Enquete – Medizinische Universitäten
Die Lage der Medizinischen Universitäten in Österreich ist kritisch - die Qualität der Ausbildung ist gefährdet, die Arbeitsbedingungen sind teilweise unzumutbar. Dass es Hoffnung gibt, zeigte sich bei einer von der Bundeskurie der angestellten Ärzte veranstalteten Enquete.
Um zukünftig im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, bedarf es dringender Maßnahmen, die Rahmenbedingungen für Lehre und Forschung zu verbessern. Die Abschaffung der Studiengebühren und die Aufstockung der Studienplätze haben die Lage noch verschärft. Österreichs Medizin Unis müssen finanziell unterstützt werden, damit Investitionen in die medizinische Wissenschaft mit ihrem hohen Anteil an Grundlagenforschung erfolgen kann – dieser ist auf öffentliche Mittel angewiesen. Zur Erreichung der Ziele des neuen Medizin Curriculums ist eine solide finanzielle, personelle und räumliche Ausstattung nötig. Für viele Mediziner ist es einfach nicht attraktiv, an medizinischen Universitäten zu arbeiten, teilweise können Facharztstellen gar nicht mehr mit inländischem Personal besetzt werden.
Für viele ist die Dreifachbelastung Forschung – Lehre - Patientenbetreuung einfach nicht tragbar. „Vielfach wird die Forschung in die Freizeit gelegt, weil die ärztliche Tätigkeit an den Patienten die „normale“ Arbeitszeit fast zur Gänze beansprucht“ berichtet Univ. Prof. Dr. Dimai, Hochschulreferent der Ärztekammer für Steiermark. Die Medizinischen Universitäten werden immer mehr zu einer Durchgangsstation auf dem Weg zu einem attraktiven Posten außerhalb der Uni gesehen. Die wissenschaftlichen Karrieren sind also für viele nicht mehr das primäre Ziel - die Qualität der Arbeitsplätze und die Arbeitsbedingungen müssten dringend ausgebaut werden, um mit privaten Labors mithalten zu können.
Aber es gibt auch Hoffnung: Zum einen wurde der lange geforderte Kollektivvertrag für die Universitäten Anfang Mai unterzeichnet. Dieser bietet den „Nachwuchswissenschaftern“ mehr Sicherheit bei der Karriereplanung und ist der erste Universitätskollektivvertrag in Europa.
Der zweite Lichtblick ist die bevorstehende Änderung des Universitätsgesetzes. Einer der Kernpunkte
ist die Höchstzahl der Studenten, die nach einer Erhöhung im September 2008 auf 2.400 wieder mit 2.000 begrenzt werden soll. Das würde eine Entlastung des Lehrpersonals herbeiführen.
Die Wünsche der Mediziner sind keineswegs hoch gesteckt, sondern eher bescheiden, stellt Harald Mayer, Obmann der Bundeskurie der angestellten Ärzte fest: „Wir haben eine Vision von Universitäten, die für die besten Mediziner attraktiv sind. Wir träumen zum Beispiel davon, dass im Durchschnittszeitraum eine Arbeitszeit von 60 Wochenstunden eingehalten wird, weil ausgeruhte Ärzte ein Qualitätsfaktor sind. Wir wünschen uns, dass Forschung und Lehre Teil der Arbeitszeit sind, und kein Freizeitvergnügen“