger ein eigener
Berufsstand, etabliert wurde,
der der Dres. med. dent., die
eine neue und andere Form
von Medizinern darstellen.
Wir als Standesvertreter der
alten Zunft, die noch Dres.
med. univ. sind, sind uns im
Klaren darüber, dass wir eine
auslaufende Generation sind,
die als Wegbereiter Strukturen
schaffen müssen, die dann
für die Dres. med. dent. pas-
send sind. Das ist eine große
Verantwortung und Aufgabe,
die auch große Herausfor-
derungen mit sich bringen.
Wir müssen an Verhältnisse
denken, mit denen wir nicht
aufgewachsen sind, und die
wir nur erahnen können.
Ein gutes Drittel Ihrer Mit-
glieder ist bereits in der Zahn-
ärztekammer aufgewachsen.
Wie ist deren Selbstverständnis
im Vergleich zu den „alten“
Zahnärzten?
Fürtinger:
Die „neuen Zahn-
ärzte“ sind in der Regel mit
24 Jahren fertig ausgebildet
und berufsberechtigt. Zu
diesem Zeitpunkt haben sie
ihre Lebensgestaltung und
Lebensplanung noch vor sich.
Sie müssen zu diesem Zeit-
punkt Lebensentscheidungen
treffen, die sie nicht treffen
wollen und auch nicht treffen
können. Dazu kommt, dass
bisher die Gründung einer
Zahnarztpraxis schon mit
hohem finanziellem Aufwand
verbunden war, die Wirtschaft
aber ein Geschäft darin gese-
hen hat. Wir haben sofort Geld
bekommen. Heute müssen
Geschäftsmodelle vorgelegt
werden, die Banken sind sehr
restriktiv. Ich würde fast sagen,
dass der Berufseinstieg in die
Selbstständigkeit für die Dres.
med. dent. im Gegensatz zu
uns wesentlich schwieriger ist.
Dazu kommen noch der auch
in der Zahnmedizin sehr hohe
Frauenanteil und die leider für
Kolleginnen sehr ungünstigen
Rahmenbedingungen auf dem
Weg zur Selbstständigkeit. Lei-
der blockiert der Gesetzgeber
auch die von der Standesver-
tretung schon lange geforderte
Anstellung eines Zahnarztes
bei einem Zahnarzt, bzw. Ko-
operationsmodelle im Rah-
men des Kassenvertrages, was
die Situation für die Jungen
wesentlich erleichtern würde.
Das alles führt dazu, dass nur
wenige Dres. med. dent. gleich
nach der Ausbildung in den
Beruf drängen.
Die Zahnärzte waren tenden-
ziell immer die Gruppe, bei der
die Privatleistungen eine große
Bedeutung hatten. Wie sehr
hat die Wirtschaftskrise das
Verhältnis zu den Patienten
verändert? Ist private Medizin
seit 2008 schwieriger geworden?
Fürtinger:
Das muss man
differenziert sehen. Die Pati-
enten waren bereit, mehr Geld
für dauerhafte, medizinische
Lösungen auszugeben. Das
flacht jetzt ein bisschen ab. Ich
würde dennoch meinen, dass
die Zahnärzte zwar allgemein
nicht wirklich unter der Wirt-
schaftskrise gelitten haben.
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