Ærzte
Steiermark
|| 09|2013
13
D
ie Presse-
meldungen
kommen in
immer kürzeren Ab-
ständen: die Zahl
der durch den Zoll
aufgegriffenen illegal
eingeführten und
gefälschten Medi-
kamente hat sich
in einem Jahr ver-
dreifacht. Eine junge
Deutsche bestellt im Internet ein als
besonders wirksam angepriesenes
Schlankheitsmittel: sie stirbt kurz nach
der Einnahme. Die amerikanische
Arzneimittelbehörde FDA warnt vor
Hustensaft-Überdosierungen, an de-
nen etliche Kinder gestorben sind.
Die New York Times meldete vor we-
nigen Jahren, dass bereits 28 % aller
Spitalsaufnahmen in den USA durch
falsch eingenommene Arzneimittel
verursacht werden. Jeder 5. Todesfall
ist auf den giftigen „Cocktail“ aus ge-
fährlicher Selbstmedikation, Überdo-
sierungen und Wechselwirkungen zu-
rückzuführen. Die als liberal geltende
NYT hat die Ursachen dieser bedenk-
lichen Entwicklung recherchiert und
kommt zum Schluss, dass „Internet-
Versandhandel von Arzneimitteln, die
Etablierung von Ketten-Drug-Stores
einzelner Konzerne und die Auflösung
des geordneten Apothekensystems
verantwortlich für diese tödliche Gift-
mischung sind.“
Arzneimittel sind keine Hustenzuckerln,
keine beliebigen Konsumartikel. Sie
eignen sich nicht für „Geiz ist geil“ und
„Willkommen im freien Markt“, sie eignen
sich nicht für grenzenlosen Wettbewerb,
Umsatzoptimierung und unbeschränkte
Liberalisierung. Der sichere Umgang mit
Medikamenten braucht die kompetente
Beratung durch unsere Apothekerinnen
und Apotheker, braucht im Vertrieb
klare Regeln, wie die Rezeptpflicht,
den Apothekenvorbehalt und eine
lückenlose Logistikkette vom Erzeuger
über Großhandel und Apotheke bis
zum Anwender. Österreich hat ein in-
ternational anerkanntes, qualitätsvolles
und kostengün-
stiges Apothe-
kensystem, das
ein Höchstmaß
an Arzneimittelsi-
cherheit gewähr-
leistet. Hoffent-
lich bleibt’s so.
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Arzneimittel-
Sicherheit
Mag.pharm. Dr.
Gerhard Kobinger
Foto: Sissi Furgler
politik
Partei-Programme
SPÖ
Dort sind unter anderem „Mehr Zeit für
PatientInnen“ und „Beschäftigung im
Gesundheitsbereich attraktiver gestalten“
zu finden. So sollen „ÄrztInnen mehr
Zeit für ihre PatientInnen haben, War-
tezeiten sollen durch bessere und längere
Öffnungszeiten der Praxen und Grup-
penpraxen verkürzt werden, Mehrfach-
befundungen und Verweisungen sollen
vermieden werden.“ Auch im Bereich der
ÄrztInnenausbildung tritt die SPÖ für
eine Reform ein: „Die praktische Ausbil-
dung, vor allem in Lehrpraxen, muss aus-
geweitet und eine gerechte Entlohnung
in der Ausbildungszeit gesichert werden.“
ÖVP
„UnsereMaßnahmen für einÖsterreichmit
höchster Lebensqualität“ nennt die ÖVP
ihre Vorschläge für eine zukünftige Ge-
sundheitspolitik. Ein paar Punkte daraus:
y
Entlastung der Spitäler und der Spitals
ambulanzen durch Aufwertung des
niedergelassenen Bereiches und der
niedergelassenen ÄrztInnen.
y
Erhalt der ärztlichen Hausapotheken
im ländlichen Raum zur Sicherung
einer patientennahen Medikamenten-
versorgung.
y
Attraktive Arbeitsbedingungen für
ArbeitnehmerInnen in Spitälern.
FPÖ
Außer dem Punkt „Volle Sozialleistungen
nur fur Staatsburger“ ist gesundheitspoli-
tisch im Programm nichts zu entdecken.
Grüne
Für eine Reform der „Lehrpraxis-Aus-
bildung“ und Aufwertung der Haus
ärztInnen treten auch die Grünen ein:
„Durch die Schaffung des Facharztes
für Allgemeinmedizin inklusive Ausbil-
dungsreform und die Umsetzung eines
HausärztInnenmodells, bei dem im
Krankheitsfall zuallererst die Hausärz-
tin/der Hausarzt aufgesucht wird, wird
ihre Rolle in der Gesundheitsversorgung
aufgewertet. Ausreichende Finanzierung
von Lehrpraxen und die Reform der
ÄrztInnenausbildung sind hierfür die
grundlegenden Maßnahmen.“ Weiters
tritt die Partei für bessere Arbeitsbedin-
gungen, vor allem in Spitälern, ein.
BZÖ
Das BZÖ fordert nur eine Sozialversi-
cherung. „Das BZÖ fordert daher die
Zusammenlegung zu einer einzigen,
effizienten und sparsamen Sozialversi-
cherung mit einheitlichen Leistungen für
alle Österreicherinnen und Österreicher.“
Stronach
Das Team Stronach will einen „Wett-
bewerb zwischen öffentlichen und pri-
vaten Gesundheitseinrichtungen, als auch
zwischen Versicherungen unter fairen
Voraussetzungen“ und die „Zusammen-
führung der zahlreichen großen und
kleinen Krankenkassen“ zu einer „Öster-
reichischen Gesundheitsversicherung“.
Weiters: „Krankenhäuser müssen staatlich
unabhängige gemanagte Verbünde mit
Budget und Kostenverantwortung werden.“
NEOS
Sie haben die Vision, „alle Soziallei-
stungen durch eine bedarfsorientierte
Grundsicherung, ein ,BürgerInnengeld‘
zu ersetzen. Das geht nicht von heute auf
morgen.“ Aber sie wollen jetzt die Wei-
chen stellen: „Transparenz, Effizienz und
Fairness sind die Grundpfeiler. Eigenver-
antwortung soll sich auszahlen.“
Piraten
Nichts im Programm.
KPÖ
Unter anderem im Programm:
y
Ausbau des Gesundheitssystems
y
Vereinheitlichung der Krankenkassen
und Harmonisierung ihrer Leistungen
nach dem jeweils höchstem Level
y
Einbeziehung parteilich nicht gebun-
dener Ärzte- und Patienten-Vertreter
Innen in strategische gesundheitspoli-
tische Planungen.
AERZTE Steiermark
hat sich durch die Wahlprogramme gewühlt.
Hier ein Überblick über deren Angebote für ÄrztInnen und PatientInnen.