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Ærzte
Steiermark
 || 09|2013
Foto: Schiffer
Jean-Paul Klein,
Leiter des Impfwesens im
Gesundheitsmi nisterium, über seine über
30-jährige Amtszeit und das Impfwesen in
Österreich. Am 19. Oktober ist er am Grazer
Impftag im Hotel Paradies zu Gast.
Robert Ernst-Kaiser
AERZTE Steiermark:
Wo-
rauf sind Sie, rückblickend auf
Ihre über 30-jährige Arbeit
im Gesundheitsministerium,
besonders stolz?
Klein:
Auf die Einführung
des kostenlosen Impfkonzepts
des Bundes, der Bundeslän-
der und des Hauptverbandes
der Sozialversicherungsträger.
Das Impfkonzept bietet Gra-
tiszugang zu den im Impfpa-
ket enthaltenen Impfungen.
Ziel ist es, einen wirksamen
Schutz gegen möglichst viele
Krankheiten mit möglichst
wenigen Teilimpfungen unter
Integration des niedergelas-
senen Bereichs zu erreichen,
ohne hierbei die dynamische
Entwicklung auf dem Impf-
stoffsektor aus den Augen zu
verlieren.
Welche Punkte konnten Sie
nicht, wie von Ihnen gewünscht
oder erhofft, vorantreiben?
Klein:
Es gibt nach wie vor
keine rechtliche Grundlage,
die dem Bürger den Zugang
zu kostenlosen Impfungen ga-
rantiert. Ab einer Empfehlung
durch das nationale Impfgre-
mium bis zur Finanzierung
vergehen oft Jahre. Erst in der
Amtszeit von Minister Stöger,
einem starken Verfechter von
Prävention, kam es wieder zu
Ausweitungen, zuletzt um die
Impfung gegen HPV. Rückbli-
ckend kann ich trotzdem sagen,
dass es mir während meiner
Amtszeit von knapp dreißig
Jahren immer wieder gelungen
ist, politische Entscheidungs-
träger zu überzeugen. Im Jahr
meiner Pensionierung ist der
Großteil meiner Impfvisionen
Realität geworden.
Wo steht Österreich im inter-
nationalen Vergleich in Bezug
auf die WHO-Ziele?
Klein:
Österreich hat sich
mit Riesenschritten auf die
WHO-Ziele hinbewegt. Bei
der Masernimpfung errei-
chen wir die von der WHO
geforderten Raten erst bei
Schuleintritt. Wir werden
daher ab Herbst verstärkte
Informat ionsmaßnahmen
setzen. Ärzte müssen endlich
zur Kenntnis nehmen, dass
die MMR-Impfung ab dem 11.
Lebensmonat die wichtigste
Impfung im zweiten Lebens-
jahr ist, und sie Priorität vor
allen anderen Impfungen ha-
ben muss. Das österreichische
Problem liegt in Wirklichkeit
bei den Ärzten, und nicht
bei den impfskeptischen El-
tern. Eine rezente Studie in
„Vaccine“, dem führenden
„Weiter  
gegen den  
Strom rudern“
Grazer Impftag
„Personen
,
die
grundsätzlich
Impfungen
ablehnen,
haben jedoch
in unserem
Berufsstand
nichts verloren.“
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