AERZTE Steiermark 02/2025
Der Traum von den olympischen Spielen ...
Ein Leben für den Sport – und die Medizin. Philipp Hofer hat den Weg vom Profisportler zum Teamarzt mit Leidenschaft eingeschlagen. Seine Entscheidungen haben oft unmittelbaren Einfluss auf die Taktik der Trainer und das Spiel.
Am Anfang war das Eis. Seine Karriere begann der Steirer Philipp Hofer nicht im weißen Kittel sondern im Bunker in Liebenau. „Ich habe meine gesamte Jugend in Graz Eishockey gespielt, bin mit 16 Jahren in die Bundesliga gekommen und war 6 Jahre lang Profi, beim EC Graz, beim EHC Graz und dann bei den Graz 99ers. Außerdem stand ich bei U18- und U20-Weltmeisterschaften auf dem Eis“, erzählt er. Die Herausforderungen des Leistungssports kennt er also aus erster Hand.
Und nicht nur Eishockey stand bereits auf seiner sportliche Agenda: Hofer nahm zwei Mal an der Extremsportveranstaltung „Red Bull Crashed Ice“ teil, bei der man auf Eislaufschuhen über eine künstlich angelegten Eispiste mit Steilkurven und Sprüngen fährt. Eine Ironman-Teilnahme und zwei Jahre mit den „Styrian Longhorns“ im American Football in der Bundesliga runden seinen reichen Erfahrungsschatz ab.
Sportmedizin in Praxis und Nationalteam
Nach seinem Medizinstudium spezialisierte sich Hofer auf Sportmedizin. Dafür absolvierte er das ÖAK-Diplom sowie das Zertifikat der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Derzeit steht der Unfallchirurg, der auch auf Knieverletzungen spezialisiert ist, kurz vor dem Abschluss des MSc für Sportmedizin an der Donau-Universität Krems. Als Klinikarzt im UKH Graz ist er zudem Teil einer langen Tradition: Viele Ärzt:innen des Hauses engagieren sich als Teamärzt:innen in verschiedenen Sportarten. Hofer liegt vor allem der Nachwuchs am Herzen. So ist der Arzt für die Eishockeyakademie Steiermark, die Handball- und die Volleyballakademien laufend mit Themen rund um Prävention, kleinere und größere Verletzungen, Überlastungen aber auch wachstumsbedingte Probleme und Nachbehandlung beschäftigt. Darüber hinaus ist er mit dem österreichischen Eishockey-Nationalteam sowie im Bereich Fußball mit dem ÖFB-U18-Team unterwegs und sorgt für die medizinische Betreuung der Spieler bei Turnieren und Trainingscamps. „Highlights waren für mich auf jeden Fall das erste Spiel als Teamarzt mit dem Eishockey-Nationalteam gegen Deutschland und das Spiel 2024 in Wien gegen Kanada mit all den NHL-Stars“, erzählt der Arzt und natürlich trifft er dabei auch „alte Bekannte“, also ehemalige Teamkollegen oder Gegenspieler auf dem Eis, die heute etwa als Assistant Coach auf der Spielerbank sitzen.
Zwischen Medizin und Mannschaftsgeist
Der Spruch, der bereits beim Nachwuchs im Eishockey gilt: „Geheult wird erst, wenn es stark blutet oder komisch absteht“, der kommt so ähnlich auch bei den Erwachsenen im Profisport zum Tragen. „Wenn nicht gerade etwas, überspitzt gesagt, vollkommen komisch absteht, will der Sportler natürlich weiterspielen. Da ist es wichtig, dass die Vertrauensbasis zwischen Teamarzt und Spielern stimmt. Das beste Beispiel ist die Gehirnerschütterung, die ist nicht sichtbar oder spürbar, deshalb muss der Spieler dem Arzt vertrauen, wenn der sagt, dass er jetzt nicht mehr gefahrlos weiterspielen kann“, beschreibt Hofer. Gleiches gilt für das Verhältnis zum Trainer: „Als Teamarzt bist du Teil des Teams. Therapievorschläge werden auch gemeinsam mit den Physiotherapeuten erarbeitet. Mit dem Trainer bist du in enger Abstimmung. Der muss wissen, ob du den Spieler z.B. in der Drittelpause wieder fit bekommst oder nicht. Da sind schnelle Entscheidungen und Einschätzungen gefragt, denn das hat natürlich Auswirkungen auf die weitere Strategie und Taktik im Spiel.“ Neben seiner Tätigkeit im UKH Graz betreibt der Arzt übrigens mit dem Sportmedicum eine Privatordination in Graz im Privatklinikum Hansa sowie eine weitere Anlaufstelle für Sportler:innen im Brauquartier.
Und der Traum von den olympischen Spielen? „Ich wollte natürlich immer als Sportler zu den olympischen Spielen kommen, das habe ich leider nicht geschafft, aber als Teamarzt kann es ja noch klappen – das hängt von den Sportlern ab“, schmunzelt Hofer.
Foto: Philipp Hofer