Ærzte
Steiermark
 || 09|2013
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Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
Hausapotheke führen darf.
Zu 3:
Zur Familienfreundlich-
keit stehe ich generell positiv.
Gerald Grosz,
Nationalrat (BZÖ)
Das BZÖ wird sich nach der
Wahl – so wie im Übrigen
schon vor der Wahl – weiter-
hin dafür einsetzen, dass eine
Gesundheitsreform umge-
setzt wird, die diesen Namen
auch verdient.
Zu 1:
Zentral dabei soll die
Rolle des niedergelassenen
Bereichs sein und hier die
Ausbildung der Jungmedizi-
nerinnen und Jungmediziner
in den Praxen. Dafür sind die
notwendigen Vorkehrungen
zu treffen, insbesondere was
die Bezahlung betrifft. Auch
die Schaffung wirtschaftlicher
Rahmenbedingungen, die die
Attraktivität Landarzt/Land­
ärztin zu werden erhöht, ist
wichtig.
Zu 2:
Dabei ist die Frage
nach den Hausapotheken sehr
wichtig, aber auch die entspre-
chende Abgeltung durch die
Krankenversicherungsträger.
Zu 3:
Außerdem müssen die
Möglichkeiten der Zusam-
menarbeit von Ärzten un-
tereinander verbessert wer-
den (Gemeinschaftspraxen),
ebenso wie die Möglichkeit
geschaffen werden, dass Ärzte
auch Ärzte anstellen können.
Martina Schenk,
Nationalrat Team
Stronach
Zu 1:
Ja, wir unterstützen die
von Ihnen genannten Forde-
rungen.
Zu 2 und 3:
Privater Wett-
bewerb ist dabei unter fairen
Voraussetzungen zugelassen,
sowohl was Gesundheits-
einrichtungen, als auch was
Versicherungen betrifft. Die
öffentliche Hand garantiert
die Rückerstattung des Hono-
raranteils für privat erbrachte
Leistungen aus dem öffent-
lichen Leistungskatalog, zu
den dort festgelegten Tarifen.
Der niedergelassene Bereich
(Hausärzte) und der Ambu-
lanzbereich können dadurch
unter Berücksichtigung der
jeweiligen regionalen Struk-
turen gestärkt werden. Die be-
reits bestehende Möglichkeit
zur Errichtung von Schwer-
punktzentren und Grup-
penpraxen soll dahingehend
gefördert werden, dass eine
24-Stunden-Versorgung der
Bürger in allen Regionen si-
chergestellt wird. Das betrifft
auch weitere Verbesserungen
bei der Anstellung von Ärzten
bei Ärzten, der Bildung von
Ärztezentren, Gruppenpraxen
und ambulanten (Spezial)-
Versorgungszentren.
Karl Luttenberger, KPÖ-
Gemeinderat in Graz
Zu 1 und 2:
Bei diesen Punk-
ten verstehe ich zwar die Hal-
tung der Ärztekammer, ihre
Mitglieder materiell (noch
besser) abzusichern und auch
für mehr Lebensqualität ih-
rer Mitglieder einzutreten.
Schade finde ich jedoch, dass
es offenbar auf Ihrer Seite
keinen Grund für Selbstre-
flexion gibt. Warum? Die von
Ihnen beschriebene Proble-
matik „köchelt“ schon viele
Jahre dahin. Niemand hindert
die Ärztekammer Kampa-
gnen zu starten, um auch
die Vorteile des Landarztes
zu propagieren. Wenn Ärzte
überlastet sind, sollen ein-
fach zusätzliche Planstellen
geschaffen werden, um neue
Arbeitsplätze zu schaffen und
vielleicht sollte (gemeinsam
mit den Sozialversicherungs-
trägern) das Leistungs- und
Honorarsystem geändert bzw.
vereinfacht werden? Dies gilt
auch für die Hausapotheken,
ich gebe aber gerne zu, dass
ich mich da nicht auskenne.
Zu 3:
Ich bin als praktizie-
render Gewerkschaftsaktivist
(Arbeiterkammerrat der AK
– Steiermark) selbstverständ-
lich dafür, dass auch für Ärz-
tinnen familienfreundliche
Arbeitsbedingungen geschaf-
fen werden. Ich ersuche aber
auch die „andere“ Seite nicht
zu vergessen. Nämlich die
leider sehr unbefriedigende
materielle und soziale Situati-
on vieler Arzthelferinnen bzw.
Sprechstundenhilfen.
Florian Lammer,  
Landesvorstand
Piratenpartei Steiermark
Zu 1:
Um die Tätigkeit als
Landärztin oder Landarzt
attraktiv zu machen, bedarf
es eines leistungsgerechten
Honorarsystems, das der ho-
hen Arbeitsbelastung gerecht
wird. Die Honorierung muss
so gestaltet sein, dass junge
Ärztinnen und Ärzte in einer
Ordination am Land eine
echte Alternative sehen.
Zu 2:
Die Hausapotheke von
Landärztinnen und Landär-
zten ist ein wichtiger Beitrag
zu einer wohnortnahen me-
dizinischen und medikamen-
tösen Betreuung. Landärz-
tinnen und Landärzten soll
das uneingeschränkte und
zeitlich unbegrenzte Recht
auf das Führen einer Hausa-
potheke eingeräumt werden.
Zu 3:
Die Zukunft der Land-
medizin wird angesichts des
steigenden Frauenanteils in
der Medizin wesentlich davon
abhängen, ob es gelingen wird,
mehr Frauen für diese Tätigkeit
zu gewinnen. Benötigt werden
daher neue Bereitschaftsdienst-
Modelle und flexiblere Formen
der ärztlichen Zusammenar-
beit, die geregeltere Arbeits-
zeiten und damit eine bessere
Vereinbarkeit von Familie und
Beruf erlauben.
Anna Kreil,  
NEOS Steiermark
Zu 1:
Neben der finanziellen
deutlich höheren Abgeltung
der Arbeitsbelastung und der
zusätzlichen Stunden ist eine
vollständige Überarbeitung
des Leistungskataloges mit
einer entsprechenden Hono-
rierung, der für die Arzt-Pati-
entenbeziehung notwendigen
und wichtigen Punkte, von
essentieller Bedeutung.
Zu 2:
Das Führen einer Haus-
apotheke, mit den für den
kurzfristigen und akuten Ein-
satz notwendigen Medika-
menten, kann sicherlich in
manchen Gegenden die qua-
litative hochwertige medizi-
nische Versorgung wohnort-
nahe verbessern. Eine Haus-
apotheke allerdings als not-
wendiges Zusatzeinkommen
zu sehen, um die Existenz
und das finanzielle Überleben
eines Landarztes zu gewähr-
leisten ist der falsche Ansatz
– eine finanzielle Absicherung
muss durch Honorierung der
fachspezifischen Leistungen
ermöglicht werden.
Zu 3:
Die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf spielt bei
Frauen, aber auch zunehmend
bei Männern, eine sehr wich-
tige Rolle bei der Berufswahl.
Dementsprechend ist einer
Flexibilisierung der Arbeitszeit
und der Arbeitsplatzgestaltung
von großer Bedeutung.
„Für viele junge Ärzte sind 70-Stunden-Wochen
und die Bereitschaftsdienste an den Wochenenden
mit einem normalen Familienleben nicht
vereinbar. Sie können sich ein Landarztleben nur
sehr schwer vorstellen.“
Allgemeinmedizin-Obmann, Peter Topolovec
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