Ærzte
Steiermark
|| 09|2013
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politik
Foto: Parlamentsdirektion/Stefan Olah
Robert Ernst-Kaiser
Unter den 183 National-
ratsabgeordneten im österrei-
chischen Parlament befanden
sich in der letzten Legisla-
turperiode vier Ärztinnen
und Ärzte: Sabine Oberhauser
(SPÖ), Erwin Rasinger (ÖVP),
Da gma r
Be l a kow it s ch-
Jenewein (FPÖ) und Kurt
Grünewald (Grüne). Bis auf
Grünewald, der sich nach 14
Jahren im Parlament aus der
Politik zurückzieht, kandidie-
ren alle wieder für einen Sitz
im künftigen Nationalrat.
Nach über einem Jahrzehnt
Arbeit im Parlament weiß
Grünewald, was eine/n Ärz-
tin/Arzt zu einer/einen guten
Politiker/in macht: „Die Er-
fahrung mit Menschen und
ihren Sorgen, Wünschen und
Ängsten. Auch der rationale
Umgang mit Daten und Fak-
ten und ein entsprechendes
Fachwissen ist hilfreich.“ Ge-
wissensbisse in seiner Dop-
pelfunktion Arzt/Politiker
hatte Grünewald während
seiner parlamentarischen Ar-
beit nicht, der Arzt und der
Politiker in ihm waren sich in
ihren Entscheidungen immer
einig: „Ich sehe hier keine
Diskrepanz. Das Problem ist
nur, sich mit anderen in der
Politik einig zu werden und
damit auch das zu verändern,
was man sich gut begründet
wünscht.“
Problematischer sieht das sei-
ne Kollegin von der SPÖ,
Sabine Oberhauser, die zwi-
schen 2003 und 2006 als Prä-
sidialreferentin der Wiener
Ärztekammer fungierte. Sie
zog nach dem Einzug in den
Nationalrat eine klare Trenn-
linie: „Ich habe für mich
selbst bei der Annahme des
Nationalratsmandates ent-
schieden, alle meine stan-
despolitischen Funktionen
und Mandate (Ärztekammer)
zurückzulegen, weil ich den
Unterschied zwischen ‚Ärzt
Innen-Politik‘ und Gesund-
heitspolitik durchaus sehe
und auch zu leben versuche.“
Die Entscheidung, in die Po-
litik zu gehen, fiel für Ober-
hauser schon im Jahr 2003
mit Beginn ihrer gewerk-
schaftlichen Tätigkeit. Da-
mals hat sie die „Neugierde
beim Aufbau von etwas ganz
anderem mitzuwirken“ und
sich den Problemen der Ärz-
teschaft auch politisch anzu-
nehmen motiviert. „Gerade
bei den Arbeitsbedingungen,
aber auch der Bezahlung der
Ärztinnen und Ärzte, Ver-
besserungen zu erzielen, hat
mich gereizt, den Weg in die
Politik einzuschlagen.“
Trotz der Trennlinie zwischen
beiden Berufen kann Ober-
hauser durchaus Parallelen
>>
„Kein Platz für eine
sture Linientreue“
Ärztinnen und Ärzte
in der Politik über die Vereinbarkeit bei-
der Berufe, Ziele und darüber, was man in der Politik von der
Ärzteschaft lernen kann.