AERZTE Steiermark 03/2025
Ein Doppelleben zwischen Medizin und Tanz
Tanz und Medizin sind die beiden Leidenschaften von Janina Gollowitsch. Die Grazer Ärztin betreibt neben ihrer Arbeit im Operationssaal auch ein eigenes Tanzstudio – und bildet österreichweit in Sachen Tanzmedizin aus. Die Verbindung von Medizin und Tanz zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben.
Das Herz kann nicht nur für eine Sache schlagen, sondern auch für zwei. Wer weiß das besser als Janina Gollowitsch. Als Anästhesistin im Unfallkrankenhaus Graz sorgte sie für das Wohl ihrer Patient:innen im Operationssaal und auf der Intensivstation. Daneben unterrichtet sie in ihrem Tanzstudio Dance! Alles außer Standard! Tänzer:innen aller Altersgruppen. Keine Frage, dass ihr medizinisches Wissen dabei nicht nur miteinfließt, sondern sogar einen gewissen Schwerpunkt bildet.
Mit der richtigen Haltung
„Ich liebe es, im Tanzstudio zu unterrichten. Wir haben von Kursen für 3-Jährige bis zu Ballett-Beginner-Workshops für Erwachsene verschiedenste Angebote. Mir ist dabei immer wichtig, dass sich niemand mit dem Sport den Körper ruiniert, sondern ihn im Gegenteil gesund und leistungsfähig hält. Beziehungsweise können durch richtige Haltung oder Belastung ja auch Probleme beseitigt werden.“
Arbeit im UKH Graz
Mit 24 Jahren kehrte Gollowitsch nach ihrem Medizinstudium in Wien nach Graz zurück, durchlief den klassischen Turnus mit Stationen in Wolfsberg, Bruck und Leoben und entdeckte schließlich im LKH Graz ihre Leidenschaft für die Anästhesie. „Anfangs konnte ich damit nichts anfangen, doch dann habe ich mich im Turnus in das Fach verliebt“, erzählt sie. Vor zwei Jahren schloss sie ihre Facharztausbildung ab und arbeitet seither mit voller Hingabe – und mit über 46 Wochenstunden – im UKH Graz.
Eigene Tanzschule
Selbst Tänzerin seit ihrer Kindheit, hat die Ärztin die Begeisterung für diesen Sport nie losgelassen. 2016 gründete sie deshalb auch ihr eigenes Tanzstudio Dance! Alles außer Standard! in Graz. Dort geht es – wie der Name schon verrät – nicht um Standardtänze wie Walzer und Co., der Fokus liegt auf Musical- und Showdance, Jazz, Contemporary, Ballett und Akrobatik. Die Begeisterung für Tanz, ein Angebot „für alle“ und nicht der Leis-tungsgedanke sind eigentlich für Janina Gollowitsch wesentlich, doch große Erfolge gab es dennoch zu feiern: Ihre Tanz-Company hat bereits mehrere Staats- und Weltmeis-tertitel errungen und sich 2019 mit einer Schattenspiel-Performance einen Platz in der Fernsehshow Das Supertalent gesichert.
Masterclass Tanzmedizin
Für Gollowitsch ist Tanz jedoch mehr als nur Kunst und Bewegung – er ist auch eine Frage der Gesundheit. In ihrer Masterclass Tanzmedizin vermittelt sie Tänzer:innen und vor allem auch Trainer:innen fundiertes Wissen über den Körper, um falsches Training, ungesunde Belastungen und nicht zuletzt auch Verletzungen zu vermeiden. „Im Bereich Musicaldance, Ballett und Akrobatik kann grundsätzlich jede:r Kurse anbieten, dafür gibt es keine Lizenz oder Ähnliches. Vielen Tanzlehrer:innen fehlt das medizinische Wissen. Es kommt immer wieder vor, dass dadurch Fehler eintrainiert werden, die langfristig zu Schäden führen – Knochenmarksödeme, Bänderrisse oder Fehlbelastungen sind oft die Folge“, erklärt sie. Ihr Ziel ist es, Tänzer:innen aller Leistungsstufen beizubringen, wie sie ihren Körper effizient und gesund nutzen können. Ballett etwa lehrt, wie man richtig steht und geht.
Mit ihrer Expertise ist Gollowitsch mittlerweile in ganz Österreich gefragt. Sie hat eine Workshop-Serie entwickelt und hält diese Workshops und Schulungen für Vereine, Verbände und in anderen Tanzschulen etwa in Wien und im Burgenland. „Wenn man weiß, wie das Hüftgelenk funktioniert, kann man alleine schon dadurch bei einem Spagat 5 Zentimeter mehr herausholen. Und das sollte man wissen, wenn man ihn selbst macht und noch viel mehr, wenn man ihn lehrt.“ Prinzipiell betont die Ärztin: „Jede Bewegung ist gut, aber nur, wenn sie richtig ausgeführt wird. Tanz fordert beide Gehirnhälften und ist die beste Prophylaxe – wenn er richtig ausgeführt wird.“ Ihr Credo: Tanz ist wie Physiotherapie, bevor etwas passiert.
Interaktives Tanztheater
In ihrem Tanzstudio setzt sie auf kleine Gruppen und eine individuelle Betreuung. „Wir holen alle genau dort ab, wo sie stehen. Manche möchten einfach nur fit bleiben, andere wollen auf Wettkämpfe hintrainieren – wir gehen auf alle Bedürfnisse ein.“ Ein weiteres Herzensprojekt ist das interaktive Tanztheater Backstage, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Lukas entwickelt hat. „Er studiert derzeit Medizin in Graz und macht parallel dazu die Ausbildung zum Musicaldarsteller in Wien. Das heißt, er führt genauso ein Doppelleben wie ich“, lacht Gollowitsch. Das interaktive Backstage ist ein Krimi mit Escape-Room-Elementen, bei dem das Publikum den Verlauf der Geschichte mitbestimmen kann. Die nächsten Aufführungen finden am 11. und 12. April im Theater am Ortweinplatz statt.
Weitere Infos unter:
www.dance-now.at
Fotos: Joergler