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Ærzte
Steiermark
|| 09|2013
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
Foto: beigestellt
Garantierte Lehrpraxis oder
garantierter Landärztemangel?
Die garantierte Lehrpraxis
entspricht den Bedürfnissen der jungen Medizinerinnen und Mediziner, sie
würde die Ausbildungsmöglichkeiten verbessern, hat aber einen Nachteil: TurnusärztInnen könnten als
billige Systemerhalter in den Spitälern fehlen.
82 Prozent der Turnusärzt
Innen wollen nicht Hausärzt
Innen werden. Diese Zahl
aus Vorarlberg alarmiert zahl-
reiche ExpertInnen, auch den
Gesundheitsökonomen Ernest
Pichlbauer. „Hausärztesterben
mit einem Brandbeschleu-
niger“ heißt der Titel seines
Kommentars für die Septem-
berausgabe des österreichwei-
ten Fachmediums Kommunal:
„International ist man über-
zeugt, dass ein Hausarzt min-
destens ein Jahr lang von
einem Hausarzt ausgebildet
werden sollte – um die den
Jahreszeiten entsprechenden
Krankheiten gesehen zu ha-
ben und eine Ahnung über
die Langzeitbetreuung chro-
nisch Kranker und alter Men-
schen zu erhalten. Überdies
sind Praktika während des
Studiums und eine minde-
stens einjährige Lehrpraxis
die besten Maßnahmen, ei-
nen Hausarztmangel – der
ja nicht nur in Österreich
Thema ist – zu vermeiden“, so
Pichlbauer.
Der Gesundheitsökonom geht
auch möglichen Ursachen da-
für auf den Grund, warum
(gegen den Widerstand der
Ärztekammer) im Gesund-
heitsministerium über eine
Verlängerung des Turnus ohne
garantierte Lehrpraxis nach-
gedacht wird. Und die sind er-
nüchternd banal: Das Einkom-
men eines Turnusarztes liegt
unter dem einer diplomierten
Pflegekraft, ohne die „billigen“
TurnusärztInnen würden die
Spitäler zu teuer werden. Da-
her brauche man Nachschub.
Eine solche Reform sei zwar
keine, würde aber politisch
als solche verkauft, warnt
Pichlbauer. Sein Fazit: „… so
wird eine Reform verordnet,
die das Hausärztesterben be-
Garantierte Lehrpraxis
in Österreich
Machen wir eine
bessere Ärzte-
Ausbildung
möglich.
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schleunigen, aber die Spitäler
(kurzfristig) glücklich ma-
chen wird. Da ist es wenig
interessant, dass eine Studie
errechnet, dass pro Jahr 4.000
vorzeitige Todesfälle vermie-
den werden könnten, wenn
die Zahl der Hausärzte um 20
Prozent höher wäre …“
Mehr dazu auf
„International ist man überzeugt,
dass ein Hausarzt mindestens
ein Jahr lang von einem Hausarzt
ausgebildet werden sollte.“
Ernest Pichlbauer