Hausapotheke weg, Arzt weg, alles weg?
Eine Apothekenkonzession für Scheifling (Bezirk Murau) macht der ärztlichen Hausapotheke den Garaus. Der betroffene Arzt dachte bereits laut über seinen vollständigen Abzug nach. Aber auch ärztliche Hausapotheken in Nachbarorten könnten betroffen sein. Jetzt gibt es zwar eine Einigung. Die Ärztekammer fordert aber eine grundlegende Gesetzesänderung im Sinne der Versorgungssicherheit für die Bevölkerung.
Kann das sein?, fragten sich nicht nur die Menschen in Scheifling. Nach einem langen Verfahren und einigem Hin und Her musste der niedergelassene Arzt für Allgemeinmedizin die ärztliche Hausapotheke schließen. Der Grund: Es gibt eine Apothekenkonzession für die Gemeinde. Dass es deswegen noch lange keine öffentliche Apotheke gibt, spielte letztlich keine Rolle.
Der zumindest vorübergehende Stopp für die Medikamentenversorgung in Scheifling ist aber nicht die einzige Hiobsbotschaft für die betroffene Bevölkerung. Der Arzt, der seine Hausapotheke verliert, hat bereits öffentlich angekündigt, seine Praxis in Scheifling schließen und an einen anderen Standort wechseln zu wollen. Damit würde Scheifling auch seinen Arzt verlieren.
Ob tatsächlich in absehbarer Zeit eine öffentliche Apotheke in Scheifling errichtet wird, ist zwar unklar. Wenn es aber dazu kommt, könnten mittelfristig – abhängig vom Standort – auch zwei weitere ärztliche Hausapotheken in der
Umgebung betroffen sein, nämlich die in Niederwölz und in Teufenbach.
Der steirische Ärztekammerpräsident verlangt ähnlich wie der Scheiflinger Bürgermeister Gottfried Reif, dass die ärztliche Hausapotheke keinesfalls geschlossen werden dürfe, bevor nicht tatsächlich eine öffentliche Apotheke ihre Türen öffnet.
Ganz generell spricht sich Lindner für eine Koexistenz aus: „Ärztliche Hausapotheken und öffentliche Apotheken sollen in ländlichen Regionen nebeneinander bestehen können, um die Menschen bestmöglich medizinisch zu versorgen.“ Die Apothekerkammer kritisiert schon seit Jahren die sinkenden Spannen und die prekäre Einnahmenentwicklung bei rezeptpflichtigen Kassenmedikamenten. Auch wenn rezeptpflichtige Medikamente noch immer die Apotheken-„Cashcow“sind.
Sorgen müssen den Apotheken aber wohl nicht die kleinen ärztlichen Hausapotheken als Grundversorger für die Bevölkerung machen, sondern große Internetapotheken vorwiegend nichtösterreichischer Provenienz und das Bemühen großer Drogerie- und anderer Ketten, in Österreich auch Apothekenleistungen anbieten zu können.
Die Bürgerinnen und Bürger wird das aber kaum über die Verluste hinwegtrösten.
AERZTE Steiermark 09/2019
Foto: Mediadome, Grafik: Land Steiermark; Creative Commons, Bearbeitung: Conclusio
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