Erste ELGA-Tage: Von „keine Probleme“ bis „Milliardengrab“

Was sind die ersten Erfahrungen mit ELGA in den Spitälern? Wir haben nachgefragt.
Es war wohl reiner Zufall, dass praktisch zeitgleich mit dem ELGA-Start an der Mehrzahl der öffentlichen Spitäler in der Steiermark im deutschen Magazin „Der Spiegel“ eine höchst kritische Titelgeschichte zur Digitalisierung im Gesundheitsbereich erschien.

Darin wurden die IT-Konzerne kritisiert, für die der Gesundheitsbereich gewaltiges Potenzial hat; (In fünf bis sieben Jahren werde „der größte Gesundheitsanbieter eine Softwarefirma sein“, zitiert der Bericht einen Unternehmensgründer.) Aber auch das öffentliche Gesundheitswesen in Deutschland wird zerzaust: öffentliche Krankenkassen, die Versicherte belohnen, weil sie eine Fitness-App nutzen – ebenso könnten die Kassen auch Zuschüsse für Turnschuhe überweisen, wird ein namhafter Gesundheitspolitiker zitiert – und die Gesundheitspolitik, die ein neues E-Health-Gesetz beschlossen hat und mehr als eine Milliarde Euro für die Entwicklung der deutschen E-Card ausgegeben hat.


Eher unauffällig

Währenddessen verliefen die ersten ELGA-Tage in den steirischen Spitälern eher unauffällig, so zumindest das Ergebnis einer kleinen, nicht repräsentativen Befragung von AERZTE Steiermark unter den betroffenen Ärztinnen und Ärzten. Demnach gab es in den ersten Tagen wenig unerwartete Ereignisse, auch „deshalb, weil sich noch niemand wirklich zuständig fühlt“, wie einer der Befragten anmerkte.
Über Fragen von Patientinnen und Patienten wurde nur vereinzelt berichtet. Das Widerspruchsrecht hätten sehr wenige wahrgenommen. Das sei auch wenig überraschend, ja sogar unnötig, weil die Patientinnen und Patienten ihre Daten selbst ausblenden können, merkt ein Befragter kritisch an.
Vereinzelt gab es Klagen über technische Probleme durch die zu geringe Geschwindigkeit: 10 Sekunden für die Übertragung simpler Laborwerte innerhalb von Graz klingt zwar nicht wirklich lang, andererseits können zehn Sekunden sehr langsam vergehen, wenn man auf einen Bildschirm starren muss (und dann nur ein pdf-Dokument bekommt).
Bessere Usability, kein Mehraufwand für die Ärztinnen und Ärzte und (noch) mehr Information sind auch die wesentlichen Forderungen. Eine vernichtende Anmerkung gab es auch: „Sinnloseste Ausgabe und Milliardengrab im Gesundheitswesen … je mehr sich abmelden, umso weniger Arbeit für die Ärzte.“
Dass ELGA viel Arbeit ist, zeigt das jüngste E-Health-Trendbarometer der gemeinnützigen Organisation HIMMS, die sich nach eigenen Angaben die Verbesserung der Gesundheitsversorgung durch den Einsatz von Informationstechnologie (IT) zum Ziel gesetzt hat: In Österreich ist ELGA das Thema Nummer 1, während in Deutschland und der Schweiz die Vernetzung innerhalb der Organisation und mit externen Partnern im Vordergrund stehen.

Fotocredit: Spiegel-Cover zum ELGA-Start

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