PHC: Nicht ohne meinen Arzt

Das neue Primärversorgungskonzept wird von der Ärztekammer gutgeheißen. Was ursprünglich als ideologisch motivierter Angriff auf die Ärzteschaft daherkam, ist nun ein austarierter Versuch, Verbesserungen zu erreichen, ohne Bestehendes zu zerstören.

Auch zahlreiche Umfragen (siehe aktuelle Umfrage), selbst die im Auftrag der Sozialversicherungen, bestätigen es: Der eigene Arzt hat für die Österreicherinnen und Österreicher einen ganz besonderen Stellenwert. Die Planer von „Primary Health Care“, eingedeutscht Primärversorgung (PV), schien das ursprünglich wenig zu beeindrucken.

Vorerst nur für ein Prozent der Patientinnen und Patienten, aber mit dem klaren Ziel der Ausweitung, sollten PV-Zentren an die Stelle der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte treten.

Wer in den interdisziplinären Zentren welche Verantwortung trägt und welche Befugnis hat, wurde nur schwammig formuliert: Von „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ war die Rede – wer was macht, schien keine besondere Rolle zu spielen.
 

Verantwortung bleibt beim Arzt

Das empörte die Ärztekammer. Nicht, weil man Probleme mit einer von Respekt getragenen Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen hätte, wie manche PolitikerInnen unterstellten, sondern weil sich die Verantwortung eben aus der Ausbildung ergibt, und nicht jeder Gesundheitsberuf alles machen kann – übrigens auch nicht die Ärztinnen und Ärzte. Dazu kam, dass eine Organisation angedacht wurde, die außerhalb des ASVG eine Mischung aus staatlich kontrollierter und rein wirtschaftlicher Struktur vorsah.

Intensive Verhandlungen brachten dann aber doch ein Umdenken. Die Primärversorgungsstrukturen werden in das ASVG integriert, dafür wird die entsprechende rechtliche Basis geschaffen. Auch Einzelverträge wird es, soweit sinnvoll, weiter geben. Bestehende Verträge bleiben jedenfalls unberührt.
 

Reduktion bürokratischer Hürden

Die „Augenhöhe“ wurde präzisiert: Die medizinische Leitung und Koordination liegt jedenfalls bei Ärztin oder Arzt. Auch das Verhältnis zwischen allgemeinmedizinischer und fachärztlicher Versorgung ist definiert: Die Allgemeinmedizin wird in ihrer Koordinationsaufgabe gestärkt, der freie Zugang zu fachärztlichen Leistungen aber nicht beeinträchtigt.
 

Kein Kahlschlag

Im „Team rund um den Hausarzt“ soll es nun auch zur Reduktion bürokratischer Hürden kommen, Hausapotheken und Lehrpraxen haben Eingang in das Konzept gefunden, die Berufsrechte nichtärztlicher Gesundheitsberufe werden auf ihre Möglichkeiten abgeklopft und nicht radikal geändert.

Statt Ideologie und Kampf¬rhetorik beinhaltet die Letztversion des Konzepts also Möglichkeiten der Verbesserung, ohne alles über den Haufen zu werfen, was am bestehenden System zu Recht geschätzt wird. Aber: Das PV-Konzept wird – ernst gemeint – einiges kosten.


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