AERZTE Steiermark 07-08/2025
Summertime Blues
Die steirischen Krankenhäuser stehen – wie jeden Sommer – vor einer großen Herausforderung: Dem Kampf gegen die Hitze. Bei langanhaltenden Hitzeperioden zeigt sich, dass es für die Kühlung in den Spitälern noch Luft nach oben gibt. Die Ärztekammer für Steiermark fordert daher rasche Initiativen, um Patientinnen und Patienten sowie der Ärzteschaft das Leben im Sommer leichter zu machen.
Das Magazin „Kosmo“ berichtete im Sommer 2024, dass es bei einer länger anhaltenden Hitzewelle, in den steirischen Spitälern auch um 20 Uhr abends teilweise noch über 30 Grad Raumtemperatur gegeben habe und dass diese auch morgens nur auf 26 Grad abgesenkt werden konnte. Die Uniklinik in Graz verfüge über rund 1.560 Betten, davon stünden viele in nicht ausreichend gekühlten Zimmern. Allein in den Intensivstationen und Operationssälen sei die Kühlung zufriedenstellend, so „Kosmo“. In Neubauten setze man zudem auf eine sogenannte „Erleichterungskühlung“, die eine konstante Temperatur von sechs Grad unter der Außentemperatur hält.
Coole Strategien sind gefragt
„Fakt ist, dass es in den meisten Spitälern keine – oder zu wenige – effektive Klimaanlagen gibt“, sagt der Vizepräsident der Ärztekammer für die Steiermark, Gerhard Posch. „Die meisten Krankenhäuser setzen auf diese Art von Umlaufkühlung, die die Innentemperatur im Vergleich zur Außentemperatur um ein paar Grad runterkühlt. Also wenn draußen ein 36 Grad-Glutofen vorherrscht und man um sechs Grad verringert, dann ist es innen mit 30 Grad noch immer viel zu warm. Das ist belastend für die Patientinnen und Patienten, aber natürlich auch für die Ärztinnen und Ärzte. Wir fordern daher eine Initiative zur Nachrüstung, um in Zeiten des Klimawandels präventiv etwas gegen diese Belastung zu tun.“
Dafür gebe es anerkannte Strategien, betont der steirische Kurienobmann der angestellten Ärzte: Neben Klimaanlagen und anderen Luftkühlungssystemen könne man Begrünungen als natürliche Kühlung oder Schattierungsmaßnahmen wie Außenjalousien, Markisen, breitere Vordächer sowie reflektierende Verglasungen initiieren, um Hitzestaus in den Zimmern und Arbeitsbereichen zu verhindern bzw. zu verringern.
Hitzeschutzplan präventiv einhalten
Außerdem gibt es den „Steirischen Hitzeschutzplan“, der bei drei aufeinanderfolgenden Tagen mit Temperaturen über 30 °C automatisch in Kraft tritt. Sobald dies geschieht, werden Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, mobile Dienste und andere Institutionen über das Warnsystem informiert und erhalten gezielte Empfehlungen zur Hitze-Prävention. In der warmen Jahreszeit sollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um das Überschreiten einer Raumtemperatur von 25 Grad Celsius zu verhindern. Dazu gehören laut Hitzeschutzplan Maßnahmen wie Lüften und das Bereitstellen von Ventilatoren – bei deren Verwendung man im Spital sehr sensibel umgehen muss – sowie Klimaanlagen, oder auch konkrete Beschattungskonzepte.
Auch für den Umgang mit Medikamenten bei Hitze gibt es darin Tipps. Explizit wird darauf hingewiesen, dass der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der persönlichen Risikofaktoren und bestehenden Krankheiten die Medikation einschätzen muss. Auch die sachgerechte Lagerung der Arzneimittel und eine Warnung vor Dehydration ist in diesem Plan unter anderem enthalten. „Daher wäre es auch ratsam, für ausreichend Trinkstationen zu sorgen“, betont Ärztekammer-Vizepräsident-Posch.
Auch Hitze ist eine Krise
„Krankenhäuser werden durch das Warnsystem im Hitzeschutzplan dazu angehalten, interne Hitzeaktionspläne zu aktivieren, sobald die Landeswarnung eintrifft. Das umfasst organisatorische und bauliche Maßnahmen im Falle einer Hitzewarnung“, erklärt Posch. „Doch dann ist es meistens schon zu spät – daher fordern wir, dass die Spitäler sich präventiv darum kümmern, den Hitzeplan quasi vorab einzuhalten, um auf alle außerordentlichen Hitze-Ereignisse vorbereitet zu sein. Wir stehen hier mit unserer medizinischen Expertise gerne kooperativ zur Seite.“
Zur Vorbereitung auf eine Hitzeperiode gehöre auch eine intensive, strategische Personalschulung und -planung, so Posch. „Es muss im Fall der Fälle jeder genau wissen, was zu tun ist – wie in einem Krisenmodus. Wer muss zusätzliche Aufgaben in der internen Organisationsstruktur übernehmen? Wie muss man vulnerable Patienten oder auch Ärzte schützen? Dazu sind ganz konkrete Schulungen zum Hitzeschutz notwendig.“
Ärztliche Verantwortung
„Ziel während dieser Hitzephasen ist ein vollständiger Schutz der Patientinnen und Patienten, der Ärzteschaft und natürlich auch der weiteren Belegschaft in unseren Spitälern – von der Pflege bis hin zur Verwaltung“, fasst auch Kurienobmann-Stellvertreter Gerhard Postl zusammen.
Es wird in unseren Breitengraden immer wärmer, die sogenannten Rekordsommer wechseln einander Jahr für Jahr ab. Schon vor Jahren hatte der bekannte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter prognostiziert, dass es sehr bald in Österreich im Hochsommer Temperaturen wie damals im kroatischen Split geben werde. Posch skizziert: „Diese Prognose ist quasi bereits Realität geworden. Wir wissen, wie belastend das für alle ist – daher haben wir es standespolitisch, aber auch in unserer Verantwortung als Ärzte auf der Agenda“, unterstreicht Posch. „Nicht umsonst gibt es den geflügelten Spruch vom ‚kühlen Kopf bewahren‘ – genau das ist es, was unsere Ärztinnen und Ärzte zur optimalen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten dringend brauchen. Diesen Arbeitsschutz müssen wir ihnen geben. Wenn überhitzte Ärzte auf überhitzte Patienten treffen, ist das alles andere als cool.“
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