AERZTE Steiermark 02/2025
Wollen wir unser Gesundheitssystem kranksparen?
Auf die eigene Gesundheit schauen und in sie investieren, weil sie wichtig ist – was für jeden Einzelnen und jede Einzelne gilt, sollte auch für unser Gesundheitssystem Gültigkeit haben. Mit der Resolution „Gesunde Steiermark/Gesundes Österreich“ werden die wesentlichen Forderungen der Ärztekammer Steiermark für den Gesundheitsbereich unterstützt.
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Während die Kassenstellen im Land seit Jahren stagnieren, wächst die Bevölkerungszahl. Auf eine Kassenärztin bzw. einen Kassenarzt kommen heute wesentlich mehr Menschen als noch vor 10 oder 15 Jahren. Die Folge ist, dass unsere Ärzt:innen in ihrer tagtäglichen Arbeit unter Druck stehen – sowohl im niedergelassenen Bereich als auch in den Spitälern ist die Schmerzgrenze bereits überschritten. Der Bedarf an qualitativ hochwertiger Versorgung ist weiterhin im Steigen und das Gesundheitssystem massiv belastet.
„Ein Sparprogramm im Gesundheitsbereich würde die Steirer:innen krank machen“, attestiert Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, worauf es hinausläuft. „Wir Ärzte benötigen Rahmenbedingungen, die es uns erlauben, uns auf unsere Kernaufgabe – die Behandlung der Patientinnen und Patienten – zu konzentrieren“, ergänzt Gerhard Posch, Obmann der angestellten Ärzt:innen in der Steiermark. Denn der kritische Punkt ist längst überschritten: „Das Gesundheitssystem ist die größte Baustelle der Republik“, hat es Dietmar Bayer, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzt:innen, zuletzt treffend formuliert.
Dabei brauche es aktuell mehr Geld, um die Gesundheitsversorgung in der Steiermark sicherzustellen. 200 neue Kassenstellen hat die Ärztekammer Steiermark sich als Forderung auf ihre Fahnen geheftet. Die Neuschaffung von 23 Kassenstellen allein für Innere Medizin, die aus einer Erhebung der Fachgruppe Innere Medizin hervorgegangen ist, sei unausweichlich für die Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung, betont Michael Sacherer. Die finanzielle Stärkung des niedergelassenen Bereichs und eine bedarfsorientierte abgestufte Spitalsstruktur mit Schwerpunktsetzungen seien die Grundlage zur optimalen Versorgung der Patient:innen.
Alles andere als im Schnitt
Während die Steier:innen eine durchschnittliche Lebenserwartung bei guter Gesundheit und durchschnittlichen Gewichtsproblemen haben, seien die steirischen Gesundheitsausgaben im Vergleich unterdurchschnittlich, hat die vergleichende Studie „Leistungskraft regionaler Gesundheitssysteme in Zeiten von COVID-19“ 2020 und die Hofmarcher-/Singhuber-Studie „HS&I Fact Book Ambulante Versorgung im Bundesländervergleich“ festgestellt. Im ambulanten und stationären Bereich werde weniger ausgegeben als bundesweit.
Es braucht also umfassende und nachhaltige Reformen: Die bis Ende März 2025 laufende Resolution „Gesunde Steiermark/Gesundes Österreich“ ist Ausdruck für den Schulterschluss zwischen niedergelassenen Ärzt:innen und dem Spitalsbereich, um eine nachhaltige Strukturverbesserung im Gesundheitswesen anzustoßen. Sowohl in den Ordinationen als auch in den Ambulanzen des Landes ist das höhere Patientenaufkommen spürbar. Genau dort liegt die Resolution, initiiert durch Erich Schaflinger, Vorsitzender des Koordinationsgremiums für Versorgungssicherheit und ärztlicher Direktor des LKH Hochsteiermark, nun auch bis zum 31. März 2025 zur Unterschrift auf.
Unterstützung durch Resolution
Mit über 560 Kassenärzt:innen für Allgemeinmedizin stand die Ärztekammer Steiermark zusätzliche telefonisch in Kontakt. Nun werden die 370 Kassenfachärzt:innen angerufen. 2.745 Informationsplakate in A2-Größe und 2.368 in A3-Größe sowie rund 24.600 Unterschriftenlisten wurden an die steirischen Ordinationen und Ambulanzen bereits ausgeschickt. Das Engagement und auch das Feedback sind groß. Die Resolution ist dabei ein wichtiger Schritt. Das Kranksparen der Gesundheitsversorgung muss verhindert werden!
Mangel an Ärzt:innen
Mit dem Schulterschluss zwischen niedergelassenen Ärzt:innen und Spitalsbereich will man eine nachhaltige Strukturverbesserung im Gesundheitswesen anstoßen. Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt unter anderem auch der Mangel an Allgemeinmediziner:innen ebenso wie an Fachärzt:innen: In den Spitälern würden Anästhesist:innen fehlen, im niedergelassenen Bereich Kinderärzt:innen und Gynäkolog:innen, zählt Sacherer auf. „Es braucht daher Investitionen in den Gesundheitsbereich, denn sie sind eine Investition in die Zukunft“, verweist er auf die geforderten 200 Kassenstellen. „Als Ärztekammer Steiermark setzen wir uns mit aller Kraft dafür ein, dass das Gesundheitssystem die finanzielle Unterstützung erhält, die es dringend benötigt. Jeder eingesparte Euro geht auf Kosten der Versorgung und führt langfristig zu einer höheren Belastungen – sowohl für die Ärztinnen und Ärzte als auch für die Patient:innen.“
„Gesunde Steiermark/ Gesundes Österreich“
Umfassende, entschlossene und nachhaltige Reformen zur Stärkung zentraler Versorgungsstrukturen will die Resolution unterstützen. Angestoßen wurde sie von Prim. Erich Schaflinger, dem Vorsitzenden des Koordinationsgremiums für Versorgungssicherheit und ärztlichen Leiter des LKH Hochsteiermark. Unterstützt wird sie von der Ärztekammer Steiermark.
Bis zum 31. März liegen die Unterschriftenlisten noch in den steirischen Spitälern und Ordinationen auf.
Jetzt Unterschriftenliste & Resolution zum Auflegen in der Ordination downloaden!