Europäische Impfwoche 2018
Vom 23. bis zum 28. April 2018 findet die Europäische Impfwoche statt – auch heuer wird sie im Zeichen der Impfkomplettierung von MMR stehen, weil die Masern in Europa nach wie vor ein ernstes Problem darstellen.
2017 gab es in Europa rund viermal so viele Masern-Erkrankungen wie im Jahr davor, insgesamt über 21.000. Neben besonders betroffenen Ländern wie Rumänien, Italien und der Ukraine waren auch Deutschland und Österreich (95 Erkrankungen, davon 33 in der Steiermark) nicht Masern-frei.
Aktuelle Meldungen zeigen: Auch 2018 grassieren die Masern in einigen österreichischen Bundesländern – Gruppenschutz ist also ein vordringliches Ziel. Daher wird auch heuer im Rahmen der europäischen Impfwoche vom 23.–28. April in der Steiermark der besondere Fokus auf die kostenfreie Impfung gegen Masern-Mumps-Röteln gelegt – insbesondere bei SchülerInnen und Lehrkräften, da sich Masern im engen Kontakt von Schulen besonders rasant verbreiten können. In der Steiermark geht es vor allem darum, die für sicheren Impfschutz absolut wichtige 2. Teilimpfung zu unterstützen.
Die Kooperation macht´s möglich
Die Aktion wird vom Land Steiermark, dem Landesschulrat für Steiermark (Landesschularzt MMag. Dr. Günter Polt), der Ärzte- und der Apothekerkammer Steiermark sowie der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin unterstützt. Sie richtet sich an alle Menschen ab dem 3. Lebensjahr, die bisher noch keine oder nur eine MMR-Impfung erhalten haben. Alle steirischen Schulen sind eingeladen, an der Aktion teilzunehmen und das Risiko von Masernerkrankungen sowie den Schutz durch die kostenfreien Impfungen zu thematisieren.
Die Gratis-MMR-Impfungen werden in den Sanitätsreferaten der Bezirkshauptmannschaften, beim Magistrat Graz, in der Landesimpfstelle und bei niedergelassenen ÄrztInnen des steirischen Impfnetzwerkes (v. a. KinderfachärztInnen und AllgemeinmedizinerInnen) angeboten. In dieser Schwerpunktwoche bieten die öffentlichen Impfstellen auch zusätzliche Impftermine an.
Plus 30 Prozent im Jahr 2017
Dass sich die Durchführung von Aktionswochen durchaus auszahlt, wurde 2017 eindrucksvoll bestätigt: Die Anzahl der in der steirischen Impfdatenbank dokumentierten MMR-Impfungen 2017 lag um 6.951 Impfungen und damit um 30 Prozent höher als im Jahr 2016 (siehe Abb. 1).
Dieser Erfolg hat viele Väter – und Mütter: Niedergelassene ÄrztInnen, die praktisch um jede einzelne Impfung kämpfen, indem sie Eltern von der Wichtigkeit glaubhaft überzeugen; AmtsärztInnen, die die Gratis-Impfaktionen in den Schulen wieder nachdrücklich betreiben, aber auch – im Vorjahr erstmalig – SchulärztInnen, die im Rahmen der Europäischen Impfwoche vor Ort impfen durften (... ab Herbst 2018 wird diese Ausnahme zur Regel werden); Abb. 2 macht aber einen weiteren günstigen Effekt klar: In den Monaten vor der Impfwoche 2017 wurden von Gesundheitslandesrat Christopher Drexler Inserate in regionalen Medien geschaltet – insgesamt überschaubare zwölf Schaltungen. Dass ein punktgenauer Einsatz durchaus überschaubarer Mittel wirkt, zeigt sich dennoch deutlich: Vor allem bei niedergelassenen ÄrztInnen ließ sich danach eine deutlich über dem Jahresschnitt liegende Anzahl von Menschen gegen MMR impfen.
Anknüpfen
„Die Masern-Impfung gehört leider nach wie vor zu den bei den Eltern unbeliebtesten Impfungen“, weiß Jörg Pruckner, Obmann der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin, die in der Steiermark alle Gratis-Impfaktionen administriert und die Eltern in Sachen Vorsorgemedizin informiert.
„Jede einzelne Impfung, zu der wir überzeugen können, zahlt sich aber aus: 21.000 Masern-Fälle mit 35 Toten in Europa, davon 5.000 Masern-Infektionen beim Nachbarn Italien im Vorjahr, das ist eine wirklich ernste Situation“, so Pruckner. „Und bitte beginnen wir durchaus damit, dass wir Ärzte uns auch an der eigenen Nase nehmen: Schauen wir uns den Impfschutz unserer MitarbeiterInnen genau an – vom eigenen nicht zu reden. Denn: Masern machen vor Healthcare-Workern nicht Halt. Eine Situation, wo in einer Praxis eine Masern-Infektion durch Ordinationspersonal hervorgerufen wird, so etwas kann doch niemand wollen. Vielleicht nimmt sich der eine oder andere Kollege zur Europäischen Impfwoche vor, einmal im eigenen Umfeld – Ordination, Familie, Freunde – besonders genau auf den Impfschutz zu schauen“, richtet Pruckner seinen Appell an die niedergelassene Ärzteschaft.
Im stationären Bereich normiert eine Novelle zum Steiermärkischen Krankenanstaltengesetz, die mit März in Kraft getreten ist, die Impfpflicht für Healthcareworker – auch für solche in Ausbildung. „Es ist absolut wichtig, dass Kinder, die zur Behandlung ins Spital kommen, nicht durch das Personal mit impfpräventablen Infektionskrankheiten wie Masern angesteckt werden“, beschreibt Gesundheitslandesrat Christopher Drexler die Motivation zu dieser Novelle, die in §26 Abs. 7 zur Krankenhaushygiene nun folgendes festlegt:
„Soweit ein bestimmter Immunstatus für die Tätigkeit in einer oder mehreren Organisationseinheiten der Krankenanstalt aus medizinischen, hygienischen oder rechtlichen Gründen geboten ist, ist dafür zu sorgen, dass nur Personal, das über diesen Impfstatus verfügt, dort Zutritt hat. Das gilt auch für auszubildende Personen.“
Fotos: Schiffer, Springer Healthcare, Fotolia
Grafik: Conclusio