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Ærzte
Steiermark
|| 07/08|2013
Foto: Klinische Abteilung für Nephrologie an der Universitätsklinik
Sonderthema Nierentransplantation
195 OrganspenderInnen
entnommen und transplan-
tiert, während es im Jahr
2012 nur noch 190 Organ-
spenderInnen waren. In der
Steiermark blieb die Zahl
der Organspender zwar fast
konstant (2011: 23; 2012:
22), allerdings reichte sie
bei weitem nicht an die Zahl
von 2006 (40) heran.
Ursachen für den Mangel
an Organspendern
Der Mangel an Spender-
organen wird durch das
Zusammenspiel vieler Fak-
toren immer größer.
Einerseits werden durch
die Erfolge der Organtrans-
plantationen, immer mehr
PatientInnen auf die Warte-
listen gesetzt. Andererseits
nehmen die SpenderInnen-
zahlen ab. Dafür gibt es
verschiedene Gründe. Er-
stens wandelt sich das Bild
der/des klassischen Organ-
spenderin/Organspenders
vom jungen Motorradfahrer
ohne Helm, der an einem
isolierten Schädelhirntrau-
ma und dem daraus resul-
tierenden Hirntodsyndrom
verstirbt, zu älteren multi-
morbiden PatientInnen, die
an den Folgen einer Hirnblu-
tung versterben. Dadurch
stehen auch tendenziell im-
mer weniger Organe pro Or-
ganspender für eine Trans-
plantation zur Verfügung.
Es könnte auch sein, dass
die „Awareness“ für dieses
Problem in Österreich durch
die bekanntermaßen guten
Spenderzahlen zurückge-
gangen ist.
Zusätzlich wissen wir auf-
grund des Beispiels Spa-
nien, dass es noch deut-
liches Verbesserungspoten-
tial in der Erkennung und
im Management potenti-
eller OrganspenderInnen
gäbe. Das „Erfolgsrezept“
in Spanien beinhaltet meh-
rere Faktoren: Starke Un-
terstützung durch die Politik
und Öffentlichkeit, regelmä-
ßiges Training der Personen,
die eine wichtige Rolle im
Prozess der Organspende
spielen, und der Einsatz von
Transplantationsbeauftrag-
ten (ÄrztInnen und Intensiv-
pflegepersonal), die für die
Identifikation von potenti-
ellen OrganspenderInnen
verantwortlich sind.
Besonderes Augenmerk
wird in Spanien auch auf
das Gespräch mit den An-
gehörigen gelegt. In Spa-
nien wie in Österreich gilt
die sogenannte „presumed
consent“ Lösung. Es wird
also angenommen, dass
ein Mensch bereit ist, seine
Organe zu spenden, außer
er hat vor dem Tod einen
Widerspruch bekanntge-
geben. Es wird aber, wie
in Österreich auch, immer
der Konsens mit der Familie
gesucht. Dieses Gespräch
mit den Angehörigen spielt
natürlich in Zeiten von Or-
ganspendeskandalen in un-
mittelbaren Nachbarländern
eine sehr gewichtige Rolle.
Maßnahmen um die Zahl
der Multiorganspender
Innen zu steigern
In Österreich werden seitens
der Gesundheit Österreich
GmBH seit Jahren massive
Anstrengungen unternom-
men, die Zahl der Organ-
spenderInnen zu steigern.
Daher wurden auch am
LKH-Universitätsklinikum
Graz zwei lokale Transplan-
tationsbeauftragte installiert
(OA Dr. Andreas Münch von
der Universitätsklinik für An-
ästhesie und Ass. Prof. Dr.
Vanessa Stadlbauer-Köllner
von der Universitätsklinik für
Innere Medizin). Diese sind
in einer Intensiveinheit des
jeweiligen Krankenhauses
tätig und fungieren als An-
sprechperson vor Ort für
alle Fragen rund um das
Thema Organspende. Bei
Problemen im Ablauf schal-
ten sich die lokalen Trans-
plantationsbeauftragten ein
und lösen diese Probleme.
Zusätzlich setzen die lokalen
Transplantationsbeauftrag-
ten Maßnahmen in den Be-
reichen Schulung, Motivati-
on und Qualitätssicherung.
Am LKH-Universitätsklinikum
Graz werden diese Aktivi-
täten vom ärztlichen Direktor
unterstützt, indem Ansprech-
partnerInnen und Transplan-
tationsverantwortliche auf
den einzelnen Intensivstati-
onen nominiert wurden.
Aber am wichtigsten bei der
Detektion von potentiellen
OrganspenderInnen und bei
der SpenderInnenbetreu-
ung ist die Unterstützung
durch die Kolleginnen und
Kollegen, die an Intensiv-
stationen tätig sind. Die
Betreuung von Organspen-
derInnen ist nicht nur ein
Qualitätskriterium einer In-
tensivstation, sondern auf
eine lebensrettende Maß-
nahme für bis zu sieben
PatientInnen durch eine/n
einzelne/n OrganspenderIn!
Ass. Prof. Priv.-Doz. Dr. med. univ.
Vanessa Stadlbauer-Köllner,
Leiterin der Forschungseinheit
„Transplantation Research“
Lokale Transplantationsbeauftragte
LKH-Universitätsklinikum Graz
OA. Dr. Andreas Münch
Universitätsklinik für Anästhesie
Lokaler Transplantationsbeauftragter
LKH-Universitätsklinikum Graz