20 Jahre Scheckheft Gesundheit
20 Jahre geballte Gesundheitsinformation
20 Jahre erfolgreiches Impfen
Seit 1999 gibt es das Scheckheft Gesundheit . Als wichtige Unterstützung für die impfenden Ärztinnen und Ärzte und als Hilfe für die Eltern.
Fast 1,331 Millionen Informationsbriefe für fast 152.000 Eltern und Schwangere. Mehr als 2,338 Millionen Impfungen, jede einzelne davon in der Impfdatenbank dokumentiert. Mehr als 1.000 niedergelassene impfende Ärztinnen und Ärzte, dazu noch 46 impfende Amtsärztinnen und Amtsärzte. Mehr als 402.000 an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenhäuser verschickte Scheckhefte und Impfbon-Bögen . Mehr als 2,5 Millionen Elternmagazine „gesund. und wie!“ für Eltern der Kinder von 0 bis 15 Jahren.
Gegründet wurde der Träger – die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin ( WAVM) – bereits zuvor. Ihre erste Aufgabe: Innerhalb eines Monats eine Administrationsinfrastruktur für die bei den niedergelassenen ÄrztInnen neu eingeführte MMR-Gratisimpfung aufzubauen. Kurz danach kam die Aufgabe hinzu, die Eltern über den Sinn der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen zu informieren – nachdem das finanzielle Lockmittel weggefallen war. Mit der Ausweitung der Gratis-Impfaktion über MMR hinaus galt es, eine Bestell-, Dokumentations- und Verrechnungsplattform für die Abwicklung dieser Aktion mit den impfenden Ärztinnen und Ärzten sowie den Apotheken als Impfstoff-Abgabestellen sowie die laufende Kommunikation gegenüber den Eltern aufzubauen. Mitglieder der WAVM sind mehr als 300 Ärztinnen und Ärzte, gut drei Viertel davon Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner, 15 Prozent Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde, dazu noch Ärztinnen und Ärzte, die anderen Fächern angehören.
Online oder Papier?
Online und Papier!
Bons und Scheckheft sowie das Eltern-Magazin „ gesund. und wie!“ dienten gemeinsam mit dem Ärztemagazin „Faktum“ als bewährte Informationsmedien im „Papier“-Bereich. Dazu kommt aber schon längst eine ausgefeilte Online-Kommunikation. Da ist einmal die allgemein zugängliche Website www.vorsorgemedizin.st, die über alle wichtigen Bereiche der Kinder-Gesundheit informiert, speziell natürlich zu den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen und zum Themenkreis Infektion und Impfung.
Impfstatus auf Knopfdruck
Für alle 0- bis 15-Jährigen gibt es den Impfstatus jederzeit auf Knopfdruck. Dafür sorgt die Steirische Impfdatenbank in Kombination mit den Online-Services für Ärztinnen und Ärzte. Damit können Berechtigte (aber auch nur diese) jederzeit online auf die relevanten Daten zugreifen. Das hilft im Einzelfall, wenn Impfinformationen nicht vorliegen. Das hilft aber noch mehr bei Zwischenfällen wie dem Masernausbruch 2019. Dann ist es nämlich möglich, innerhalb kürzester Zeit alle Personen mit nicht ausreichender Immunisierung persönlich zu informieren – die allgemeine Information über Medien dient als Ergänzung und Verstärkung.
Der aktuelle Masernausbruch in der Steiermark hat auch gezeigt: Information wirkt dann besonders gut, wenn sie auf fruchtbaren Boden fällt. Und das war angesichts des jüngsten Masernausbruchs definitiv so: Im Februar und März 2019 gab es in der Steiermark fast 12.900 MMR-Impfungen, mehr als 4-mal soviel wie im Vergleichszeitraum 2018. Mit ein Grund war auch die extrem dichte und aktuelle Information angesichts dieses Ereignisses. In der „heißen Phase“ zwischen 30. Jänner und 7. Februar allein gingen 12 zielgerichtete Mailings an verschiedene Ärztegruppen, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Eltern in besonders betroffenen Regionen. „Im Krisenfall haben wir alle an einem Strang gezogen und gemeinsam haben wir jetzt … Grund zur Hoffnung, dass die unmittelbare Weiterverbreitung aufgehalten wurde“, bilanzierte Michael Adomeit, seit April 2018 Obmann der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin und Nachfolger von Gründungsobmann und Ehrenmitglied Jörg Pruckner.
Es kommt auf die Ärztinnen und Ärzte an
So intensiv die Information auch ist – neben Mailings und Briefen sowie den elektronischen Medien gibt es auch Plakate, Inserate sowie die praktisch jährlich aktualisierte Broschüre „Nur Impfen schützt“ von Prof. Diether Spork –, eine ungemein wichtige Funktion kommt den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zu, die trotz ihrer knapp bemessenen Zeit mit ratsuchenden Eltern über das Impfen sprechen. Darauf weist auch die noch nicht veröffentlichte umfassende Untersuchung „Regionale Unterschiede des Impfverhaltens in der Steiermark“ hin, die beim Impf-Symposium zum Anlass des 20-jährigen Bestehens des „Scheckhefts Gesundheit“ (siehe Foto) präsentiert wird. Dazu wurden fast 157.000 Datensätze regional ausgewertet. Das Ergebnis: Es gibt in der Steiermark Hochimpf- und Niedrigimpfcluster. Bis zu 20 Prozent und mehr weicht die Impfquote für Masern-Mumps-Röteln (MMR) in einzelnen Gemeinden vom Steiermarkschnitt nach oben oder nach unten ab – in der besten steirischen Gemeinde gibt es eine MMR-Impfquote von 100 Prozent. In einzelnen Regionen machen bestimmte Ärztinnen und Ärzte ein Drittel und mehr aller Impfungen. Dennoch rät die Studie zur Vorsicht bei der Interpretation. Denn auch in den entdeckten „Niedrigimpf-Regionen“ gibt es Ärztinnen und Ärzte, die sehr viele Impfungen abdecken. Die Untersuchung liefert also wertvolle und umfassende empirische Informationen über die Impfbeteiligung. Motivforschung – vor allem zur Frage, warum Impfungen nicht stattfinden – ist aber ergänzend zu leisten. Denn ob Eltern schlicht nachlässig sind (und warum), oder ob sie das Impfen generell oder auch nur für bestimmte Impfungen ablehnen, lässt sich aus den Zahlen natürlich nicht herauslesen. Zusammengefasst: Von der Steiermark lässt sich eine sehr klare Landkarte mit Regionen vergleichsweise hoher und niedriger Impfquoten zeichnen. Für eine detaillierte Erklärung der Ursachen bedarf es jedoch zusätzlicher Forschung … es ist also noch viel zu tun.
Eines ist aber fix: In Sachen Impfinformation und Impfwissen ist die Steiermark jedenfalls ganz weit vorne.
AERZTE Steiermark 06/2019
Foto: WAVM, Schiffer