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Ærzte
Steiermark
 || 09|2013
Foto: Büro LHStv. Prettner
politik
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Was könnten die Gründe
dafür sein?
Beate Prettner:
Wirklich?
Dieses Bild ist mir nicht be-
kannt … Was jedoch stimmt
ist, dass man sich als Ärztin,
die in die Politik einsteigt und
eine Spitzenfunktion ausübt,
in Geduld üben muss. Als
Ärztin bin ich es gewöhnt, eine
Diagnose zu stellen und mit
der Behandlung zu beginnen.
In der Politik kennt man die
Diagnose, aber die Behandlung
dauert länger als gewohnt, was
die ärztliche Geduld manch-
mal auf die Probe stellt.
Das Image der Politikerinnen
und Politiker in der Öffentlich-
keit ist fast schon traditionell
schlecht. Das der Ärztinnen
und Ärzte unterliegt heftigen
Angriffen, liegt aber immer noch
im Spitzenfeld. Was müssen
PolitikerInnen tun, damit ihr
Bild an der Öffentlichkeit wie-
der besser wird, was Ärzt­Innen,
damit es nicht schlechter wird?
Beate Prettner:
Das schlechte
Image der Politikerinnen und
Politiker wurde leider von
einigen wenigen geprägt und
haftet vielfach auch jenen
an, die ihre Funktionen vor-
bildhaft erfüllen. Eben dieses
Image war für mich auch ein
Grund zu beweisen, dass es
auch anders geht und Politik
nicht zwanghaft korrupt ist,
sondern auf der politischen
Ebene wesentliche Entschei-
dungen und Maßnahmen ge-
setzt werden können, um das
Leben der Menschen positiv
zu beeinflussen. Als Politike-
rin wie als Ärztin gilt es, sich
selbst treu zu bleiben und nach
bestem Wissen und Gewissen
zu handeln, sodass man jeden
Morgen aufrecht in den Spie-
gel blicken kann – wenn das
gelingt, dann stimmt auch das
Image nach außen.
Die Gesundheitspolitik ist ein
Feld, in dem Skandalisierung
fast schon zu Gewohnheit wird.
Wie bekommt man das wieder
weg, kann man es überhaupt
wegbekommen?
Beate Prettner:
Das emp-
finde ich nicht so. Gerade
in Kärnten konnten wir mit
der Gesundheits-Charta und
der damit einhergehenden
Außerstreitstellung des Ge-
sundheitswesens unter Beweis
stellen, dass Gesundheitspo-
litik sicherlich kein Feld ist,
auf dem sich parteipolitische
Schlachten austragen lassen.
In der Gesundheitspolitik geht
es um das Wohl der Menschen,
um das Allgemeinwohl und
die Versorgungssicherheit mit
Spitzenmedizin für jeden und
jede – da ist für parteipoli-
tische Skandalisierungsver-
suche schlicht kein Platz, und
das wird in Kärnten auch
über Parteigrenzen hinweg
so anerkannt und gelebt. Was
das anbelangt, haben wir also
offenbar Vorbildfunktion für
andere Bundesländer.
Noch zur aktuellen Gesund-
heitspolitik. Laut vielen Ex-
perten ist die Stärkung der
wohnortnahen, medizinischen
Versorgung zwar als Argument
für das Gesundheitsreform-
gesetz verwendet worden, sie
steht aber tatsächlich nicht im
Gesetz. Ist die wohnortnahe
Versorgung überhaupt ein An-
liegen, und wenn ja, was soll für
sie geschehen?
Beate Prettner:
Gerade im
Hinblick auf die wohnortna-
he medizinische Versorgung
hat Kärnten seine Hausauf-
gaben bestens erledigt und
kann mit einer hohen Dichte
an Angeboten aufwarten. Auf
Basis dessen gilt es für uns
in Kärnten, die wohnortna-
he Versorgung dahingehend
zu fördern, indem Standorte
erhalten werden auf Grund-
lage der Standortgarantie und
indem der niedergelassene
Bereich weiter ausgebaut wird.
Ein Problem, das Sie ja auch
aus eigener Erfahrung kennen,
ist die extreme Belastung für
Spitalsärztinnen und -ärzte.
Ein Streik der Kärntner Tur-
nusärztInnen wurde jetzt ja
gerade noch abgewendet. Wie
haben Sie persönlich diese Be-
lastung erlebt?
Beate Prettner:
Für mich
persönlich war die Turnuszeit
eine spannende, lehrreiche
und vor allem intensive Zeit,
die einem sicherlich Einiges
abverlangt. Dennoch würde
ich diese Phase meines Le-
bens niemals missen mögen,
denn in dieser Zeit werden
die Grundsteine für die wei-
tere Karriere gelegt und es
werden viele Kontakte ge-
knüpft, die einen die ganze
Berufslaufbahn lang begleiten.
Und, das ist jetzt die Frage
an die Gesundheitspolitikerin,
was muss man tun, damit die
Zufriedenheit mit dem Arbeits-
platz Spital wieder steigt?
Beate Prettner:
Hier gibt es
einige Modelle zu überlegen,
die die Arbeit für die Ärz-
tinnen und Ärzte in einem
ausgewogenen Verhältnis zu
ihrem Privatleben stattfinden
lässt. Vordringlich müssen
wir uns Varianten überlegen,
die nicht nur die Qualität am
Arbeitsplatz für die Ärztinnen
und Ärzte steigern, sondern
vor allem auch der Qualität der
Versorgungsleistungen für die
Patientinnen und Patienten
zugutekommen. Dabei wer-
den Modelle anzudenken sein,
die eine Art Arbeitszeitkurve
beschreiben. So würde bei-
spielsweise die zu entrichtende
Arbeitszeit mit steigendem
Alter bzw. Dienstjahren der
Ärztinnen und Ärzte adäquat
abgeflacht werden. Auch geht
es um die Wertschätzung un-
tereinander und die gesunde
Teamarbeit am Arbeitsplatz,
denn nur wenn Erfahrungen
weitergegeben werden, kann
man auch voneinander lernen.
Für Turnusärztinnen und
-ärzte ist laut Umfragen die
Lehrpraxis der attraktivste
Ausbildungsplatz. Wie stehen
Sie zur Forderung nach der
obligatorischen Lehrpraxis?
Beate Prettner:
Meiner Mei-
nung nach ist das eine absolut
sinnvolle Idee, die eine we-
sentliche Bereicherung in der
Ausbildung darstellen könnte.
Abschließende Frage: Wollen
Sie als Politikerin in Pension
gehen? Oder ist es für Sie vor-
stellbar bzw. sogar wünschens-
wert, wieder als Fachärztin zu
arbeiten?
Beate Prettner:
Getreu
meinem Motto „Wege entste-
hen im Gehen“ will und kann
ich mich da nicht festlegen.
„Es gibt einige Modelle
zu überlegen, die die
Arbeit für die Ärztinnen
und Ärzte in einem
ausgewogenen Verhältnis
zu ihrem Privatleben
stattfinden lässt.“
Dr. Beate Prettner war bis 2010
als Fachärztin für Gynäkologie
am Klinikum Klagenfurt tätig.
Von 2004 bis 2010 war sie Land-
tagsabgeordnete, dann Landes-
rätin. Seit März 2013 ist sie erste
Landeshauptmannstellvertreterin
und Gesundheitsreferentin in der
Kärntner Landesregierung.
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