38
LKH-West: 1 x hin
und wieder retour
„LKH West wird privatisiert“ titelte die
Kleine Zeitung am 10.03.2012 exklusiv
und meldete weiters: „Es ist ein Knall-
effekt in der steirischen Spitalsszene:
Erstmals soll ein öffentliches Spital
von privaten Betreibern geführt wer-
den. Seit Kurzem laufen die Geheim-
verhandlungen zwischen Vertretern
des Landes Steiermark, der Spitalsplatt-
form sowie den Ordensspitälern der
Elisabethinen und der Barmherzigen
Brüder.“ „Es geht sich alles nicht aus,
wir kommen auf dem herkömmlichen
Weg nicht weiter“, bestätigte Spitalslan-
desrätin Kristina Edlinger-Ploder tags
darauf in einem Interview, lobte jedoch
die „tolle Arbeit“ der „Westbelegschaft“
und versicherte, dass niemand seinen
Arbeitsplatz verlieren würde.
Über den tatsächlichen Entscheidungs-
stand zum Zeitpunkt des Knalls gab es
widersprüchliche Aussagen: Edlinger-
Ploder sprach von Verhandlungen „seit
Dezember 2011 mit verschiedenen
Personen der Ordensspitäler“, die Or-
densspitäler selbst bestätigten nur eine
„strategische Sitzung“ auf Einladung
der Landesregierung im März und
erwartete sich seitens des Landes „of-
fizielle, ergebnisoffene Gespräche, bei
denen die Ordensspitäler von Anfang
an auch in die Planung eingebunden
sind“. Gegen eine stärkere Einbindung
in die Akutversorgung wollte man sich
in den Ordensspitälern aber nicht weh-
ren, die Begeisterung für die Immobi-
lie LKH West hielt sich dem Verneh-
men nach angesichts immer wieder
auch medial beklagter Baumängel und
der Furcht vor hohen Betriebskosten
aber in Grenzen. Denn rechnen konnte
das Management der Ordensspitäler
unzweifelhaft. Auch KAGes-Aufsichts-
ratsobmann Peter Riedler bescheinigte
ihnen im Aerzte-Steiermark Interview
im April „ein hohes Augenmerk auf
die betriebswirtschaftliche Verant-
wortung.“ 2010 hatten die Ordensspi-
täler eine Studie des auf kirchliche
Einrichtungen spezialisierten Bera-
tungsunternehmens Unitas-Solidaris
präsentiert, die ihnen im Vergleich
zur Gesamtperformance der österrei-
chischen Spitäler um 14 Prozent gerin-
gere Kosten pro Patient bescheinigte.
Experten relativierten diese Zahl: Sie
habe auch etwas damit zu tun, dass Or-
densspitäler Patienten und Leistungen
im Schnitt genauer auswählen könnten
als öffentliche Häuser
Genau an diesem Punkt setze auch die
Kritik der Ärztekammer an: „Über den
Versorgungsauftrag wird nicht viel ge-
sprochen, sondern nur ganz allgemein
erklärt, dass es einen gibt. Das LKH
Graz-Süd dient als „Deus ex machina“,
obwohl bereits die Spatzen von den
Dächern pfeifen, dass die Steiermark
sich diese Investition in den kommen-
den drei bis vier Regierungsperioden
nicht leisten können wird“, so der
Obmann der Kurie Angestellte Ärzte
Vizepräsident Martin Wehrschütz in
einer ersten Reaktion, in der er auch
die Kurzsichtigkeit der damit verbun-
denen Budgetkosmetik monierte: „Es
wird eine etwas höhere gegen eine et-
was geringere Investition abgetauscht,
schon können ein paar Millionen aus
dem Budgetentwurf gestrichen wer-
den.“ Auch im betroffenen Haus selbst
hatte sich der Schock vom Frühjahr
zu Beginn des Sommers zu einem
veritablen Abwehrgewitter gewandelt
– nicht zuletzt, weil die Informations-
„Es geht sich alles nicht
aus, wir kommen auf dem
herkömmlichen Weg nicht
weiter.“
Spitalslandesrätin
Kristina Edlinger-Ploder
am 11.03.2012