Übers Kreuz
Nach einem über Monate gehenden Streit haben die steirischen Rettungsorganisationen den Vertrag mit der GKK gekündigt. Der Konflikt zeigt starke Parallelen zu den Problemen der Ärztinnen und Ärzte mit der Kasse.
MARTIN NOVAK - AERZTE Steiermark 04/2013
Den Rettungsorganisationen werden nicht gerade enge Beziehungen zu einander nachgesagt: Sie stehen im Wettbewerb. Umso denkwürdiger war ein gemeinsamer Protestmarsch der rot und grün uniformierten Sanitäter, der im März über den Grazer Ring ging. Auch eine gemeinsame Website von Rotem Kreuz, den zwei nicht verschwägerten Grünes-Kreuz-Organisationen und dem Arbeitersamariterbund mit der selbsterklärenden Adresse www.krankentransport-in-gefahr.at gibt es. Ziel des gemeinsamen Vorgehens: Der seit 1999 nur einmal um 3,5 Prozent inflationsangepasste Transport-Vertrag soll nicht nur der Kaufkraftentwicklung gemäß angepasst, sondern auch grundlegend reformiert werden. Die Forderungen lassen sich auch quantifizieren: 19,5 Prozent Erhöhung ist das Verhandlungsziel. Um das zu erreichen, hat man inzwischen zu den schärfsten Waffen gegriffen: Vertragskündigung und Unterschriftenaktion.
Die Kasse mauert. „Offensichtlich sind Präsident Schöpfer und die Geschäftsführung des Roten Kreuzes unfähig, das Unternehmen effizient zu leiten. Diese Unfähigkeit darf wohl nicht dazu führen, dass die daraus resultierenden Kosten mit den Geldern der Versicherten finanziert werden“, richtete GKK-Obmann Josef Pesserl dem emeritierten Wirtschaftshistoriker und früheren Wirtschaftslandesrat Gerald Schöpfer mittels Presseinformation aus.
Der als eher sanft bekannte Schöpfer reagiert ungehalten und greift zu einem Vergleich aus seiner wissenschaftlichen Profession: Die Abrechnungsmodalitäten seien teils „spätes Mittelalter“. Für den Transport eines Dialysepatienten über wenige Kilometer erhalte man oft nur drei, vier Euro, obwohl damit oft ein bis zwei Stunden Wartezeiten verbunden seien, die nicht abgegolten werden.
Erbost ist Schöpfer auch über die Aussage, dass die GKK für Transporte ohne (zweiten) Sanitäter ohnehin eine Erhöhung von 10,29 Prozent angeboten habe: „Die Transporte ohne begleitenden Sanitäter machen nur 15 Prozent der Fahrten aus, für die anderen 85 Prozent wurden nur drei Prozent angeboten.“ Das sei eine Sanierung der Kassenbilanz – heuer wird ein Überschuss von fast 50 Millionen erwartet – „zu Lasten der Freiwilligkeit“.
Man bleibe aber verhandlungsbereit und habe der GKK noch vor Ostern ein neues Angebot unterbreitet, betont Schöpfer. Angestrebt würden „intelligente Modelle“. Ab 1. Juli würde die Kündigung schlagend, wenn der Konflikt nicht vorher beigelegt werden kann. „Es würde mich sehr freuen, wenn wir zu einer Einigung kommen, sagt der Präsident des Roten Kreuzes. Sehr optimistisch, dass das auch gelingen kann, wirkt er nicht.