Kurs halten
Aus dem Wunsch, im Rahmen des Projekts „Lebensphasenorientierung Ärzte“ die „bestmöglichen Arbeitsbedingungen“ zu schaffen, ist ein Vorschlagskatalog geworden, der nun der Umsetzung harrt.
Im Herbst letzten Jahres startete das Projekt „Lebensphasenorientierung Ärzte – bestmögliche Arbeitsbedingungen“ der KAGes, der MUG und der Ärztekammer. Nun, 10.000 Arbeitsstunden von 80 Beteiligten in acht Arbeitsgruppen in 35 Projektgruppen und neun Programmleitungstreffen später, ist es Zeit, eine inhaltliche Zwischenbilanz zu ziehen.
Das Projekt, das war von Anfang an klar, bewegt sich in einem Spannungsverhältnis: Die Budgetvorgaben sind für Unternehmen im Eigentum der öffentlichen Hand eng. Gleichzeitig sind gesetzliche Aufträge zu erfüllen. Sie betreffen die medizinische Versorgung genauso wie Forschung und Lehre.
Dem gegenüber stehen das Recht auf Work-Life-Balance, der Anspruch auf eine qualitativ gute, umfassende Ausbildung, entsprechende Arbeitsverteilung, Arbeitsklima und Karrieremöglichkeiten.
Die soziodemografischen Rahmenbedingungen – der steigende Frauenanteil – und die sich verändernde Einstellung der Männer erfordert mehr Augenmerk auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – sie sind aber von noch einer Herausforderung überlagert: dem Ärztemangel. Der ist aber nicht so sehr ein Mangel an jungen Menschen, die in die Medizin gehen wollen, sondern von solchen, die angesichts der bestehenden Situation als Ärztin und Arzt in Österreich und der Steiermark arbeiten wollen.
Sensible Themen
In einer Fokusgruppe wurden die sensiblen Themen angesprochen: Turnus- und Assistenzärztinnen und -ärzte fordern eine gute Ausbildung ein, diejenigen, die sie leisten sollen, brauchen zeitliche und finanzielle Ressourcen. Alle Gruppen fordern die Reduktion der Durcharbeitszeit auf 24 bzw. 25 Stunden und eine Reduktion der Wochenarbeitszeit ohne Einkommensverluste. Ein angemessenes Gehalt (vor allem Grundeinkommen) ist ebenfalls eine dringende Forderung. Assistenzärztinnen und -ärzte fordern dauerhafte Arbeitsverhältnisse statt Kettenverträge. Für die Jüngeren sind ausreichend Kinderbetreuungsplätze (mit den Arbeitszeiten entsprechender Verfügbarkeit) wichtig. Ein Punkt, der ebenfalls alle belastet und betrifft: Verwaltungsarbeit.
Zwei zentrale Themenbereiche – die Gehaltssituation und die Arbeitsbelastung – sind wegen ihrer starken politischen Bedeutung im Rahmen des Projekts bisher nur kursorisch behandelt worden, bzw. gibt es noch keine genauen Festlegungen.
In allen anderen Bereichen kann man aber von greifbaren Ergebnissen sprechen, die nun der Umsetzung harren: Fix ist ja der neue Tätigkeitskatalog für Turnus¬ärztinnen und -ärzte bzw. die Pflege. Er soll heuer noch flächendeckend umgesetzt werden. Konkrete Vorschläge sind zusätzliche Ausbildungs- bzw. Vorbereitungszeiten und die Kostenübernahme für die Notarztausbildung. Ähnliche Modelle gibt es auch für die Facharztausbildung, ein wichtiges Thema dort ist auch die Schaffung von Ausbildungsoberarzt-Stellen – nicht nur auf dem Papier.
Im Bereich „Entlastung von Administration“ gibt es zwei Zugänge: Einerseits wird kritisch hinterfragt, welche Aufgaben ersatzlos gestrichen werden können, andererseits geht es darum, Aufgaben an andere – neue – Berufsgruppen (Stichwort: Dokumentationsassistenz) delegieren zu können.
Im Themenfeld „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ reicht der Maßnahmenkanon von einer besseren Kinderbetreuung über mehr Teilzeitstellen und Telearbeit, bis zu Wiedereinstiegshilfen nach der Karenz und der Abschaffung von befristeten Verträgen.
EU-Projekt geplant
Aber: Abgerechnet wird zum Schluss. Welche der Arbeitsgruppen-Ergebnisse Realität werden, ist noch nicht endgültig absehbar. Der ernsthafte Wille zu substanziellen Verbesserungen ist aber schon daraus ersichtlich, dass 2015 die Einreichung der „Modellregion Lebensphasenorientierung Ärzte“ als EU-Projekt vorgesehen ist.
Fotocredit: Ärztekammer Steiermark