AERZTE Steiermark 11/2024
Als Teamarzt bei den WorldSkills 2024 in Lyon
Einen wahrlich besonderen Dienst leistete Robert Mader, langgedienter Haus- und Bergrettungsarzt bei seinem Einsatz als österreichischer Teamarzt bei den WorldSkills 2024 in Lyon. Hier sein Bericht.
Von Robert Mader
Die Berufsweltmeisterschaften „WorldSkills 2024“ fanden heuer vom 10. bis zum 15. September in Lyon statt und zugegeben war ich ziemlich überrascht, als mich unser Kammeramt anfragte, als Teamarzt die medizinische Betreuung von rund 100 österreichischen Teilnehmer:innen und deren Betreuer:innen zu übernehmen – Wirtschaftskammer Steiermark-Präsident Josef Herk, er ist auch Präsident der österreichischen WorldSkills-Organisation, suche einen WorldSkills-Teamarzt.
Teams aus 90 Ländern
WorldSkills ist eine internationale Charity-Organisation, die seit 1950 nationale Bewerbe und abwechselnd alle zwei Jahre kontinentale bzw. Weltmeisterschaften für unterschiedlichste Berufe ausrichtet. Finanziert durch die jeweiligen Staaten und Sponsoring der an der Ausstattung beteiligten Firmen erweiterte sich der Kreis der Teilnehmer:innen bis zu den heurigen Dimensionen: 90 Teams aus aller Welt und 60 Berufen stellten ihre beruflichen Fähigkeiten unter Beweis. Unglaublichen Aufwand erfordert die bis ins Detail gehende idente Einrichtung der Arbeitsplätze mit Werkzeug, Material und Aufgabe. Beeindruckend waren die Flächen für Betonierer, Großmaschinen (Harvester), Hubschrauberturbinen, Gartengestalter oder die abgeschirmten Kojen für Schweißer, Lackierer, 3D-Drucker usw. Die Bewerbe waren daher in der 140.000 m² großen EUREXPO-Halle untergebracht.
20.000 Zuseher:innen und ein Überraschungsgast
Die Eröffnungszeremonie in einem Stadion mit dem Einzug der Teams (1.500 Teilnehmer:innen) und einer tollen Lasershow bejubelten ca. zwanzigtausend Zuseher:innen. Überraschend der Auftritt von Präsident Macron, der inkognito mit der französischen Mannschaft einmarschierte und sich dann in einer kurzen Ansprache zu erkennen gab. Die österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich in nationalen und internationalen Bewerben zu qualifizieren und trainierten mit Unterstützung ihrer Arbeitgeber:innen oft jahrelang für diesen Wettbewerb. Sie zeigten ihre Talente vor allem in Bewerben, die Kreativität und Improvisation erforderten, gestützt durch die Kombination ihrer Praxis im Lehrbetrieb und der Berufsschule. Trotz der lärmenden Zuschauermassen – ca. 60.000/Tag – wurde unglaublich konzentriert und rasch gearbeitet – verständlicherweise kein Vergleich zum gelebten Alltag bei unseren Professionist:innen zu Hause.
3 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze und 22 medaillons for Excellence
Das österreichische Team holte drei Goldmedaillen (Floristik, Betonbau, Fliesenleger), eine Silber- und drei Bronzemedaillen sowie 22 „Medallions for Excellence“ (MfE) nach Hause und erreichte im Medaillen-Ranking den 6. Platz. Mit Abstand das größte und erfolgreichste Team stellte China mit mehr als der Hälfte aller Medaillen quer über alle Berufe.
Abendordination
Meine Aufgabe erfüllte ich hauptsächlich während meiner „Ordination“ im Hotel, in dem die Teilnehmer:innen untergebracht waren, nach deren Rückkehr von den Bewerben: also zwischen 21:00 und 22:30 Uhr. Zu behandeln hatte ich vorwiegend banale Infekte, Kopfschmerzen bedingt durch Lärm und Zugluft in der Halle und seelische Probleme durch die Wettkampfsituation. Einem Medaillenanwärter musste ich wegen einer Sehnenverletzung leider von der weiteren Teilnahme abraten. Die Anwesenheit eines Arztes im Team entlastet die Betreuerinnen und Betreuer von medizinischer Verantwortung, die Ausgabe von Medikamenten ist möglich, Empfehlungen werden dank ärztlicher Autorität weitgehend befolgt. Sehr interessant waren die Treffen mit Spitzenvertretern der WKO, des Unterrichts- und Wirtschaftsministeriums und deren Sicht der Dinge. Zeit für Kultur und Kulinarik hatte ich an einem Nachmittag u. a. mit dem Besuch des Musée des Confluences, einem Architekturjuwel der österreichischen Architekten COOP Himmelblau – Lyon mit schöner Altstadt kenne ich schon von einem vorjährigen privaten Aufenthalt. Ich danke unserem Kammeramt für die Vermittlung und der österreichischen WorldSkills-Organisation für diese tolle Erfahrung so viele verschiedene Berufe hautnah beobachten zu können – unzähligen Schulklassen diente diese Veranstaltung als Berufsfindungsmesse.
Fotos: SkillsAustria/Max Slovencik/Florian Wieser