AERZTE Steiermark 07-08/2021
Ärztestatistik erklärt Mangel
Wann man nur die Köpfe zählt, kommt man zum Schluss: Österreich hat genug Ärztinnen und Ärzte. Aber die Strukturen erklären den Ärztemangel.
Wer in Österreich „Ärztemangel“ sagt, dem wird die Ärztedichte im OECD-Vergleich entgegengehalten. Und die ist – unbereinigt – hoch. Tut man aber das, was andere Länder auch machen, dann schmilzt die Ärztedichte von 5,34 auf 3,56 je 1.000 Einwohner*innen. Was tun andere Länder? Sie rechnen teils nur die berufsberechtigten Ärztinnen und Ärzte, ziehen beim Zusammenzählen eine Altersgrenze ein (teils nur bis 65, teils bis 74), sie berücksichtigen die privat Tätigen (Wahlärztinnen und Wahlärzte) nicht oder schließen ausländische Ärztinnen und Ärzte in der Nostrifizierungszeit nicht mit ein.
Bereinigt man die österreichischen Zahlen, hat nicht nur mehr Griechenland eine höhere Ärztedichte als Österreich. Die haben dann auch Norwegen, Litauen, die Schweiz, Deutschland, Dänemark, Schweden, Russland, die Tschechische Republik, Italien, Spanien, Australien und die Niederlande. Und plötzlich wird verständlich, warum es einen Ärztemangel sowohl bei kassenärztlichen Stellen als auch in nicht so wenigen öffentlichen Spitälern gibt.
Der österreichische Ärztemangel ist also kein Köpfemangel, sondern ein Strukturproblem. Aber keines, dem man mit einer Erhöhung der Zahl der Studienplätze beikommen kann, wie es sich manche vorstellen. Es fehlt an Ausbildungsressourcen und an Kassenstellen. Es wird den Ärztinnen und Ärzten zu viel Bürokratie zugemutet, die bei der Zeit mit den Patientinnen und Patienten naturgemäß abgeht. Eine weitblickende Gesundheitspolitik sollte also die Ärztestatistik richtig lesen, um die richtigen Entscheidungen rechtzeitig, sprich frühzeitig, zu treffen.
Grafik: ÖÄK