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Ærzte
Steiermark
 || 09|2013
serie
Arzt im besonderen Dienst
Foto: Conclusio
Droge
Arzt
Obermedizinalrat Dr.
Helmut Hammer
ist
kürzlich 95 Jahre alt
geworden. Als Arzt und
Standespolitiker über-
blickt er sieben Jahr-
zehnte. Ein Geburts-
tagsgespräch mit dem
ehemaligen Vizepräsi-
denten der steirischen
Ärztekammer.
MARTIN NOVAK
„Haben Sie heute schon die
Presse gelesen?“, fragt Hel-
mut Hammer. Er hat. Speziell
ein längeres Essay des Philo-
sophen Peter Kampits über
die Würde des Alters. Zwar
teilt er die Meinung des Ethi-
kers nicht in allen Belangen,
aber sie beschäftigt ihn. Hel-
mut Hammer, promovierter
Mediziner, Obermedizinal-
rat, langjähriger damals noch
praktischer Arzt in Graz-
Mariatrost, Stadtarzt, ehema-
liger Vizepräsident der Ärz-
tekammer Steiermark, ist vor
kurzem 95 Jahre alt geworden.
„Hochbetagt“ nennen das die
Demoskopen. „Wahrschein-
lich bin ich einer der ältesten
promovierten Mediziner der
Steiermark“, sagt er.
Nach der Matura schwankte
der im letzten Jahr des ersten
Weltkriegs Geborene zwi-
schen Medizin einerseits und
Politik, Geschichte und Recht
andererseits. In politisch mehr
als bewegten Zeiten entschied
er sich für das unpolitische
Fach, für die Medizin. Seine
Promotion zum Doktor der
gesamten Heilkunde fiel in
den nächsten, den zweiten
Weltkrieg. Den hat er mitge-
macht, zuerst als normaler
Soldat, dann als Sanitäter,
dann als Arzt. „Lernen durch
Tun“, sagt er, hieß das Prinzip.
Mangelte es an Fachwissen,
ersetzte man es durch Zuwen-
dung. „Wenn man geschwom-
men ist, hat man etwas ver-
sucht“, erzählt er. Denn die
universitäre Ausbildung hätte
wohl besser sein können, aber
sie konnte eben nicht besser
sein, in diesen Zeiten.
Sehr viel später erst sei er
darauf gekommen, dass es
„die Droge Arzt“ gibt. Dass
der Arzt allein dadurch wirkt,
dass er da ist, unabhängig
davon, was er tut. Richtlinien,
Technisierung und Kontrolle
würden dieser Droge einen
Teil der Wirkung nehmen.
„Grundsätzlich ist das nicht
schlecht, aber es darf nicht das
Bestimmende sein“, sagt Hel-
mut Hammer nachdenklich.
Ende 1945 kam er nach Graz.
„Hohes Lob der
Altersversorgung – sie
ist die Butter am Brot.“
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