Impfplan 2020 – manches neu
Rechtzeitig zum Österreichischen Impftag ist der Österreichische Impfplan 2020 veröffentlicht worden. Ein Überblick über die Veränderungen.
In den Vorbemerkungen wird darauf hingewiesen, dass die derzeitige epidemiologische Situation in Österreich vor allem Anstrengungen zur Reduktion des Erkrankungsrisikos an Keuchhusten und Masern erfordert. „Auch Influenza verursacht jedes Jahr über 1.000 Todesfälle, darunter auch Todesfälle bei zuvor vollkommen gesunden Kindern. Hier ist es ebenfalls notwendig, die Durchimpfungsraten deutlich zu erhöhen“, monieren die VerfasserInnen und weisen darauf hin, dass laut WHO-Empfehlung jeder Arztkontakt – auch im Rahmen von Spitalsaufenthalten – dazu genutzt werden soll, zu prüfen, ob die empfohlenen Impfungen durchgeführt worden sind und fehlende Impfungen nachzuholen. „Ein Abraten von Impfungen ohne Vorliegen einer Kontraindikation im persönlichen Beratungsgespräch ist ein Verstoß gegen die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin und kann die berufliche Vertrauenswürdigkeit der Ärztin oder des Arztes in Frage stellen.“
Der Impfplan 2020 enthält ein gänzlich neues Kapitel über Impfschäden und die Impfempfehlungen für medizinische Personengruppen und Impfindikationen wurden aktualisiert. Im Folgenden werden die wichtigsten impfstoffbezogenen Präzisierungen bzw. Neuerungen im Impfplan 2020 vorgestellt.
FSME
Wenn vor dem 1. Lebensjahr geimpft wird (frühestens ab dem vollendeten 6. Lebensmonat, abweichend von der Fachinformation), ist darauf hinzuweisen, dass die Wirksamkeit der Impfung möglicherweise schwächer ausfällt als bei der Impfung ab dem 1. Lebensjahr. Bei Beginn der Grundimmunisierung vor dem vollendeten 1. Lebensjahr sollte – um eine eventuell insuffiziente Immunantwort auszugleichen – 3 Monate nach der 2. Dosis eine weitere Impfung erfolgen (3+1-Schema). Danach erfolgt im für den jeweiligen Impfstoff vorgesehenen Intervall die letzte Dosis der Grundimmunisierung.
6-fach-Impfung
Die Impfung gegen Pertussis ist im kostenfreien Impfprogramm enthalten und wird im Rahmen der 6-fach-Impfung nach dem 2+1-Schema im 3., 5. und 11.–12. Lebensmonat geimpft. Wegen des häufigen Vorkommens von Keuchhusten und des schweren Verlaufs im Säuglingsalter sollte mit der Impfserie so früh wie möglich begonnen werden, d. h. unmittelbar mit vollendetem 2. Lebensmonat.
Hepatitis B
Die HBV-Impfung kann in jedem Lebensalter nachgeholt werden und ist bis zum vollendeten 65. Lebensjahr allgemein empfohlen. Bei entsprechender Indikation Erstimpfung auch nach dem vollendeten 65. Lebensjahr.
HPV
Die Impfung wird allen Mädchen und Buben bzw. Frauen und Männern bis zum vollendeten 30. Lebensjahr unbedingt empfohlen, danach optional. Der Nutzen einer später (ab dem vollendeten 30. Lebensjahr) begonnenen HPV-Impfung hinsichtlich der Vermeidung von Dysplasien der Cervix sinkt.
Influenza
Zusätzlich zu den Totimpfstoffen (Spalt- oder Subunit-Impfstoffe), die systemisch appliziert werden, gibt es einen Lebendimpfstoff, der vom vollendeten 2. bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zugelassen ist und nasal (als Nasenspray) verabreicht wird, aber für Österreich nicht zur Verfügung steht.
Masern
Da ein sehr geringer Anteil (max. 3 %) der geimpften Personen auch nach 2 Impfungen keinen Schutz gegen Masern aufbaut bzw. es in seltenen Fällen bei niedrigen Antikörper-Spiegeln zu Reinfektionen kommen kann, wird für Personal in medizinischen Hochrisikobereichen sowie für Patientinnen und Patienten mit schwerer Immunsuppression eine serologische Impferfolgskontrolle (Nachweis von Antikörpern gegen Masern) empfohlen, dies gilt insbesondere in Ausbruchssituationen. Bei fehlender Immunantwort wird eine weitere Impfung empfohlen.
Meningokokken C
Für Kleinkinder wird bevorzugt zwischen dem 13. bis 15. Lebensmonat einmalig eine Impfung mit einem konjugierten Impfstoff gegen Meningokokken der Gruppe C empfohlen.
Pneumokokken
Ab Februar 2020 ist der 13-valente Impfstoff Prevenar 13 (PNC13) im kostenfreien Impfprogramm verfügbar. Neu-Immunisierungen sollen ab diesem Zeitpunkt mit dem 13-valenten Impfstoff gestartet werden. Kinder, welche bereits mit dem 10-valenten Impfstoff Synflorix (PNC10) angeimpft wurden, sollen mit ebendiesem Impfstoff fertig geimpft werden.
Bei der Erwachsenenimpfung werden drei Gruppen unterschieden: Gesunde Erwachsene (> 60 Jahre), Personen mit erhöhtem Risiko zu erkranken (> 50 Jahre) und Personen mit hohem Risiko und dringend indizierter Impfung (alle Altersgruppen).
Polio Auffrischung
Bei Volksschuleintritt, danach im Erwachsenenalter zweimal im Abstand von 10 Jahren. Danach sind weitere Auffrischungsimpfungen gegen Polio nur mehr bei Indikation nötig, das heißt dass danach nur mehr gegen Diphtherie-Tetanus-Pertussis aufgefrischt wird.
Pertussis
Impfempfehlung für Schwangere bevorzugt im 3. Trimenon (27.–36. Schwangerschaftswoche), unabhängig vom Abstand zur letzten Impfung gegen Pertussis
Rotavirus
Alle Säuglinge sollen, in Abhängigkeit vom verwendeten Impfstoff, entweder 2 Dosen (ab 01.02.2020 Rotarix im kostenfreien Impfkonzept verfügbar) oder 3 Dosen (Rotateq) mit einem Mindestabstand von 4 Wochen zwischen den einzelnen Dosen erhalten.
Bei 2 Dosen muss die Impfserie spätestens mit einem Alter des Säuglings von 24 Wochen, bei 3 Dosen spätestens mit 32 Wochen abgeschlossen sein. Rotarix und Rotateq sind nicht austauschbar (eine begonnene Grundimmunisierung muss mit demselben Impfstoff beendet werden).
AERZTE Steiermark 02/2020
Tetanus
siehe Tabelle 1 Postexponentielle Prophylaxe
Tollwut
siehe Tabelle 2 Postexponentielle Prophylaxe
Quelle der Darstellung: Öst. Impfplan 2020