Immer weniger Ärzte
Laut OECD-Statistik hat Österreich die zweitgrößte Ärztedichte nach Griechenland.
Bereinigt man die Daten aber, fällt Österreich auf Platz 13 zurück.
Wartezeiten auf Termine oder vor Ort in den Ordinationen? Wie kann das sein, wenn doch Österreich – abgesehen von Griechenland – die höchste Ärztedichte aller OECD-Staaten hat? Selbst wenn man davon absieht, dass in manchen Ländern einzelne Tätigkeiten, die bei uns den Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind, von speziell geschultem Diplomkrankenpflegepersonal übernommen werden, lohnt sich ein zweiter Blick auf die soeben von der Österreichischen Ärztekammer veröffentlichte Ärztestatistik der OECD-Länder mit dem Stichtag 31. Dezember 2017.
Mit 5,13 Ärztinnen und Ärzten pro tausend Einwohner liegt Österreich an zweiter Stelle, überboten nur noch durch Griechenland mit 6,59. Auf dem dritten Rang steht Norwegen mit 4,68; also ein deutlicher Sprung zwischen Norwegen und Österreich. Die sechs Länder mit der geringsten Ärztedichte haben jeweils weniger als drei Ärztinnen und Ärzte pro tausend Einwohner: Polen, Japan, USA, Kanada, Vereinigtes Königreich und Luxemburg. Auch nach Korrektur der Daten in Vollzeitäquivalente erscheint Österreichs Ärztedichte noch hoch: Platz 4 (4,36) von 31 (Zahlen für Japan sind in dieser Statistik nicht verfügbar).
Wer zählt als Arzt?
Spannend wird es, wenn man die Zählkriterien der einzelnen Länder genauer betrachtet. Da stützen sich beispielsweise Kanada und Neuseeland auf Befragungsdaten; im gut gereihten Kanada wird der „Aktivitätsstatus“ der Ärztinnen und Ärzte bloß geschätzt. Das Vereinigte Königreich exkludiert sämtliche Privatärzte, Luxemburg dafür all jene, die in Laboratorien arbeiten. Drei Länder mit einer Ärztedichte von weniger als drei pro tausend erfassen also explizit nur einen Teil ihrer Ärzte. Tschechien (3,69 pro 1.000) zählt in dieser Statistik nur die angestellten Ärztinnen und Ärzte. Finnland und Island erfassen nur bis zu einer bestimmten Altersgrenze (64 bzw. 70 Jahre); sie liegen auf Platz 21 und 9. In den Niederlanden (Platz 18) muss man während der vergangenen fünf Jahre ärztlich tätig gewesen sein, um überhaupt in die Statistik aufgenommen zu werden.
Und die Griechen, deren Zahlen so hoch liegen? Die haben alle Personen angegeben, die zur Ausübung des ärztlichen Berufes berechtigt sind, egal welchen Alters und ob sie aktiv als Ärzte tätig sind oder nicht. Das erklärt wohl zum Teil ihre Position im Ranking.
Plötzlich auf Platz 13
Die österreichischen Daten umfassen auch die Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung, was ansonsten unüblich ist. In Belgien zählt jemand auch nur im Falle einer Mindestanzahl an Patientenkontakten als Arzt. Bereinigt man nun die Daten um die Arbeitszeit und die Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung, fällt Österreich auf Platz 13 zurück – mit 3,57 Ärztinnen und Ärzten pro tausend Einwohner. Darüber liegen dann auch Länder wie Deutschland (4,19), Schweiz (4,25) und Schweden (4,27).
Grafik: ÖÄK
AERZTE Steiermark 12/2018