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Ærzte
Steiermark
 || 12|2013
ForSChung SteiermArK
Fotos: creativ collection, MedUni Graz
mediA BASed mediCine
„Dr. Google“ im Vormarsch
Immer mehr britische PatientInnen ziehen Informationen
aus dem Internet einem Arztbesuch vor. Ärzteverbände
schlagen Alarm. Eine Untersuchung der Organisation
TIS ergab, dass vier von zehn PatientInnen (1.500 wurden
befragt) Hausarztbesuche „bewusst auf die lange Bank
schieben“. Jeder zweite Zögerliche surft stattdessen lieber
im Internet nach Informationen, oftmals in der Hoffnung,
sich den Arztbesuch ganz sparen zu können.
Quelle:
Täglich bekommen Patient-
Innen von den Medien neue
„Sensationen“ aus der Welt
der Medizin aufgetischt:
Erfolgreiche Erforschung des immunsystems:
Mechanismus der Wächterzellen entschlüsselt.
Entschlüsselung 
Forschern um Herbert Strobl,
Institut für Pathophysiologie
und Immunologie der Med
Uni Graz, ist es gelungen, ei-
nen Mechanismus zu erfor-
schen, wie Immunantworten
gegen gefährliche Mikroben
geleitet bzw. Immunantwor-
ten gegen nützliche Mikroben
unterdrückt werden.
Die dendritischen Zellen
steuern die Immunantwor-
ten auf Mikroben, indem sie
Mikroben mittels spezieller
Rezeptoren identifizieren. So-
bald ein Krankheitserreger
erkannt wird, wandern die
dendritischen Zellen mit Frag-
menten des Eindringlings in
die Lymphknoten, wo sie wei-
tere Immunzellen – vor allem
die sogenannten T-Zellen – er-
reichen. Aus der Vielzahl von
T-Zellen werden nun jene zur
Vermehrung angeregt, welche
einen passenden Antigen-Re-
zeptor gegen das präsentierte
Fragment an ihrer Zellober-
fläche tragen. „Die Antigen-
reaktiven T-Zellen wandern
nach erfolgter Vermehrung an
den Ort der Infektion um die
Eindringlinge zu bekämpfen
bzw. umweitere Immunzellen
anzulocken und zu stimulie-
ren. Ein Teil dieser T-Zellen
wandelt sich danach in Ge-
dächtniszellen um, welche sehr
lange imKörper überleben“, so
Strobl. Diese Gedächtniszellen
können im Körper rasch ak-
tiviert werden, wodurch z. B.
Schutz vor Krankheiten durch
Impfungen gewährleistet wird.
Das Wissen über die Funktion
dendritischer Zellen hängt im
hohen Maße mit der Verbesse-
rung von Impfungen zusam-
men, da diese Zellen zwischen
harmlosen und gefährlichen
Mikroben
unterscheiden
müssen. „Eine Fehlfunktion
dieser Mechanismen könnte
einerseits überschießende Im-
munreaktionen hervorrufen,
wie z. B. bei Allergien oder
Autoimmunerkrankungen,
andererseits könnte das Nicht-
erkennen von Tumorzellen
im Körper durch eine Fehl-
funktion dendritischer Zellen
bedingt sein, da sich Tumor-
zellen der körpereigenen Kon-
trolle durch das Immunsystem
entziehen“, so Strobl. Die For-
schung geht der Frage nach,
wie man diese Mechanismen
in die gewünschte Richtung
beeinflussen kann. Da das
Netzwerk an dendritischen
Zellen bereits vor der Geburt
im Mutterleib gebildet wird,
sind diese Schutzmechanis-
men bei der Geburt bereits
vollständig angelegt.
Die Arbeitsgruppe hat ent-
schlüsselt, wie sich das Netz-
werk dendritischer Zellen vor
der Geburt ausbildet und wel-
cher Mechanismus demNicht-
Erkennen von ungefährlichen
Mikroben zu Grunde liegt.
Bereits im Mutterleib werden
in der Oberhaut Moleküle der
BMP-Familie gebildet, welche
Stammzellen dazu anregen,
sich in dendritische Zellen
zu verwandeln sowie sich zu
vermehren und ein engma-
schiges Netzwerk zu bilden.
Nach der Geburt wird in ho-
hem Maße das Molekül TGF-
beta 1 in den äußeren Haut-
schichten produziert. Strobl:
„Dieses TGF-beta 1 Molekül
sorgt dafür, dass bereits gebil-
dete Netzwerke nach Kontakt
mit Mikroben nicht verloren
gehen.“ Eine zeitlich koordi-
nierte Zugabe von TGF-beta
1 zu BMP-haltigen Kulturen
blutbildender Stammzellen
erlaubt die Herstellung groß-
er Mengen von dendritischer
Zellen, die nur sehr geringfü-
gig auf Mikroben der norma-
len Hautflora reagieren. Eine
Unterdrückung dieses Effekts
könnte in weiterer Folge ver-
stärkte Immunantworten auf
Tumorzellen erlauben. „Eine
gezielte Beeinflussung der
durch TGF-beta 1 geleiteten
Signale in dendritischen Zel-
len könnte in Zukunft der
Schlüssel sein, Immunantwor-
ten gezielt zu steuern.“
Frisch publiziert
y
A biopsychosocial model of interferon-alpha-induced depres-
sion
in patients with chronic hepatitis C infection in Eu-
ropean Psychiatry
von Baranyi A, Meinitzer A, Stepan A,
Putz-Bankuti C, Breitenecker RJ, Stauber R, Kapfhammer
HP, Rothenhäusler HB;
y
Effect of orthostasis on endothelial function: a gender com-
parative study
in PLoS One
von Goswami N, Gorur P, Pilsl
U, Anyaehie B, Green DA, Bondarenko AI, Roessler A,
Hinghofer-Szalkay HG;
Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
Univ.-Prof. Dr.
Herbert Strobl
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