24
Ærzte
Steiermark
 || 03|2013
Foto: comstock
international
Die Sprache
des Patienten
Gerhild Wentner
Aus dem Bereich des Gesund-
heitswesens wurden bereits
einige Beschwerden über den
Umgang mit Personen nicht-
deutscher Muttersprache –
aber auch Gehörloser – an
die steirische Antidiskrimi-
nierungsstelle herangetragen.
In den meisten Fällen ging
es darum, dass das medi-
zinische Personal die vor-
handenen Deutschkennt-
nisse mit „Lernen Sie endlich
Deutsch“ oder Ähnlichem
kommentierte. In einem Fall
wurde einer Migrantin im
niedergelassenen Bereich die
medizinische Behandlung
aufgrund der Tatsache, dass
kein/e BerufsdolmetscherIn
zur Stelle war, verweigert
– obwohl die Tochter der
Patientin, welche sehr gut
Deutsch spricht, zugegen war.
Sprachbarrieren
überfordern
„Dabei darf man die Ärz-
tinnen und Ärzte nicht gleich
pauschal verurteilen“, betont
Mag.
a
Daniela Grabovac,
Leiterin der Antidiskrimi-
nierungsstelle. „Meist ist es
so, dass die MedizinerInnen
aus einer Hilflosigkeit heraus
handeln. Gerade im niederge-
lassenen Bereich, wo man auf
kein KollegInnennetzwerkmit
eventuell Sprachkundigen zu-
rückgreifen kann, steht man
mit den Sprachbarrieren allei-
ne da. Hilfe gibt es für diesen
Bereich derzeit auch nur sehr
wenig.“ Hinzu kommt noch,
dass es genaue Gesetze zur
Aufklärungspflicht gibt (AE-
RZTE Steiermark berichtete
in der Ausgabe 07/08-2012).
„Hier herrscht dann Verunsi-
cherung, und bevor man et-
was falsch macht und mit dem
Gesetz in Konflikt kommt,
verweigert man lieber die Be-
handlung“, erklärt Grabovac.
Hilfe für ÄrztInnen
Als Empfehlung wird daher
ein „Dolmetschdienst“ für
ÄrztInnen im Krankenhaus
ebenso wie für den nieder-
gelassenen Bereich genannt,
welcher medizinischem Per-
sonal schnell und unbürokra-
tisch zur Hilfe kommt. Aus
finanzieller Sicht würde sich
ein Video-Dolmetsch (mit-
tels Skype) für fremdspra-
chige PatientInnen anbieten,
wie seit Anfang 2013 in Wien
in einem Pilotversuch der
Österreichischen Plattform
für Patientensicherheit, dem
Gesundheitsmi nister ium
und dem Wiener Institut für
Ethik und Recht in der Me-
dizin. Via Video-Verbindung
stehen dem medizinischen
Personal für 16 Stunden
täglich Dolmetscher in den
Sprachen Türkisch, Bosni-
sch/Kroatisch und Serbisch
sowie für Gebärdensprache
zur Verfügung. Derzeit wer-
den vor allem Spitalsambu-
lanzen betreut, das Service
soll aber schnell auf Arztor-
dinationen sowie Rehab- und
Pflegeinstitutionen ausgewei-
tet werden.
Omega
Unterstützt wird der Vor-
schlag eines Skype-Dol-
metsch in der gesamten Stei-
Eine Diskriminierung von Nicht-Deutsch-
sprachigen PatientInnen
ist in Österreich
leider an der Tagesordnung. Die Antidiskrimi-
nierungsstelle stellt fest: Dies geschieht meist
aus Überforderung. ÄrztInnen dürfen daher mit
Sprachbarrieren nicht alleine gelassen werden.
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28,29,30,31,32,33,34,...60