Offener Brief zur Spitalsversorgung im Grazer Westen
Graz, 15.11.2012
Sehr geehrte Frau Landesrätin,
vielfach wird die Befürchtung geäußert, dass durch die geplanten Reduktionen der Spitalsversorgung im Grazer Westen die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr im vollen Umfang gewährleistet sein wird.
Selbst in dem von Ihnen selbst initiierten Grazer Plan wird davon gesprochen, dass täglich Akutpatienten nicht mehr stationär aufgenommen werden können, wenn diese Pläne umgesetzt werden.
Derzeit sind uns nur allgemeine Aussagen Ihrerseits bekannt, in denen Sie versichern, dass die Patientenversorgung nicht beeinträchtigt wird. Die betroffenen Ärztinnen und Ärzte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem aber die Menschen, die auf die Versorgung angewiesen sind, verdienen aber präzise Antworten.
Daher dürfen wir Sie unbeschadet etwaiger organisatorischer und struktureller Veränderungen ersuchen, Ihre Aussagen zu präzisieren und in Ihrer Funktion als Landesrätin für Gesundheit und Eigentümervertreterin verbindliche Zusagen zu geben, die zu einer Beruhigung der Situation beitragen können.
Können Sie gewährleisten, dass vor allem die hier genannten Leistungen des LKH Graz West einschließlich der zu erwartenden demografisch bedingten Steigerungen weiterhin erbracht werden können?
Das sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit
- jährlich rund 1.600 Herzkatheter mit etwa 800 Dehnungen („Interventionen“) von Herzkranzgefäßen wobei etwa 600 dieser PatientInnen einen akuten Herzinfarkt haben, der innerhalb von 90 Minuten behandelt werden muss.
- jährlich ca. 3.000 ambulante PatientInnen, die ausschließlich von niedergelassenen Internisten in die Kardiologische Ambulanz des LKH West für spezielle Herzuntersuchungen überwiesen werden (weitere 4.000 dieser Untersuchungen erfolgen bei stationären PatientInnen). Dafür gibt es keine Ersatzmöglichkeit bei niedergelassenen ÄrztInnen.
- jährlich rund 21.000 AkutpatientInnen, die in der internistischen Notfallaufnahme des LKH Graz West versorgt werden – etwa 6.000 dieser PatientInnen müssen im LKH West auf eine Station aufgenommen werden.
- jährlich rund 2.600 PatientInnen, die in der hochspezialisierten Infektionsambulanz des LKH Graz-West (der einzigen HIV-Ambulanz in der Steiermark!) betreut werden.
- jährlich etwa 4.500 Ultraschalluntersuchungen, etwa 4.700 endoskopische Untersuchungen bzw. Behandlungen von Magen und Darm, rund 500 hochspezialisierte endoskopische Untersuchungen bzw. Behandlungen am Gallengangsystem (ERCP).
- jährlich rund 1.000 teils lebensbedrohlich erkrankte PatientInnen, die an der internistischen Intensivstation hochspezialisiert behandelt werden.
- jährlich etwa 11.000 PatientInnen, die stationär im LKH Graz West behandelt, operiert bzw. gerettet werden.
Können Sie gewährleisten, dass auch nach Schließung eines der Spitäler im Westen von Graz keine Unterversorgung in den westlichen Bezirken entsteht und alle aufnahmebedürftigen Patientinnen und Patienten auch tatsächlich stationär aufgenommen werden können?
Weiters weisen wir darauf hin, dass die grundlegende Bereitschaft der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen vorhanden ist, Leistungen zu erbringen, die eine Entlastung der Ambulanzen bedeuten und teils sogar stationäre Aufnahmen vermeiden. Jedoch müssten dazu die sozialen Krankenversicherungen, insbesondere die Steiermärkische Gebietskrankenkasse, die erforderlichen Leistungen in ihre Kataloge aufnehmen, die Mittel dafür bereitstellen und entsprechende lebbare Strukturen im niedergelassenen Bereich (Gruppenpraxen, Ärztegesellschaften) ermöglichen.
Werden Sie als Landesrätin und Vorsitzende der Gesundheitsplattform Steiermark auf die sozialen Krankenversicherungen einwirken, damit diese ihrer Verantwortung gerecht werden?
Sehr geehrte Frau Landesrätin, wir ersuchen Sie um verbindliche Garantie und versichern Ihnen, dass wir Ihre diesbezügliche Antwort selbstverständlich gerne der Öffentlichkeit und insbesondere auch an die Ärztinnen und Ärzte weiterleiten werden.
Mit freundlichen Grüßen
VP MR Dr. Jörg Garzarolli eh
Kurienobmann niedergelassene Ärzte
VP Dr. Martin Wehrschütz eh
Kurienobmann angestellte Ärzte
Dr. Herwig Lindner eh
Präsident
Offener Brief zur Spitalsversorgung im Grazer Westen (PDF)