Bewegende Arzt-Bilder
Ein österreichischer und ein französischer Landarztfilm kommen diesen Herbst in die Kinos. Der eine ist eine Dokumentation, der andere ein Spielfilm. Im österreichischen Film ist der Hauptdarsteller ein Kärntner Landarzt, der Regisseur des französischen Films ist aktiver Allgemeinmediziner.
„Der Film ist absolut unrealistisch und zeichnet ein ideales Bild vom Landarzt, ohne die administrativen Hindernisse.“ Derjenige, der dieses harte Urteil über die bekannte „Bergdoktor“-Serie abgibt, heißt Martin Guttner und ist jetzt selbst Hauptdarsteller eines Landarztfilmes. Den poetischen Dokumentarfilm „Bei Tag und bei Nacht“ hat Martin Guttners Bruder, Hans A. Guttner, gestaltet. Im Oktober kommt er in die Kinos, bei Festivals im August wurde er bereits gezeigt. Sein Anspruch: das realistische Portrait eines Kärntner Landarztes zu zeichnen und die Wirklichkeit hinter der Fiktion von Fernsehserien und Arztromanen zu finden.
Hans Guttner und sein Team haben den Oberdrauburger Allgemeinmediziner ein ganzes Jahr lang begleitet, damit der Film entstehen konnte. Filmmensch Guttner hat dabei über den Beruf seines Bruders einiges gelernt: „Überrascht hat mich, dass der Landarzt so stark mit den Patienten und überhaupt den Menschen seiner Umgebung involviert ist und welche Relevanz der Beruf hat, da der Arzt für die Bergbauern eine wesentliche Anlaufstelle ist. Er versorgt sie über seine Hausapotheke mit Medikamenten, so dass sie sich den Weg ins 20 km entfernte Lienz sparen können. Überrascht hat mich auch, wie gut das Notfallsystem funktioniert, wie Rettungsdienst, Hubschrauber und Arzt zusammenwirken. Negativ empfinde ich, dass der Arzt in dauernder Bereitschaft sein muss.“
Hans Guttner hofft, auch etwas bewegen zu können: „Der Film will insofern meinungsbildend sein, indem ich zeige, dass das Landarztsystem auf persönlichen und nicht anonymen Strukturen beruht. Der Doktor ist Gesprächspartner, Berater, Psychologe …“
Der Filmer glaubt, im letzten Augenblick gekommen zu sein: „Man mag sich gar nicht vorstellen, was sich in den nächsten 20 Jahren aufgrund der zunehmenden Globalisierung alles verändern wird.“
Arzt als Regisseur
Ebenfalls um die landärztliche Arbeit geht es im französischen Spielfilm „Der Landarzt von Chaussy“, der im September deutschsprachige Kinopremiere hat. Dafür, dass in dem Filmdrama die Realität nicht zu kurz kommt, sorgt schon der Regisseur und Autor: Thomas Lilti ist nicht nur Filmemacher, sondern übt auch seinen Beruf als Allgemeinmediziner weiter aus.
Der Film erzählt die Geschichte eines Arztes (gespielt von François Cluzet) in einem französischen Dorf, der aufgrund einer Erkrankung eine Vertretungsärztin (Marianne Denicourt) heranziehen muss. Französische Medien loben die Authentizität des Films, die durch die Beteiligung der lokalen Bevölkerung noch verstärkt werde.
Für Lilti ist es bereits der zweite Arztfilm: 2014 hat er in „Hippocrate“ einen Jungarzt portraitiert, dessen Enthusiasmus durch die Realität des Berufs auf die Probe gestellt wird.
Der französische Spielfilm „Der Landarzt von Chaussy“ und sein österreichisches Doku-Pendant „Bei Tag und bei Nacht“ bemühen sich beide um ein realistisches Arztbild.
Fotos: Le Pacte/Jair Sfez, Caro Guttner/Polyfilm Verleih