Studie: Österreich „billiger“ als Deutschland und Schweiz

Im Vergleich mit den ähnlich wohlhabenden Nachbarländern Deutschland und Schweiz hat Österreich deutlich geringere Gesundheitskosten.

Bei Vergleichen der Gesundheitskosten werden zumeist alle verfügbaren OECD-Staaten oder die EU-Mitgliedsländer herangezogen. Und da liegt dann das wohlhabende Österreich mit seiner beachtlichen Wirtschaftsleistung, hohen Durchschnittslöhnen und der guten Lebensqualität immer im vordersten Feld. Dass vergleichsweise „sehr arme“ Länder wie Mexiko, die Türkei, die Staaten des Baltikums und des früheren Ostblocks es billiger geben als Österreich, ist wenig erstaunlich. Das weiß jeder Auslandsurlauber, der dort in ein Restaurant geht, sich Mitbringsel kauft oder ein Bahnticket. Welche Preisunterschiede es gibt, zeigt ja zum Beispiel auch der berühmte Big-Mac-Index: In den USA kostet der mächtige Burger 5,51 US-Dollar, in der Türkei nur 2,28 USD – also nur rund 58,6 Prozent vom US-Preis.

Nun haben aber das Forschungsinstitut für Freie Berufe an der Wirtschaftsuniversität Wien und das IGES Institut in Berlin nicht Äpfel mit Birnen, sondern Österreich mit Deutschland und der Schweiz verglichen.

Das Ergebnis: Die österreichischen Gesundheitskosten sind weit niedriger als die der Nachbarländer – egal wie man den Vergleich anstellt: Drückt man die gesamten Gesundheitskosten in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, sind es in Österreich 10,3 Prozent, in Deutschland 11,2 und in der Schweiz gar 12,2 Prozent. Betrachtet man nur die öffentlichen Gesundheitsausgaben, hat Deutschland die Nase vorn, Österreich hat ähnliche Werte wie die Schweiz, obwohl private Zuzahlungen bei unseren traditionell wirtschaftsliberalen Nachbarn im Westen weit selbstverständlicher sind als hierzulande.

Aussagekräftiger auf der individuellen Ebene als die BIP-Prozentwerte sind die kaufkraftbereinigten Ausgaben pro Kopf. Ausgedrückt in US-$ Kaufkraftparitäten (zwecks statistischer Vergleichbarkeit) kommt Deutschland auf 5.056,–, die Schweiz auf 4.660,– und Österreich nur auf vergleichsweise bescheidene 4.033,–. Die Differenz zwischen Deutschland und Österreich – 1.023 US-$ Kaufkraftparitäten – entspricht übrigens ungefähr den gesamten Gesundheitsausgaben pro Kopf in Lettland, einem der ärmeren EU-Länder. Oder anders ausgedrückt: Mit den deutschen Ausgaben pro Kopf würde die öffentliche Hand in Österreich gut 7 Gesundheitsmilliarden mehr aufwenden müssen – und zwar jedes Jahr.

Geben wir es in Österreich also zu billig? Die Ärztekammer verlangte jedenfalls bei der Präsentation der Studie eine deutliche Erhöhung der prozentuellen öffentlichen Gesundheitsausgaben.

Daten: www.wu.ac.at/fb/news


AERZTE Steiermark 11/2019